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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

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wird sie zum Behufe der Auflockerung gezaust, früher durch
Menschenhand, jetzt durch die Zausemaschine3). Ist sie so
locker gemacht, so wird sie geflackt, d. h. auf Horden gepeitscht,
oder durch eine Maschine (Wolf) maschinirt (gewolft)4). Als-
dann wird dieselbe geschmalzt (eingefettet), d. h. durch Tränken
mit Butter (oder einem nicht austrocknenden, z. B. Baumöle)
geschmeidig gemacht. Auf das Einfetten folgt das Kratzen
(Schrubbeln, Krempeln, Kardätschen) mit der Hand oder
durch Maschinen, d. h. Auseinanderziehen, um die kurzen Fäden
von den langen zu trennen, und diese untereinander zu bringen,
um sie zum Verspinnen tauglicher zu machen5). Die geschrubbelte
Wolle wird jetzt entweder mit dem Spinnrade oder auf Spinn-
maschinen (Spinnmühlen) gesponnen, d. h. in Fäden zusammen-
gedrehet6). Das so entstandene Garn wird alsdann gehaspelt,
d. h. auf einen Haspel gewunden, und dort in Strehnen und
Gebinde abgetheilt7). Von diesen Strehnen kommt es auf eine
Winde und von daher auf Spulen (Bobinen), von welchen es
auf dem Spulrade doublirt oder driplirt, und dann gezwirnet,
d. h. zu zwei und drei Fäden zusammengedrehet wird8). Das-
jenige Garn, welches zur Kette (Zettel, Werft, Aufzug, Schee-
rung), d. h. dazu dient, um auf dem Webstuhle nach der Länge
und Breite des zu fertigenden Tuches oder Zeuges ausgespannt zu
werden, heißt Kettgarn. Dasjenige aber, welches dazu dient,
um zwischen die Fäden der Kette eingeschoben oder -geschlossen zu
werden, das Einschußgarn. Das Kettgarn wird vor seiner
Aufspannung durch Leimwasser gezogen (geschlichtet, geleimt),
um es steifer und fester zu machen9). Nun kommt das Scheeren
(Schieren) der Kette, d. h. das Ordnen und Abtheilen der Ket-
tengarnfäden, damit es als Kette in den Webstuhl gespannt werden
kann10). Dieses Aufspannen auf den Webstuhl11) heißt man das
Aufscheeren der Kette, und ist eine Arbeit, wozu sehr viel Sorg-
falt erforderlich ist12). Ist die Kette aufgescheert, so wird das
Einschußgarn, auf den Spülchen, auf welche es vorher schon ge-
spult wurde, in das Schiffchen gethan und das Tuch gewebt13).
Ist das Tuch fertig, so wird es genoppt, d. h. von den nicht
dazu gehörenden eingewebten Theilen befreit, was entweder mittelst
des Noppeisens (einer Zange) aus der Hand oder durch die
Noppmaschine14) geschieht. Das genoppte Tuch wird hierauf
gewalkt, um es von seinen Unreinigkeiten zu befreien und filzig
zu machen. Dies geschieht auf der Walkmühle unter verschiedenen
reinigenden Zusätzen15). Da durch das Walken das Tuch filzig
geworden ist, so müssen seine Haare jetzt wieder aufgelockert werden,

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wird ſie zum Behufe der Auflockerung gezaust, früher durch
Menſchenhand, jetzt durch die Zauſemaſchine3). Iſt ſie ſo
locker gemacht, ſo wird ſie geflackt, d. h. auf Horden gepeitſcht,
oder durch eine Maſchine (Wolf) maſchinirt (gewolft)4). Als-
dann wird dieſelbe geſchmalzt (eingefettet), d. h. durch Tränken
mit Butter (oder einem nicht austrocknenden, z. B. Baumöle)
geſchmeidig gemacht. Auf das Einfetten folgt das Kratzen
(Schrubbeln, Krempeln, Kardätſchen) mit der Hand oder
durch Maſchinen, d. h. Auseinanderziehen, um die kurzen Fäden
von den langen zu trennen, und dieſe untereinander zu bringen,
um ſie zum Verſpinnen tauglicher zu machen5). Die geſchrubbelte
Wolle wird jetzt entweder mit dem Spinnrade oder auf Spinn-
maſchinen (Spinnmühlen) geſponnen, d. h. in Fäden zuſammen-
gedrehet6). Das ſo entſtandene Garn wird alsdann gehaſpelt,
d. h. auf einen Haſpel gewunden, und dort in Strehnen und
Gebinde abgetheilt7). Von dieſen Strehnen kommt es auf eine
Winde und von daher auf Spulen (Bobinen), von welchen es
auf dem Spulrade doublirt oder driplirt, und dann gezwirnet,
d. h. zu zwei und drei Fäden zuſammengedrehet wird8). Das-
jenige Garn, welches zur Kette (Zettel, Werft, Aufzug, Schee-
rung), d. h. dazu dient, um auf dem Webſtuhle nach der Länge
und Breite des zu fertigenden Tuches oder Zeuges ausgeſpannt zu
werden, heißt Kettgarn. Dasjenige aber, welches dazu dient,
um zwiſchen die Fäden der Kette eingeſchoben oder -geſchloſſen zu
werden, das Einſchußgarn. Das Kettgarn wird vor ſeiner
Aufſpannung durch Leimwaſſer gezogen (geſchlichtet, geleimt),
um es ſteifer und feſter zu machen9). Nun kommt das Scheeren
(Schieren) der Kette, d. h. das Ordnen und Abtheilen der Ket-
tengarnfäden, damit es als Kette in den Webſtuhl geſpannt werden
kann10). Dieſes Aufſpannen auf den Webſtuhl11) heißt man das
Aufſcheeren der Kette, und iſt eine Arbeit, wozu ſehr viel Sorg-
falt erforderlich iſt12). Iſt die Kette aufgeſcheert, ſo wird das
Einſchußgarn, auf den Spülchen, auf welche es vorher ſchon ge-
ſpult wurde, in das Schiffchen gethan und das Tuch gewebt13).
Iſt das Tuch fertig, ſo wird es genoppt, d. h. von den nicht
dazu gehörenden eingewebten Theilen befreit, was entweder mittelſt
des Noppeiſens (einer Zange) aus der Hand oder durch die
Noppmaſchine14) geſchieht. Das genoppte Tuch wird hierauf
gewalkt, um es von ſeinen Unreinigkeiten zu befreien und filzig
zu machen. Dies geſchieht auf der Walkmühle unter verſchiedenen
reinigenden Zuſätzen15). Da durch das Walken das Tuch filzig
geworden iſt, ſo müſſen ſeine Haare jetzt wieder aufgelockert werden,

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[419/0441] wird ſie zum Behufe der Auflockerung gezaust, früher durch Menſchenhand, jetzt durch die Zauſemaſchine3). Iſt ſie ſo locker gemacht, ſo wird ſie geflackt, d. h. auf Horden gepeitſcht, oder durch eine Maſchine (Wolf) maſchinirt (gewolft)4). Als- dann wird dieſelbe geſchmalzt (eingefettet), d. h. durch Tränken mit Butter (oder einem nicht austrocknenden, z. B. Baumöle) geſchmeidig gemacht. Auf das Einfetten folgt das Kratzen (Schrubbeln, Krempeln, Kardätſchen) mit der Hand oder durch Maſchinen, d. h. Auseinanderziehen, um die kurzen Fäden von den langen zu trennen, und dieſe untereinander zu bringen, um ſie zum Verſpinnen tauglicher zu machen5). Die geſchrubbelte Wolle wird jetzt entweder mit dem Spinnrade oder auf Spinn- maſchinen (Spinnmühlen) geſponnen, d. h. in Fäden zuſammen- gedrehet6). Das ſo entſtandene Garn wird alsdann gehaſpelt, d. h. auf einen Haſpel gewunden, und dort in Strehnen und Gebinde abgetheilt7). Von dieſen Strehnen kommt es auf eine Winde und von daher auf Spulen (Bobinen), von welchen es auf dem Spulrade doublirt oder driplirt, und dann gezwirnet, d. h. zu zwei und drei Fäden zuſammengedrehet wird8). Das- jenige Garn, welches zur Kette (Zettel, Werft, Aufzug, Schee- rung), d. h. dazu dient, um auf dem Webſtuhle nach der Länge und Breite des zu fertigenden Tuches oder Zeuges ausgeſpannt zu werden, heißt Kettgarn. Dasjenige aber, welches dazu dient, um zwiſchen die Fäden der Kette eingeſchoben oder -geſchloſſen zu werden, das Einſchußgarn. Das Kettgarn wird vor ſeiner Aufſpannung durch Leimwaſſer gezogen (geſchlichtet, geleimt), um es ſteifer und feſter zu machen9). Nun kommt das Scheeren (Schieren) der Kette, d. h. das Ordnen und Abtheilen der Ket- tengarnfäden, damit es als Kette in den Webſtuhl geſpannt werden kann10). Dieſes Aufſpannen auf den Webſtuhl11) heißt man das Aufſcheeren der Kette, und iſt eine Arbeit, wozu ſehr viel Sorg- falt erforderlich iſt12). Iſt die Kette aufgeſcheert, ſo wird das Einſchußgarn, auf den Spülchen, auf welche es vorher ſchon ge- ſpult wurde, in das Schiffchen gethan und das Tuch gewebt13). Iſt das Tuch fertig, ſo wird es genoppt, d. h. von den nicht dazu gehörenden eingewebten Theilen befreit, was entweder mittelſt des Noppeiſens (einer Zange) aus der Hand oder durch die Noppmaſchine14) geſchieht. Das genoppte Tuch wird hierauf gewalkt, um es von ſeinen Unreinigkeiten zu befreien und filzig zu machen. Dies geſchieht auf der Walkmühle unter verſchiedenen reinigenden Zuſätzen15). Da durch das Walken das Tuch filzig geworden iſt, ſo müſſen ſeine Haare jetzt wieder aufgelockert werden, 27 *

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Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/441>, abgerufen am 22.11.2024.