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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

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Sind sie so weit fertig und trocken, dann glättet man sie mit
Bimsstein, und fettet sie mit Baum- oder Mandelöl ein, ehe sie
in Ringe gewunden werden. Diese Saiten werden wegen des
Gebrauches bei musikalischen Instrumenten noch oft mit Metalldraht
umsponnen und man hat zu diesem Geschäfte eigene Maschinen6).

1) v. Keeß Darstellung. II. Thl. II. Bd. S. 411. Aus den Därmen des
Seidenwurms werden die dünnen Darmfäden bereitet, welche man zu den Fisch-
angeln braucht. Vor dem Einspinnen werden die Würmer in Essig gebeitzt. Dann
werden sie nach geschehener Reinigung der Länge nach aufgeschnitten und der Gedärme
entledigt, welche man dann weiter behandelt, wie die anderen Saitlinge.
2) Diese Behandlung besteht in einer Beitzung mit allmälig stärkerer Alkalk-
lauge (Pottaschenlauge), nach welcher man die Därme jedesmal mit einer stumpfen
Messingklinge (dem sogenannten Eisen) schabt, um die Schleimtheile gänzlich zu
entfernen. Nach der gänzlichen Entfernung des Schleimes werden die Saitlinge in
eine noch einmal so starke Lauge gebracht, worauf sie zum Spinnen tauglich sind.
3) Nach v. Keeß kommen auf das C des Contrabasses 120-130, auf das
C des Violoncell's 80, auf das D desselben 40, auf die lezte weiße Saite der
Harfe 22, auf das D der Violine 6 oder 7, auf das A derselben 4 oder 5, auf
das E derselben 3, auf die feinen Saiten der Harfen und Mandolinen nur 2 Därme,
und auf die feinsten Harfensaiten nur 1 Darm. Jeder Darm wird aber besonders
gesponnen und die einzelnen Fäden werden erst später zusammengedreht. Jede zu
drehende Saite muß für gewöhnliche Gebrauchszwecke 6, die feineren Saiten aber
müssen zum Drehen 51/2 Elle W. lang sein. Für diese Leztere muß jede Saite
doppelt sein, aber es liefert auch jeder Darm 2 einfache Saiten. Fehlt es dem
Darme an der Länge, so setzt man ein Stück an.
4) Nach v. Keeß gehören zur Violin-D-Saite 40, zur A-Saite 60, zur
E- und G-Saite 80 Drehungen.
5) Bekanntlich werden für Instrumente mit vielen unmittelbar mit der Hand
zu spielenden Saiten die Octavsaiten gefärbt. Roth färbt man sie in einem Dekokte
von Fernambukholz mit Wasser und Alaun, aber blau in einer Auflösung von
Lakmus in Wasser mit Pottasche oder auch mit Indigo.
6) Karmarsch Mechanik. II. S. 186. Das gewöhnliche Spinnrad hierzu
besteht aus einer durch eine Kurbel zu drehenden wagrechten Welle, welche an ihren
Enden zwei verzahnte Räder hat, wovon jedes einen Trilling mit einem an der
Axe befindlichen Haken umdreht. Beide Haken stehen einander gegenüber, und jeder
von ihnen nimmt ein Ende der Saite auf. So muß sich die Saite um sich selbst
drehen, während dessen der Spinner den leonesischen oder ächten Silberdraht mit
der Hand auf denselben leitet. Der Engländer Saddington hat aber die Spinn-
maschine verbessert. Seine ältere Maschine verrichtet die Arbeit, indem die Saite
von einer Spule ab durch ein hohles sich drehendes Rohr geht, welches am einen
Ende mit einer Circularscheibe versehen ist, auf deren Fläche sich von einer Spule
der Draht um die Saite herum abwickelt, da diese aus dem Rohre gerade heraus-
geht. Seine neue Maschine umspinnt zu gleicher Zeit 6 Saiten, welche, parallel
neben einander wagrecht ausgespannt, durch ein Schnurrad schnell um ihre Axe
gedreht werden und den Draht von einem Rahmen bekommen, in welchem die
Drahtspulen angebracht sind. S. auch Dict. technologique. II. 432.
II. Verarbeitung des Fettes.
§. 303.
1) Die Lichtzieherei und Lichtgießerei.

Bekanntlich sind die Lichter entweder aus Wachs, aus Talg,
aus Wallrath oder aus einer Mischung dieser Substanzen. Die

Sind ſie ſo weit fertig und trocken, dann glättet man ſie mit
Bimsſtein, und fettet ſie mit Baum- oder Mandelöl ein, ehe ſie
in Ringe gewunden werden. Dieſe Saiten werden wegen des
Gebrauches bei muſikaliſchen Inſtrumenten noch oft mit Metalldraht
umſponnen und man hat zu dieſem Geſchäfte eigene Maſchinen6).

1) v. Keeß Darſtellung. II. Thl. II. Bd. S. 411. Aus den Därmen des
Seidenwurms werden die dünnen Darmfäden bereitet, welche man zu den Fiſch-
angeln braucht. Vor dem Einſpinnen werden die Würmer in Eſſig gebeitzt. Dann
werden ſie nach geſchehener Reinigung der Länge nach aufgeſchnitten und der Gedärme
entledigt, welche man dann weiter behandelt, wie die anderen Saitlinge.
2) Dieſe Behandlung beſteht in einer Beitzung mit allmälig ſtärkerer Alkalk-
lauge (Pottaſchenlauge), nach welcher man die Därme jedesmal mit einer ſtumpfen
Meſſingklinge (dem ſogenannten Eiſen) ſchabt, um die Schleimtheile gänzlich zu
entfernen. Nach der gänzlichen Entfernung des Schleimes werden die Saitlinge in
eine noch einmal ſo ſtarke Lauge gebracht, worauf ſie zum Spinnen tauglich ſind.
3) Nach v. Keeß kommen auf das C des Contrabaſſes 120–130, auf das
C des Violoncell's 80, auf das D deſſelben 40, auf die lezte weiße Saite der
Harfe 22, auf das D der Violine 6 oder 7, auf das A derſelben 4 oder 5, auf
das E derſelben 3, auf die feinen Saiten der Harfen und Mandolinen nur 2 Därme,
und auf die feinſten Harfenſaiten nur 1 Darm. Jeder Darm wird aber beſonders
geſponnen und die einzelnen Fäden werden erſt ſpäter zuſammengedreht. Jede zu
drehende Saite muß für gewöhnliche Gebrauchszwecke 6, die feineren Saiten aber
müſſen zum Drehen 5½ Elle W. lang ſein. Für dieſe Leztere muß jede Saite
doppelt ſein, aber es liefert auch jeder Darm 2 einfache Saiten. Fehlt es dem
Darme an der Länge, ſo ſetzt man ein Stück an.
4) Nach v. Keeß gehören zur Violin-D-Saite 40, zur A-Saite 60, zur
E- und G-Saite 80 Drehungen.
5) Bekanntlich werden für Inſtrumente mit vielen unmittelbar mit der Hand
zu ſpielenden Saiten die Octavſaiten gefärbt. Roth färbt man ſie in einem Dekokte
von Fernambukholz mit Waſſer und Alaun, aber blau in einer Auflöſung von
Lakmus in Waſſer mit Pottaſche oder auch mit Indigo.
6) Karmarſch Mechanik. II. S. 186. Das gewöhnliche Spinnrad hierzu
beſteht aus einer durch eine Kurbel zu drehenden wagrechten Welle, welche an ihren
Enden zwei verzahnte Räder hat, wovon jedes einen Trilling mit einem an der
Axe befindlichen Haken umdreht. Beide Haken ſtehen einander gegenüber, und jeder
von ihnen nimmt ein Ende der Saite auf. So muß ſich die Saite um ſich ſelbſt
drehen, während deſſen der Spinner den leoneſiſchen oder ächten Silberdraht mit
der Hand auf denſelben leitet. Der Engländer Saddington hat aber die Spinn-
maſchine verbeſſert. Seine ältere Maſchine verrichtet die Arbeit, indem die Saite
von einer Spule ab durch ein hohles ſich drehendes Rohr geht, welches am einen
Ende mit einer Circularſcheibe verſehen iſt, auf deren Fläche ſich von einer Spule
der Draht um die Saite herum abwickelt, da dieſe aus dem Rohre gerade heraus-
geht. Seine neue Maſchine umſpinnt zu gleicher Zeit 6 Saiten, welche, parallel
neben einander wagrecht ausgeſpannt, durch ein Schnurrad ſchnell um ihre Axe
gedreht werden und den Draht von einem Rahmen bekommen, in welchem die
Drahtſpulen angebracht ſind. S. auch Dict. technologique. II. 432.
II. Verarbeitung des Fettes.
§. 303.
1) Die Lichtzieherei und Lichtgießerei.

Bekanntlich ſind die Lichter entweder aus Wachs, aus Talg,
aus Wallrath oder aus einer Miſchung dieſer Subſtanzen. Die

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[412/0434] Sind ſie ſo weit fertig und trocken, dann glättet man ſie mit Bimsſtein, und fettet ſie mit Baum- oder Mandelöl ein, ehe ſie in Ringe gewunden werden. Dieſe Saiten werden wegen des Gebrauches bei muſikaliſchen Inſtrumenten noch oft mit Metalldraht umſponnen und man hat zu dieſem Geſchäfte eigene Maſchinen6). ¹⁾ v. Keeß Darſtellung. II. Thl. II. Bd. S. 411. Aus den Därmen des Seidenwurms werden die dünnen Darmfäden bereitet, welche man zu den Fiſch- angeln braucht. Vor dem Einſpinnen werden die Würmer in Eſſig gebeitzt. Dann werden ſie nach geſchehener Reinigung der Länge nach aufgeſchnitten und der Gedärme entledigt, welche man dann weiter behandelt, wie die anderen Saitlinge. ²⁾ Dieſe Behandlung beſteht in einer Beitzung mit allmälig ſtärkerer Alkalk- lauge (Pottaſchenlauge), nach welcher man die Därme jedesmal mit einer ſtumpfen Meſſingklinge (dem ſogenannten Eiſen) ſchabt, um die Schleimtheile gänzlich zu entfernen. Nach der gänzlichen Entfernung des Schleimes werden die Saitlinge in eine noch einmal ſo ſtarke Lauge gebracht, worauf ſie zum Spinnen tauglich ſind. ³⁾ Nach v. Keeß kommen auf das C des Contrabaſſes 120–130, auf das C des Violoncell's 80, auf das D deſſelben 40, auf die lezte weiße Saite der Harfe 22, auf das D der Violine 6 oder 7, auf das A derſelben 4 oder 5, auf das E derſelben 3, auf die feinen Saiten der Harfen und Mandolinen nur 2 Därme, und auf die feinſten Harfenſaiten nur 1 Darm. Jeder Darm wird aber beſonders geſponnen und die einzelnen Fäden werden erſt ſpäter zuſammengedreht. Jede zu drehende Saite muß für gewöhnliche Gebrauchszwecke 6, die feineren Saiten aber müſſen zum Drehen 5½ Elle W. lang ſein. Für dieſe Leztere muß jede Saite doppelt ſein, aber es liefert auch jeder Darm 2 einfache Saiten. Fehlt es dem Darme an der Länge, ſo ſetzt man ein Stück an. ⁴⁾ Nach v. Keeß gehören zur Violin-D-Saite 40, zur A-Saite 60, zur E- und G-Saite 80 Drehungen. ⁵⁾ Bekanntlich werden für Inſtrumente mit vielen unmittelbar mit der Hand zu ſpielenden Saiten die Octavſaiten gefärbt. Roth färbt man ſie in einem Dekokte von Fernambukholz mit Waſſer und Alaun, aber blau in einer Auflöſung von Lakmus in Waſſer mit Pottaſche oder auch mit Indigo. ⁶⁾ Karmarſch Mechanik. II. S. 186. Das gewöhnliche Spinnrad hierzu beſteht aus einer durch eine Kurbel zu drehenden wagrechten Welle, welche an ihren Enden zwei verzahnte Räder hat, wovon jedes einen Trilling mit einem an der Axe befindlichen Haken umdreht. Beide Haken ſtehen einander gegenüber, und jeder von ihnen nimmt ein Ende der Saite auf. So muß ſich die Saite um ſich ſelbſt drehen, während deſſen der Spinner den leoneſiſchen oder ächten Silberdraht mit der Hand auf denſelben leitet. Der Engländer Saddington hat aber die Spinn- maſchine verbeſſert. Seine ältere Maſchine verrichtet die Arbeit, indem die Saite von einer Spule ab durch ein hohles ſich drehendes Rohr geht, welches am einen Ende mit einer Circularſcheibe verſehen iſt, auf deren Fläche ſich von einer Spule der Draht um die Saite herum abwickelt, da dieſe aus dem Rohre gerade heraus- geht. Seine neue Maſchine umſpinnt zu gleicher Zeit 6 Saiten, welche, parallel neben einander wagrecht ausgeſpannt, durch ein Schnurrad ſchnell um ihre Axe gedreht werden und den Draht von einem Rahmen bekommen, in welchem die Drahtſpulen angebracht ſind. S. auch Dict. technologique. II. 432. II. Verarbeitung des Fettes. §. 303. 1) Die Lichtzieherei und Lichtgießerei. Bekanntlich ſind die Lichter entweder aus Wachs, aus Talg, aus Wallrath oder aus einer Miſchung dieſer Subſtanzen. Die

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Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/434>, abgerufen am 22.11.2024.