auf der Erde, mit dem andern aber auf einem Fuße liegt) mit dem Schabeeisen (einem Messer von stumpfer Schneide und zwei hölzernen Griffen). Hierauf werden sie mit Kochsalz eingerieben und in der Schwitzstube von einer Temperatur von 40° Reaum. zum Schwitzen in Haufen übereinander gelegt. Es entwickelt sich dabei ein Faulgeruch und die Haare lösen sich mit den Wurzeln los. Nachdem sie da herausgenommen sind, werden sie mechanisch vermittelst des Putzmessers von den Haaren befreit (abgepälet oder abgeböhlet), und in Wasser abgeschwenkt (ausgewässert). Jetzt folgt das Treiben oder Schwellen der Häute, um sie locker und von Flüssigkeit durchdringlich zu machen. Zu diesem Behufe werden sie in die sogenannte Treibfarbe eingesenkt5). Dieselben schwellen darin auf und werden dick und heben sich. Zeigt sich dies, so werden sie lohegar gemacht, d. h. in der Lohegrube mit dem Gerbestoffe eingebeitzt. Dies dauert 7-9-12 Monate6). Nachdem es herausgenommen ist, wird das Leder rein gebürstet, ausgebreitet, mit Brettern bedeckt und Gewichten beschwert, noch einmal mit trockener Lohe abgerieben, zum völligen Trocknen über Stangen gehängt und mit einem geribbten Horne gestrichen oder mit Schlägeln geklopft, um es dichter zu machen. Zur Bereitung des Fahlleders aber werden die Häute nach der Wässerung wegen des Enthaarens in den Kalkäscher7) und nach der erfolgten Reinigung vom Kalke erst zum Schwellen in eine schwächere Farbe gesetzt, wozu man sich wegen der Bewirkung einer sauren Gährung auch des Getreidemehls bedient. Endlich kommen sie nur auf kurze Zeit (3-4 Monate) in die Lohgrube. Feineres Fahlleder kommt zuweilen gar nicht einmal in dieselbe. Nach der geschehenen Ger- bung wird das Fahlleder mit Thran und Talg eingeschmiert, ge- trocknet, noch einmal eingefeuchtet und auf dem Falzbocke mit dem Falzeisen gefalzt, d. h. auf der Fleischseite durch Schaben verdünnt und gleichförmig dick gemacht8). B. Die Weißger- berei, d. h. das Gerben mit einem Gemische von Alaun und Kochsalz. Es ist dabei bis zum Kalkäscher einschließlich Alles so wie beim Gerben des Fahlleders. Nach dem Enthaaren werden die Endstücke abgenommen (was man Vergleichen heißt), die Häute durch Einweichen und Streichen gereinigt, dann in einem saubern Gefäße mit Holzkeulen unter Wasserzuguß gestoßen und gewalkt, hierauf nach geschehener Abspülung mit lauwarmem Was- ser mit dem Streicheisen auf der Fleisch- und Narbenseite ge- strichen, hernach noch zweimal in lauwarmem Wasser gewalkt, und endlich in einer Beitze, bestehend aus lauwarmem Wasser, Koch- salz, Sauerteig und Weitzenkleie zur Gährung gefördert und dann
auf der Erde, mit dem andern aber auf einem Fuße liegt) mit dem Schabeeiſen (einem Meſſer von ſtumpfer Schneide und zwei hölzernen Griffen). Hierauf werden ſie mit Kochſalz eingerieben und in der Schwitzſtube von einer Temperatur von 40° Reaum. zum Schwitzen in Haufen übereinander gelegt. Es entwickelt ſich dabei ein Faulgeruch und die Haare löſen ſich mit den Wurzeln los. Nachdem ſie da herausgenommen ſind, werden ſie mechaniſch vermittelſt des Putzmeſſers von den Haaren befreit (abgepälet oder abgeböhlet), und in Waſſer abgeſchwenkt (ausgewäſſert). Jetzt folgt das Treiben oder Schwellen der Häute, um ſie locker und von Flüſſigkeit durchdringlich zu machen. Zu dieſem Behufe werden ſie in die ſogenannte Treibfarbe eingeſenkt5). Dieſelben ſchwellen darin auf und werden dick und heben ſich. Zeigt ſich dies, ſo werden ſie lohegar gemacht, d. h. in der Lohegrube mit dem Gerbeſtoffe eingebeitzt. Dies dauert 7–9-12 Monate6). Nachdem es herausgenommen iſt, wird das Leder rein gebürſtet, ausgebreitet, mit Brettern bedeckt und Gewichten beſchwert, noch einmal mit trockener Lohe abgerieben, zum völligen Trocknen über Stangen gehängt und mit einem geribbten Horne geſtrichen oder mit Schlägeln geklopft, um es dichter zu machen. Zur Bereitung des Fahlleders aber werden die Häute nach der Wäſſerung wegen des Enthaarens in den Kalkäſcher7) und nach der erfolgten Reinigung vom Kalke erſt zum Schwellen in eine ſchwächere Farbe geſetzt, wozu man ſich wegen der Bewirkung einer ſauren Gährung auch des Getreidemehls bedient. Endlich kommen ſie nur auf kurze Zeit (3–4 Monate) in die Lohgrube. Feineres Fahlleder kommt zuweilen gar nicht einmal in dieſelbe. Nach der geſchehenen Ger- bung wird das Fahlleder mit Thran und Talg eingeſchmiert, ge- trocknet, noch einmal eingefeuchtet und auf dem Falzbocke mit dem Falzeiſen gefalzt, d. h. auf der Fleiſchſeite durch Schaben verdünnt und gleichförmig dick gemacht8). B. Die Weißger- berei, d. h. das Gerben mit einem Gemiſche von Alaun und Kochſalz. Es iſt dabei bis zum Kalkäſcher einſchließlich Alles ſo wie beim Gerben des Fahlleders. Nach dem Enthaaren werden die Endſtücke abgenommen (was man Vergleichen heißt), die Häute durch Einweichen und Streichen gereinigt, dann in einem ſaubern Gefäße mit Holzkeulen unter Waſſerzuguß geſtoßen und gewalkt, hierauf nach geſchehener Abſpülung mit lauwarmem Waſ- ſer mit dem Streicheiſen auf der Fleiſch- und Narbenſeite ge- ſtrichen, hernach noch zweimal in lauwarmem Waſſer gewalkt, und endlich in einer Beitze, beſtehend aus lauwarmem Waſſer, Koch- ſalz, Sauerteig und Weitzenkleie zur Gährung gefördert und dann
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><divn="8"><divn="9"><p><pbfacs="#f0430"n="408"/>
auf der Erde, mit dem andern aber auf einem Fuße liegt) mit<lb/>
dem <hirendition="#g">Schabeeiſen</hi> (einem Meſſer von ſtumpfer Schneide und zwei<lb/>
hölzernen Griffen). Hierauf werden ſie mit Kochſalz eingerieben<lb/>
und in der Schwitzſtube von einer Temperatur von 40° Reaum.<lb/>
zum <hirendition="#g">Schwitzen</hi> in Haufen übereinander gelegt. Es entwickelt ſich<lb/>
dabei ein Faulgeruch und die Haare löſen ſich mit den Wurzeln<lb/>
los. Nachdem ſie da herausgenommen ſind, werden ſie mechaniſch<lb/>
vermittelſt des <hirendition="#g">Putzmeſſers</hi> von den Haaren befreit (<hirendition="#g">abgepälet</hi><lb/>
oder <hirendition="#g">abgeböhlet</hi>), und in Waſſer abgeſchwenkt (<hirendition="#g">ausgewäſſert</hi>).<lb/>
Jetzt folgt das <hirendition="#g">Treiben</hi> oder <hirendition="#g">Schwellen</hi> der Häute, um ſie<lb/>
locker und von Flüſſigkeit durchdringlich zu machen. Zu dieſem<lb/>
Behufe werden ſie in die ſogenannte <hirendition="#g">Treibfarbe</hi> eingeſenkt<hirendition="#sup">5</hi>).<lb/>
Dieſelben ſchwellen darin auf und werden dick und heben ſich. Zeigt<lb/>ſich dies, ſo werden ſie <hirendition="#g">lohegar</hi> gemacht, d. h. in der Lohegrube<lb/>
mit dem Gerbeſtoffe eingebeitzt. Dies dauert 7–9-12 Monate<hirendition="#sup">6</hi>).<lb/>
Nachdem es herausgenommen iſt, wird das Leder rein gebürſtet,<lb/>
ausgebreitet, mit Brettern bedeckt und Gewichten beſchwert, noch<lb/>
einmal mit trockener Lohe abgerieben, zum völligen Trocknen über<lb/>
Stangen gehängt und mit einem geribbten Horne geſtrichen oder<lb/>
mit Schlägeln geklopft, um es dichter zu machen. Zur Bereitung<lb/>
des <hirendition="#g">Fahlleders</hi> aber werden die Häute nach der Wäſſerung wegen<lb/>
des Enthaarens in den <hirendition="#g">Kalkäſcher</hi><hirendition="#sup">7</hi>) und nach der erfolgten<lb/>
Reinigung vom Kalke erſt zum Schwellen in eine ſchwächere Farbe<lb/>
geſetzt, wozu man ſich wegen der Bewirkung einer ſauren Gährung<lb/>
auch des Getreidemehls bedient. Endlich kommen ſie nur auf kurze<lb/>
Zeit (3–4 Monate) in die Lohgrube. Feineres Fahlleder kommt<lb/>
zuweilen gar nicht einmal in dieſelbe. Nach der geſchehenen Ger-<lb/>
bung wird das Fahlleder mit Thran und Talg eingeſchmiert, ge-<lb/>
trocknet, noch einmal eingefeuchtet und auf dem <hirendition="#g">Falzbocke</hi> mit<lb/>
dem <hirendition="#g">Falzeiſen</hi> gefalzt, d. h. auf der Fleiſchſeite durch Schaben<lb/>
verdünnt und gleichförmig dick gemacht<hirendition="#sup">8</hi>). <hirendition="#aq">B.</hi> Die <hirendition="#g">Weißger</hi>-<lb/><hirendition="#g">berei</hi>, d. h. das Gerben mit einem Gemiſche von Alaun und<lb/>
Kochſalz. Es iſt dabei bis zum Kalkäſcher einſchließlich Alles ſo<lb/>
wie beim Gerben des Fahlleders. Nach dem Enthaaren werden<lb/>
die Endſtücke abgenommen (was man <hirendition="#g">Vergleichen</hi> heißt), die<lb/>
Häute durch Einweichen und Streichen gereinigt, dann in einem<lb/>ſaubern Gefäße mit Holzkeulen unter Waſſerzuguß geſtoßen und<lb/>
gewalkt, hierauf nach geſchehener Abſpülung mit lauwarmem Waſ-<lb/>ſer mit dem Streicheiſen auf der Fleiſch- und Narbenſeite ge-<lb/>ſtrichen, hernach noch zweimal in lauwarmem Waſſer gewalkt, und<lb/>
endlich in einer Beitze, beſtehend aus lauwarmem Waſſer, Koch-<lb/>ſalz, Sauerteig und Weitzenkleie zur Gährung gefördert und dann<lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[408/0430]
auf der Erde, mit dem andern aber auf einem Fuße liegt) mit
dem Schabeeiſen (einem Meſſer von ſtumpfer Schneide und zwei
hölzernen Griffen). Hierauf werden ſie mit Kochſalz eingerieben
und in der Schwitzſtube von einer Temperatur von 40° Reaum.
zum Schwitzen in Haufen übereinander gelegt. Es entwickelt ſich
dabei ein Faulgeruch und die Haare löſen ſich mit den Wurzeln
los. Nachdem ſie da herausgenommen ſind, werden ſie mechaniſch
vermittelſt des Putzmeſſers von den Haaren befreit (abgepälet
oder abgeböhlet), und in Waſſer abgeſchwenkt (ausgewäſſert).
Jetzt folgt das Treiben oder Schwellen der Häute, um ſie
locker und von Flüſſigkeit durchdringlich zu machen. Zu dieſem
Behufe werden ſie in die ſogenannte Treibfarbe eingeſenkt5).
Dieſelben ſchwellen darin auf und werden dick und heben ſich. Zeigt
ſich dies, ſo werden ſie lohegar gemacht, d. h. in der Lohegrube
mit dem Gerbeſtoffe eingebeitzt. Dies dauert 7–9-12 Monate6).
Nachdem es herausgenommen iſt, wird das Leder rein gebürſtet,
ausgebreitet, mit Brettern bedeckt und Gewichten beſchwert, noch
einmal mit trockener Lohe abgerieben, zum völligen Trocknen über
Stangen gehängt und mit einem geribbten Horne geſtrichen oder
mit Schlägeln geklopft, um es dichter zu machen. Zur Bereitung
des Fahlleders aber werden die Häute nach der Wäſſerung wegen
des Enthaarens in den Kalkäſcher7) und nach der erfolgten
Reinigung vom Kalke erſt zum Schwellen in eine ſchwächere Farbe
geſetzt, wozu man ſich wegen der Bewirkung einer ſauren Gährung
auch des Getreidemehls bedient. Endlich kommen ſie nur auf kurze
Zeit (3–4 Monate) in die Lohgrube. Feineres Fahlleder kommt
zuweilen gar nicht einmal in dieſelbe. Nach der geſchehenen Ger-
bung wird das Fahlleder mit Thran und Talg eingeſchmiert, ge-
trocknet, noch einmal eingefeuchtet und auf dem Falzbocke mit
dem Falzeiſen gefalzt, d. h. auf der Fleiſchſeite durch Schaben
verdünnt und gleichförmig dick gemacht8). B. Die Weißger-
berei, d. h. das Gerben mit einem Gemiſche von Alaun und
Kochſalz. Es iſt dabei bis zum Kalkäſcher einſchließlich Alles ſo
wie beim Gerben des Fahlleders. Nach dem Enthaaren werden
die Endſtücke abgenommen (was man Vergleichen heißt), die
Häute durch Einweichen und Streichen gereinigt, dann in einem
ſaubern Gefäße mit Holzkeulen unter Waſſerzuguß geſtoßen und
gewalkt, hierauf nach geſchehener Abſpülung mit lauwarmem Waſ-
ſer mit dem Streicheiſen auf der Fleiſch- und Narbenſeite ge-
ſtrichen, hernach noch zweimal in lauwarmem Waſſer gewalkt, und
endlich in einer Beitze, beſtehend aus lauwarmem Waſſer, Koch-
ſalz, Sauerteig und Weitzenkleie zur Gährung gefördert und dann
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/430>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.