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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

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Alcohol, der aber immer noch 11% Wasser hat. Wird er ganz wasserfrei
gemacht, so heißt er absoluter Alcohol, hat bei 12° Reaumur 0,7947 spez.
Gewicht und besteht aus 52,66 Kohlenstoff, 12,90 Wasserstoff und 34,44 Sauerstoff.
Prechtl Encyclopädie. I. S. 222 folg.
3) Der Saft des Zuckerrohres, wie der Wein ohne Hefezusatz gährungs-
fähig, hat frisch 12-16% Rohzucker. Syrup muß aber mit dem 20 fachen an
Wasser verdünnt werden, sich dann auf 20° Reaum. abkühlen, mit 8% seines
Gewichtes an Hefe versetzt werden, um zu gähren und wird dann destillirt. Das
Abwaschwasser vom Zuckerraffiniren braucht nur mit Hefe versetzt, gekühlt und
destillirt zu werden. Der Rohzucker wird mit 10 fachem Gewichte Wasser gelöst
und 10% Hefe versetzt. Ein Pfd. Zucker liefert 1/2 Pfd. Alcohol. Weinträbern
rührt man blos mit Wasser an und sie gähren in einer Temperatur von 15-20°
Reaum. ohne Hefezusatz. Aepfel und Birnen werden gequetscht, dann mit dem
doppelten Volumen an heißem Wasser zu einem Breie angerührt, und nach diesem
noch verdünnt und der eigenen Gährung überlassen. Zwetschen werden auch mit
Wasser umgerührt und in wohlverschlossenen Gefäßen einige Monate im Keller stehen
gelassen und dann destillirt. Bei den Kirschen zerquetscht man aber zugleich die
Kernen mit dem Fleische, ehe man sie so behandelt. Der Saft von Runkelrüben
hat 8% Zucker. Man kocht sie, wenn sie recht gereinigt sind, mit Wasserdämpfen
weich, zerquetscht oder stampft sie zu Brei, mischt sie mit des Gewichtes sieden-
dem Wasser ein, seihet sie durch ein Sieb, gibt noch halb soviel Wasser dazu und
versetzt die Maische nach ihrer Abkühlung bis auf 20° Reaum. mit 16 pr. Mille
des ersten Gewichtes der Runkelrüben an Hefe zur Gährung. Man muß aber der
ersten Maische 32 pr. Mille Gerstenmalzschrot zusetzen, um den gehörigen Kleber-
gehalt in die Maische zu bringen. Es geben 100 Pfd. Runkelrüben 10-12 Pfd.
Branntwein von 45° Tralles. Das Getreide gibt sehr guten und vielen Brannt-
wein. Man rechnet auf 100 Pfd. Weitzen 40-45 Pfd. Branntwein obiger
Stärke, auf 100 Pfd. Gerste, Buchweitzen oder Mais 40 Pfd., auf 100 Pfd.
Roggen 36-42 Pfd. und auf 100 Pfd. Hafer 36 Pfd. Branntwein. Das Mai-
schen des Getreides sammt den Vorarbeiten ist wesentlich von dem Maischen bei der
Bierbrauerei nicht verschieden und sogar zu wünschen, daß man dabei ebenso ver-
fahren möchte. Nur braucht die Maische nicht klar zu sein, und wird mit 4%
frischer Oberhefe oder 8% Unterhefe an Gewicht versetzt und in Gährung gebracht,
ehe sie zur Destillirung kommt. Ehe man die Hefe beigießt, mischt man sie mit
etwas warmer Maische. Es entsteht beim Gähren keine Oberhefe, und es kann
sogar etwas säuerlich werden. Nach 21/2 bis 3 Tagen kann die Maische oder Würze
zur Destillation kommen. Die Kartoffeln, welche sich zu Branntwein vortrefflich
eignen, werden gereinigt. Man hat dazu auch eigene Maschinen (§. 197. Note 2)
und Prechtl a. a. O. III. S. 18. beschreibt auch eine solche. Wenn hierauf die
Kartoffeln in Dampf gekocht sind, wozu man auch eigenthümliche Bottiche hat, so
werden sie zerquetscht oder zerrieben. Dies geschieht durch Walzen von Holz, wie
in Deutschland, oder durch Walzen, welche mit einem Siebe aus Eisendraht über-
zogen sind, damit der Brei in den Cylinder fallen und auf einer schiefen Ebene aus
demselben herausgleiten kann, wie in Frankreich üblich ist. Um aber eine Abküh-
lung der Kartoffeln beim Quetschen zu verhüten, bringt Siemens die Quetschung
im Kochbottiche selbst an (s. außer seiner Schrift auch Prechtl a. a. O. III. 19
bis 23.). Entweder in diesem Siemens'schen Maischapparate selbst, oder auf andere
Art mischt man den Kartoffelbrei mit heißem Wasser und zum Behufe der Auflösung
des geronnenen Eiweißstoffes und der Neutralisation der Weinsteinsäure mit einer
Aetzlauge von 1 Pfd. in heißem Wasser aufgelöster calcinirter Pottasche und 1 Pfd.
gelöschtem Kalke. Hierauf wird ihm, nachdem er durch ein Sieb gelaufen und von
den Träbern gereinigt ist, ungefähr 1/6 bis des Gewichts der Kartoffeln an
Malzschrot zugesetzt, nachdem dasselbe mit dem halben Gewichte der Kartoffeln an
kaltem Wasser vermischt ist. Man wiederholt nach ein Paar Stunden denselben
Wasserzusatz und läßt die Wärme so bis 20° Reaum. abkühlen. Alsdann setzt man
3-4% des Kartoffelgewichtes Hefe bei, worauf die Gährung mit einer sehr
brauchbaren Oberhefe beginnt. Ist sie vollendet, so kommt die Maische in die
Destillirblase, und liefert 18-20% Branntwein von 45° Tralles. -- Der Rest
Alcohol, der aber immer noch 11% Waſſer hat. Wird er ganz waſſerfrei
gemacht, ſo heißt er abſoluter Alcohol, hat bei 12° Reaumur 0,7947 ſpez.
Gewicht und beſteht aus 52,66 Kohlenſtoff, 12,90 Waſſerſtoff und 34,44 Sauerſtoff.
Prechtl Encyclopädie. I. S. 222 folg.
3) Der Saft des Zuckerrohres, wie der Wein ohne Hefezuſatz gährungs-
fähig, hat friſch 12–16% Rohzucker. Syrup muß aber mit dem 20 fachen an
Waſſer verdünnt werden, ſich dann auf 20° Reaum. abkühlen, mit 8% ſeines
Gewichtes an Hefe verſetzt werden, um zu gähren und wird dann deſtillirt. Das
Abwaſchwaſſer vom Zuckerraffiniren braucht nur mit Hefe verſetzt, gekühlt und
deſtillirt zu werden. Der Rohzucker wird mit 10 fachem Gewichte Waſſer gelöst
und 10% Hefe verſetzt. Ein Pfd. Zucker liefert ½ Pfd. Alcohol. Weinträbern
rührt man blos mit Waſſer an und ſie gähren in einer Temperatur von 15–20°
Reaum. ohne Hefezuſatz. Aepfel und Birnen werden gequetſcht, dann mit dem
doppelten Volumen an heißem Waſſer zu einem Breie angerührt, und nach dieſem
noch verdünnt und der eigenen Gährung überlaſſen. Zwetſchen werden auch mit
Waſſer umgerührt und in wohlverſchloſſenen Gefäßen einige Monate im Keller ſtehen
gelaſſen und dann deſtillirt. Bei den Kirſchen zerquetſcht man aber zugleich die
Kernen mit dem Fleiſche, ehe man ſie ſo behandelt. Der Saft von Runkelrüben
hat 8% Zucker. Man kocht ſie, wenn ſie recht gereinigt ſind, mit Waſſerdämpfen
weich, zerquetſcht oder ſtampft ſie zu Brei, miſcht ſie mit des Gewichtes ſieden-
dem Waſſer ein, ſeihet ſie durch ein Sieb, gibt noch halb ſoviel Waſſer dazu und
verſetzt die Maiſche nach ihrer Abkühlung bis auf 20° Reaum. mit 16 pr. Mille
des erſten Gewichtes der Runkelrüben an Hefe zur Gährung. Man muß aber der
erſten Maiſche 32 pr. Mille Gerſtenmalzſchrot zuſetzen, um den gehörigen Kleber-
gehalt in die Maiſche zu bringen. Es geben 100 Pfd. Runkelrüben 10–12 Pfd.
Branntwein von 45° Tralles. Das Getreide gibt ſehr guten und vielen Brannt-
wein. Man rechnet auf 100 Pfd. Weitzen 40–45 Pfd. Branntwein obiger
Stärke, auf 100 Pfd. Gerſte, Buchweitzen oder Mais 40 Pfd., auf 100 Pfd.
Roggen 36–42 Pfd. und auf 100 Pfd. Hafer 36 Pfd. Branntwein. Das Mai-
ſchen des Getreides ſammt den Vorarbeiten iſt weſentlich von dem Maiſchen bei der
Bierbrauerei nicht verſchieden und ſogar zu wünſchen, daß man dabei ebenſo ver-
fahren möchte. Nur braucht die Maiſche nicht klar zu ſein, und wird mit 4%
friſcher Oberhefe oder 8% Unterhefe an Gewicht verſetzt und in Gährung gebracht,
ehe ſie zur Deſtillirung kommt. Ehe man die Hefe beigießt, miſcht man ſie mit
etwas warmer Maiſche. Es entſteht beim Gähren keine Oberhefe, und es kann
ſogar etwas ſäuerlich werden. Nach 2½ bis 3 Tagen kann die Maiſche oder Würze
zur Deſtillation kommen. Die Kartoffeln, welche ſich zu Branntwein vortrefflich
eignen, werden gereinigt. Man hat dazu auch eigene Maſchinen (§. 197. Note 2)
und Prechtl a. a. O. III. S. 18. beſchreibt auch eine ſolche. Wenn hierauf die
Kartoffeln in Dampf gekocht ſind, wozu man auch eigenthümliche Bottiche hat, ſo
werden ſie zerquetſcht oder zerrieben. Dies geſchieht durch Walzen von Holz, wie
in Deutſchland, oder durch Walzen, welche mit einem Siebe aus Eiſendraht über-
zogen ſind, damit der Brei in den Cylinder fallen und auf einer ſchiefen Ebene aus
demſelben herausgleiten kann, wie in Frankreich üblich iſt. Um aber eine Abküh-
lung der Kartoffeln beim Quetſchen zu verhüten, bringt Siemens die Quetſchung
im Kochbottiche ſelbſt an (ſ. außer ſeiner Schrift auch Prechtl a. a. O. III. 19
bis 23.). Entweder in dieſem Siemens'ſchen Maiſchapparate ſelbſt, oder auf andere
Art miſcht man den Kartoffelbrei mit heißem Waſſer und zum Behufe der Auflöſung
des geronnenen Eiweißſtoffes und der Neutraliſation der Weinſteinſäure mit einer
Aetzlauge von 1 Pfd. in heißem Waſſer aufgelöster calcinirter Pottaſche und 1 Pfd.
gelöſchtem Kalke. Hierauf wird ihm, nachdem er durch ein Sieb gelaufen und von
den Träbern gereinigt iſt, ungefähr ⅙ bis ⅒ des Gewichts der Kartoffeln an
Malzſchrot zugeſetzt, nachdem daſſelbe mit dem halben Gewichte der Kartoffeln an
kaltem Waſſer vermiſcht iſt. Man wiederholt nach ein Paar Stunden denſelben
Waſſerzuſatz und läßt die Wärme ſo bis 20° Reaum. abkühlen. Alsdann ſetzt man
3–4% des Kartoffelgewichtes Hefe bei, worauf die Gährung mit einer ſehr
brauchbaren Oberhefe beginnt. Iſt ſie vollendet, ſo kommt die Maiſche in die
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[405/0427] ²⁾ Alcohol, der aber immer noch 11% Waſſer hat. Wird er ganz waſſerfrei gemacht, ſo heißt er abſoluter Alcohol, hat bei 12° Reaumur 0,7947 ſpez. Gewicht und beſteht aus 52,66 Kohlenſtoff, 12,90 Waſſerſtoff und 34,44 Sauerſtoff. Prechtl Encyclopädie. I. S. 222 folg. ³⁾ Der Saft des Zuckerrohres, wie der Wein ohne Hefezuſatz gährungs- fähig, hat friſch 12–16% Rohzucker. Syrup muß aber mit dem 20 fachen an Waſſer verdünnt werden, ſich dann auf 20° Reaum. abkühlen, mit 8% ſeines Gewichtes an Hefe verſetzt werden, um zu gähren und wird dann deſtillirt. Das Abwaſchwaſſer vom Zuckerraffiniren braucht nur mit Hefe verſetzt, gekühlt und deſtillirt zu werden. Der Rohzucker wird mit 10 fachem Gewichte Waſſer gelöst und 10% Hefe verſetzt. Ein Pfd. Zucker liefert ½ Pfd. Alcohol. Weinträbern rührt man blos mit Waſſer an und ſie gähren in einer Temperatur von 15–20° Reaum. ohne Hefezuſatz. Aepfel und Birnen werden gequetſcht, dann mit dem doppelten Volumen an heißem Waſſer zu einem Breie angerührt, und nach dieſem noch verdünnt und der eigenen Gährung überlaſſen. Zwetſchen werden auch mit Waſſer umgerührt und in wohlverſchloſſenen Gefäßen einige Monate im Keller ſtehen gelaſſen und dann deſtillirt. Bei den Kirſchen zerquetſcht man aber zugleich die Kernen mit dem Fleiſche, ehe man ſie ſo behandelt. Der Saft von Runkelrüben hat 8% Zucker. Man kocht ſie, wenn ſie recht gereinigt ſind, mit Waſſerdämpfen weich, zerquetſcht oder ſtampft ſie zu Brei, miſcht ſie mit [FORMEL] des Gewichtes ſieden- dem Waſſer ein, ſeihet ſie durch ein Sieb, gibt noch halb ſoviel Waſſer dazu und verſetzt die Maiſche nach ihrer Abkühlung bis auf 20° Reaum. mit 16 pr. Mille des erſten Gewichtes der Runkelrüben an Hefe zur Gährung. Man muß aber der erſten Maiſche 32 pr. Mille Gerſtenmalzſchrot zuſetzen, um den gehörigen Kleber- gehalt in die Maiſche zu bringen. Es geben 100 Pfd. Runkelrüben 10–12 Pfd. Branntwein von 45° Tralles. Das Getreide gibt ſehr guten und vielen Brannt- wein. Man rechnet auf 100 Pfd. Weitzen 40–45 Pfd. Branntwein obiger Stärke, auf 100 Pfd. Gerſte, Buchweitzen oder Mais 40 Pfd., auf 100 Pfd. Roggen 36–42 Pfd. und auf 100 Pfd. Hafer 36 Pfd. Branntwein. Das Mai- ſchen des Getreides ſammt den Vorarbeiten iſt weſentlich von dem Maiſchen bei der Bierbrauerei nicht verſchieden und ſogar zu wünſchen, daß man dabei ebenſo ver- fahren möchte. Nur braucht die Maiſche nicht klar zu ſein, und wird mit 4% friſcher Oberhefe oder 8% Unterhefe an Gewicht verſetzt und in Gährung gebracht, ehe ſie zur Deſtillirung kommt. Ehe man die Hefe beigießt, miſcht man ſie mit etwas warmer Maiſche. Es entſteht beim Gähren keine Oberhefe, und es kann ſogar etwas ſäuerlich werden. Nach 2½ bis 3 Tagen kann die Maiſche oder Würze zur Deſtillation kommen. Die Kartoffeln, welche ſich zu Branntwein vortrefflich eignen, werden gereinigt. Man hat dazu auch eigene Maſchinen (§. 197. Note 2) und Prechtl a. a. O. III. S. 18. beſchreibt auch eine ſolche. Wenn hierauf die Kartoffeln in Dampf gekocht ſind, wozu man auch eigenthümliche Bottiche hat, ſo werden ſie zerquetſcht oder zerrieben. Dies geſchieht durch Walzen von Holz, wie in Deutſchland, oder durch Walzen, welche mit einem Siebe aus Eiſendraht über- zogen ſind, damit der Brei in den Cylinder fallen und auf einer ſchiefen Ebene aus demſelben herausgleiten kann, wie in Frankreich üblich iſt. Um aber eine Abküh- lung der Kartoffeln beim Quetſchen zu verhüten, bringt Siemens die Quetſchung im Kochbottiche ſelbſt an (ſ. außer ſeiner Schrift auch Prechtl a. a. O. III. 19 bis 23.). Entweder in dieſem Siemens'ſchen Maiſchapparate ſelbſt, oder auf andere Art miſcht man den Kartoffelbrei mit heißem Waſſer und zum Behufe der Auflöſung des geronnenen Eiweißſtoffes und der Neutraliſation der Weinſteinſäure mit einer Aetzlauge von 1 Pfd. in heißem Waſſer aufgelöster calcinirter Pottaſche und 1 Pfd. gelöſchtem Kalke. Hierauf wird ihm, nachdem er durch ein Sieb gelaufen und von den Träbern gereinigt iſt, ungefähr ⅙ bis ⅒ des Gewichts der Kartoffeln an Malzſchrot zugeſetzt, nachdem daſſelbe mit dem halben Gewichte der Kartoffeln an kaltem Waſſer vermiſcht iſt. Man wiederholt nach ein Paar Stunden denſelben Waſſerzuſatz und läßt die Wärme ſo bis 20° Reaum. abkühlen. Alsdann ſetzt man 3–4% des Kartoffelgewichtes Hefe bei, worauf die Gährung mit einer ſehr brauchbaren Oberhefe beginnt. Iſt ſie vollendet, ſo kommt die Maiſche in die Deſtillirblaſe, und liefert 18–20% Branntwein von 45° Tralles. — Der Reſt

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Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/427>, abgerufen am 25.11.2024.