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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

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begrenzt sogleich Eines derselben mit einer Zarge von Thon oder
Lehm u. dgl., trägt auf dasselbe den Gips auf, nimmt das so
entstandene Modelstück ab, beschneidet es an den Seiten keilförmig,
schneidet die erforderlichen Marken ein, legt das so gestaltete
Modellstück wieder auf sein Feld, umzargt das nächstliegende Feld,
verfährt mit demselben ebenso wie mit dem vorherigen, und so
fort, damit nach und nach das ganze Model entsteht, an welchem
die einzelnen Stücke durch Marken und Zäpfchen einen guten Zu-
sammenhalt haben7). Will man nun nach diesen Modellen voll
gießen, so wird die Gipsmasse eben eingegossen. Allein man gießt
die Copien leichter, wohlfeiler und gefahrloser für die Modelle
hohl, indem man zuerst einen dünnen Gipsbrei in das Model gießt,
und durch gehöriges sorgfältiges Bewegen desselben das Ueberziehen
des Innern davon mit einer Gipskruste bewirkt, hierauf aber,
noch ehe die Gipsmasse erhärtet ist, unter derselben Arbeit wieder
eine neue Quantität des Breies nachgießt8).

1) Prechtl Encyclopädie. I. 68. Desselben Jahrbücher. XI. S. 1. Wenn
der Gips, gebrannt und fein gemahlen, mit Wasser zu einem Breie erweicht wird,
so erhärtet er äußerst schnell sehr stark, und es entsteht in der Masse, wenn man
sie blos mit der Hand berührt, eine Erwärmung und eine Vergrößerung des Um-
fanges. Man muß aber durch Praxis erfahren, wie lange und wie stark der Gips
geröstet und wie viel Wasser zum Behufe seiner entsprechenden Erhärtung beigesetzt
werden muß. Wenn derselbe vor dem Anrühren erwärmt wird, verhärtet er sich
besser. Das Anrühren des Breies muß aber unter beständigem schnellem Umrühren
geschehen, um Blasen zu verhüten, und mit soviel Wasser, daß sich die Masse nicht
so schnell verhärtet. Andere Beimischungen von erdigen Theilen verbessern die Masse
nicht, sondern benehmen ihr ihre Verhärtbarkeit.
2) Bei der Benutzung derselben hat man wegen Beschädigungen sehr behutsam
zu sein, besonders z. B. bei Antiken u dgl. Man kann aber nicht blos von todten,
sondern auch von Händen, Füßen und Gesichtern lebender Menschen Modelle nehmen.
Es wird das Gesicht z. B., wenn die Person auf dem Rücken liegt, mit Oel über-
strichen, das Haar in demselben mit einem Mehlkleister fein bedeckt, in jedes
Nasenloch zum Athmen entweder ein Röhrchen oder ein Papierdütchen gesteckt, eine
Zarge von Tuch gemacht und ein sehr schnell verhärtender Gipsbrei aufgegossen.
3) Um der Gefahr nicht ausgesetzt zu sein, daß man das Model und Original
oder den Guß und das Model nicht mehr von einander trennen könnte, so schmiert
man das Leztere von Beiden entweder mit reinem Baumöle oder mit einer Salbe
aus Baumöl und in Wasser aufgelöster Seife. Lezteres ist besser, weil das Oel
allein, wenn man nur wenig nimmt, sich in das Original hineinzieht, und dann
ein noch festeres Ankleben des Models verursacht, und weil, wenn man viel Oel
nimmt, dasselbe die Vertiefungen des Originals ausfüllt und das Model stumpf
macht, aber auch den Gips nicht hart werden läßt.
4) Eine auf beiden Seiten abzugießende Münze, Medaille u. dgl., wird mit
einer Zarge nach beiden Seiten umgeben, und auf beide Seiten Gipsbrei gegossen,
um für den Revers und Avers das Gußmodel zu haben. Für sehr wenige Copien
kann man sich von Münzen u. dgl. auch Modelle von Stanniol machen, welche
sehr scharfe Abgüsse liefern. Man umwickelt die abzumodellirende Fläche mit einem
Stanniolblättchen und schlägt mit einer steifen Bürste so lange darauf, bis sich das
Gepräge ganz scharf heraushebt, und nimmt davon den Stanniol sorgsam ab, der
dann als Model dient.

begrenzt ſogleich Eines derſelben mit einer Zarge von Thon oder
Lehm u. dgl., trägt auf daſſelbe den Gips auf, nimmt das ſo
entſtandene Modelſtück ab, beſchneidet es an den Seiten keilförmig,
ſchneidet die erforderlichen Marken ein, legt das ſo geſtaltete
Modellſtück wieder auf ſein Feld, umzargt das nächſtliegende Feld,
verfährt mit demſelben ebenſo wie mit dem vorherigen, und ſo
fort, damit nach und nach das ganze Model entſteht, an welchem
die einzelnen Stücke durch Marken und Zäpfchen einen guten Zu-
ſammenhalt haben7). Will man nun nach dieſen Modellen voll
gießen, ſo wird die Gipsmaſſe eben eingegoſſen. Allein man gießt
die Copien leichter, wohlfeiler und gefahrloſer für die Modelle
hohl, indem man zuerſt einen dünnen Gipsbrei in das Model gießt,
und durch gehöriges ſorgfältiges Bewegen deſſelben das Ueberziehen
des Innern davon mit einer Gipskruſte bewirkt, hierauf aber,
noch ehe die Gipsmaſſe erhärtet iſt, unter derſelben Arbeit wieder
eine neue Quantität des Breies nachgießt8).

1) Prechtl Encyclopädie. I. 68. Deſſelben Jahrbücher. XI. S. 1. Wenn
der Gips, gebrannt und fein gemahlen, mit Waſſer zu einem Breie erweicht wird,
ſo erhärtet er äußerſt ſchnell ſehr ſtark, und es entſteht in der Maſſe, wenn man
ſie blos mit der Hand berührt, eine Erwärmung und eine Vergrößerung des Um-
fanges. Man muß aber durch Praxis erfahren, wie lange und wie ſtark der Gips
geröſtet und wie viel Waſſer zum Behufe ſeiner entſprechenden Erhärtung beigeſetzt
werden muß. Wenn derſelbe vor dem Anrühren erwärmt wird, verhärtet er ſich
beſſer. Das Anrühren des Breies muß aber unter beſtändigem ſchnellem Umrühren
geſchehen, um Blaſen zu verhüten, und mit ſoviel Waſſer, daß ſich die Maſſe nicht
ſo ſchnell verhärtet. Andere Beimiſchungen von erdigen Theilen verbeſſern die Maſſe
nicht, ſondern benehmen ihr ihre Verhärtbarkeit.
2) Bei der Benutzung derſelben hat man wegen Beſchädigungen ſehr behutſam
zu ſein, beſonders z. B. bei Antiken u dgl. Man kann aber nicht blos von todten,
ſondern auch von Händen, Füßen und Geſichtern lebender Menſchen Modelle nehmen.
Es wird das Geſicht z. B., wenn die Perſon auf dem Rücken liegt, mit Oel über-
ſtrichen, das Haar in demſelben mit einem Mehlkleiſter fein bedeckt, in jedes
Naſenloch zum Athmen entweder ein Röhrchen oder ein Papierdütchen geſteckt, eine
Zarge von Tuch gemacht und ein ſehr ſchnell verhärtender Gipsbrei aufgegoſſen.
3) Um der Gefahr nicht ausgeſetzt zu ſein, daß man das Model und Original
oder den Guß und das Model nicht mehr von einander trennen könnte, ſo ſchmiert
man das Leztere von Beiden entweder mit reinem Baumöle oder mit einer Salbe
aus Baumöl und in Waſſer aufgelöster Seife. Lezteres iſt beſſer, weil das Oel
allein, wenn man nur wenig nimmt, ſich in das Original hineinzieht, und dann
ein noch feſteres Ankleben des Models verurſacht, und weil, wenn man viel Oel
nimmt, daſſelbe die Vertiefungen des Originals ausfüllt und das Model ſtumpf
macht, aber auch den Gips nicht hart werden läßt.
4) Eine auf beiden Seiten abzugießende Münze, Medaille u. dgl., wird mit
einer Zarge nach beiden Seiten umgeben, und auf beide Seiten Gipsbrei gegoſſen,
um für den Revers und Avers das Gußmodel zu haben. Für ſehr wenige Copien
kann man ſich von Münzen u. dgl. auch Modelle von Stanniol machen, welche
ſehr ſcharfe Abgüſſe liefern. Man umwickelt die abzumodellirende Fläche mit einem
Stanniolblättchen und ſchlägt mit einer ſteifen Bürſte ſo lange darauf, bis ſich das
Gepräge ganz ſcharf heraushebt, und nimmt davon den Stanniol ſorgſam ab, der
dann als Model dient.

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[378/0400] begrenzt ſogleich Eines derſelben mit einer Zarge von Thon oder Lehm u. dgl., trägt auf daſſelbe den Gips auf, nimmt das ſo entſtandene Modelſtück ab, beſchneidet es an den Seiten keilförmig, ſchneidet die erforderlichen Marken ein, legt das ſo geſtaltete Modellſtück wieder auf ſein Feld, umzargt das nächſtliegende Feld, verfährt mit demſelben ebenſo wie mit dem vorherigen, und ſo fort, damit nach und nach das ganze Model entſteht, an welchem die einzelnen Stücke durch Marken und Zäpfchen einen guten Zu- ſammenhalt haben7). Will man nun nach dieſen Modellen voll gießen, ſo wird die Gipsmaſſe eben eingegoſſen. Allein man gießt die Copien leichter, wohlfeiler und gefahrloſer für die Modelle hohl, indem man zuerſt einen dünnen Gipsbrei in das Model gießt, und durch gehöriges ſorgfältiges Bewegen deſſelben das Ueberziehen des Innern davon mit einer Gipskruſte bewirkt, hierauf aber, noch ehe die Gipsmaſſe erhärtet iſt, unter derſelben Arbeit wieder eine neue Quantität des Breies nachgießt8). ¹⁾ Prechtl Encyclopädie. I. 68. Deſſelben Jahrbücher. XI. S. 1. Wenn der Gips, gebrannt und fein gemahlen, mit Waſſer zu einem Breie erweicht wird, ſo erhärtet er äußerſt ſchnell ſehr ſtark, und es entſteht in der Maſſe, wenn man ſie blos mit der Hand berührt, eine Erwärmung und eine Vergrößerung des Um- fanges. Man muß aber durch Praxis erfahren, wie lange und wie ſtark der Gips geröſtet und wie viel Waſſer zum Behufe ſeiner entſprechenden Erhärtung beigeſetzt werden muß. Wenn derſelbe vor dem Anrühren erwärmt wird, verhärtet er ſich beſſer. Das Anrühren des Breies muß aber unter beſtändigem ſchnellem Umrühren geſchehen, um Blaſen zu verhüten, und mit ſoviel Waſſer, daß ſich die Maſſe nicht ſo ſchnell verhärtet. Andere Beimiſchungen von erdigen Theilen verbeſſern die Maſſe nicht, ſondern benehmen ihr ihre Verhärtbarkeit. ²⁾ Bei der Benutzung derſelben hat man wegen Beſchädigungen ſehr behutſam zu ſein, beſonders z. B. bei Antiken u dgl. Man kann aber nicht blos von todten, ſondern auch von Händen, Füßen und Geſichtern lebender Menſchen Modelle nehmen. Es wird das Geſicht z. B., wenn die Perſon auf dem Rücken liegt, mit Oel über- ſtrichen, das Haar in demſelben mit einem Mehlkleiſter fein bedeckt, in jedes Naſenloch zum Athmen entweder ein Röhrchen oder ein Papierdütchen geſteckt, eine Zarge von Tuch gemacht und ein ſehr ſchnell verhärtender Gipsbrei aufgegoſſen. ³⁾ Um der Gefahr nicht ausgeſetzt zu ſein, daß man das Model und Original oder den Guß und das Model nicht mehr von einander trennen könnte, ſo ſchmiert man das Leztere von Beiden entweder mit reinem Baumöle oder mit einer Salbe aus Baumöl und in Waſſer aufgelöster Seife. Lezteres iſt beſſer, weil das Oel allein, wenn man nur wenig nimmt, ſich in das Original hineinzieht, und dann ein noch feſteres Ankleben des Models verurſacht, und weil, wenn man viel Oel nimmt, daſſelbe die Vertiefungen des Originals ausfüllt und das Model ſtumpf macht, aber auch den Gips nicht hart werden läßt. ⁴⁾ Eine auf beiden Seiten abzugießende Münze, Medaille u. dgl., wird mit einer Zarge nach beiden Seiten umgeben, und auf beide Seiten Gipsbrei gegoſſen, um für den Revers und Avers das Gußmodel zu haben. Für ſehr wenige Copien kann man ſich von Münzen u. dgl. auch Modelle von Stanniol machen, welche ſehr ſcharfe Abgüſſe liefern. Man umwickelt die abzumodellirende Fläche mit einem Stanniolblättchen und ſchlägt mit einer ſteifen Bürſte ſo lange darauf, bis ſich das Gepräge ganz ſcharf heraushebt, und nimmt davon den Stanniol ſorgſam ab, der dann als Model dient.

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Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/400>, abgerufen am 22.11.2024.