diese blos zu gießen, um Abgüsse zu erlangen4). 2) Der Guß allseitiger geschlossener und hohler Formen, z. B. von Büsten, Statuen, Figuren u. dgl. Will man ganz einfache Figuren, wie z. B. Kugeln, Eier, Obst, Cylinder gießen, so verfährt man anders, als beim Gusse von zusammengesetztern, manchfaltige Form habenden, Gestalten. Die Bildung des Models und dessen Zusammensetzung ist das Wesentliche und Schwierigste. Zur Modellirung jener einfachen Dinge legt man um den weitesten Umfang eine Zarge, wie sie oben beschrieben ist, und gießt dann so lange Gipsmasse darein, bis der Gegenstand ganz bedeckt ist. Ist die Gipsumhüllung ganz hart, so nimmt man sie ab, schneidet sie eben an der Fläche, mit der sie auf der Zarge aufsaß, und macht in dieselbe einige halbrunde Einschnitte (Marken genannt). Wenn sie bis zum Klingen getrocknet ist, so schmiert man sie mit Oel oder tränkt sie mit Terpentinfirniß, legt den Gegenstand wie- der in diesen Theil des Models, versieht dies gegen die andere Seite mit einer Zarge, gießt Gipsmasse auf und so bildet sich der andere Theil, es entsteht das Model fürs Ganze, und die zwei Theile haben eine feste Haltung auf einander, indem durch den Guß am anderen Theile Zäpfchen entstehen, welche gerade in die Marken des unteren passen. Jetzt schneidet man nur von Außen trichterförmig das Gießloch (den Einguß) in einen Theil der Form und das Model kann zum Gusse gebraucht werden. Es ist aber immer besser, wenn man mehr als zwei Theile aus einem Modelle macht, und dies ist unfehlbar nöthig bei der anderen zu- sammengesetzteren Art von Formen. Zur Bildung der Modelle für diese Güsse hat man drei Methoden. Nämlich a) man fertigt zu einem Originale mehrere Formen, und läßt jede in einigen Stücken bestehen, die, ein jedes für sich, nur einen Theil des Abgusses bilden5); oder b) man überzieht das ganze Original mit einer 1-3 Zolle dicken Gipskruste, theilt nach ihrer Härtung die Ober- fläche desselben in passende Felder ein, wie man die Kruste stück- weise am besten abnehmen kann, ohne die Verbindungsnahten über rein und fein auszuarbeitende Theile des Abgusses zu führen, schneidet entweder mit der Säge oder arbeitet mit dem Meißel diesen Felderlinien nach den Gipsüberzug durch, jedoch nicht bis auf's Original, sondern so weit, daß derselbe noch Zusammenhalt hat, und sprengt endlich diese Felder sorgsam los, wobei auch das noch Zusammenhängende zerbricht. Diese Theile fügt man dann auf irgend eine Art zum Modelle zusammen und hat so die hohle Gußform, in welcher man den Guß vollführt6). Oder endlich c) man zeichnet sich auf dem Originale selbst die Formfelder vor,
dieſe blos zu gießen, um Abgüſſe zu erlangen4). 2) Der Guß allſeitiger geſchloſſener und hohler Formen, z. B. von Büſten, Statuen, Figuren u. dgl. Will man ganz einfache Figuren, wie z. B. Kugeln, Eier, Obſt, Cylinder gießen, ſo verfährt man anders, als beim Guſſe von zuſammengeſetztern, manchfaltige Form habenden, Geſtalten. Die Bildung des Models und deſſen Zuſammenſetzung iſt das Weſentliche und Schwierigſte. Zur Modellirung jener einfachen Dinge legt man um den weiteſten Umfang eine Zarge, wie ſie oben beſchrieben iſt, und gießt dann ſo lange Gipsmaſſe darein, bis der Gegenſtand ganz bedeckt iſt. Iſt die Gipsumhüllung ganz hart, ſo nimmt man ſie ab, ſchneidet ſie eben an der Fläche, mit der ſie auf der Zarge aufſaß, und macht in dieſelbe einige halbrunde Einſchnitte (Marken genannt). Wenn ſie bis zum Klingen getrocknet iſt, ſo ſchmiert man ſie mit Oel oder tränkt ſie mit Terpentinfirniß, legt den Gegenſtand wie- der in dieſen Theil des Models, verſieht dies gegen die andere Seite mit einer Zarge, gießt Gipsmaſſe auf und ſo bildet ſich der andere Theil, es entſteht das Model fürs Ganze, und die zwei Theile haben eine feſte Haltung auf einander, indem durch den Guß am anderen Theile Zäpfchen entſtehen, welche gerade in die Marken des unteren paſſen. Jetzt ſchneidet man nur von Außen trichterförmig das Gießloch (den Einguß) in einen Theil der Form und das Model kann zum Guſſe gebraucht werden. Es iſt aber immer beſſer, wenn man mehr als zwei Theile aus einem Modelle macht, und dies iſt unfehlbar nöthig bei der anderen zu- ſammengeſetzteren Art von Formen. Zur Bildung der Modelle für dieſe Güſſe hat man drei Methoden. Nämlich a) man fertigt zu einem Originale mehrere Formen, und läßt jede in einigen Stücken beſtehen, die, ein jedes für ſich, nur einen Theil des Abguſſes bilden5); oder b) man überzieht das ganze Original mit einer 1–3 Zolle dicken Gipskruſte, theilt nach ihrer Härtung die Ober- fläche deſſelben in paſſende Felder ein, wie man die Kruſte ſtück- weiſe am beſten abnehmen kann, ohne die Verbindungsnahten über rein und fein auszuarbeitende Theile des Abguſſes zu führen, ſchneidet entweder mit der Säge oder arbeitet mit dem Meißel dieſen Felderlinien nach den Gipsüberzug durch, jedoch nicht bis auf's Original, ſondern ſo weit, daß derſelbe noch Zuſammenhalt hat, und ſprengt endlich dieſe Felder ſorgſam los, wobei auch das noch Zuſammenhängende zerbricht. Dieſe Theile fügt man dann auf irgend eine Art zum Modelle zuſammen und hat ſo die hohle Gußform, in welcher man den Guß vollführt6). Oder endlich c) man zeichnet ſich auf dem Originale ſelbſt die Formfelder vor,
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dieſe blos zu gießen, um Abgüſſe zu erlangen4). 2) Der Guß
allſeitiger geſchloſſener und hohler Formen, z. B. von
Büſten, Statuen, Figuren u. dgl. Will man ganz einfache
Figuren, wie z. B. Kugeln, Eier, Obſt, Cylinder gießen, ſo
verfährt man anders, als beim Guſſe von zuſammengeſetztern,
manchfaltige Form habenden, Geſtalten. Die Bildung des Models
und deſſen Zuſammenſetzung iſt das Weſentliche und Schwierigſte.
Zur Modellirung jener einfachen Dinge legt man um den weiteſten
Umfang eine Zarge, wie ſie oben beſchrieben iſt, und gießt dann
ſo lange Gipsmaſſe darein, bis der Gegenſtand ganz bedeckt iſt.
Iſt die Gipsumhüllung ganz hart, ſo nimmt man ſie ab, ſchneidet
ſie eben an der Fläche, mit der ſie auf der Zarge aufſaß, und
macht in dieſelbe einige halbrunde Einſchnitte (Marken genannt).
Wenn ſie bis zum Klingen getrocknet iſt, ſo ſchmiert man ſie mit
Oel oder tränkt ſie mit Terpentinfirniß, legt den Gegenſtand wie-
der in dieſen Theil des Models, verſieht dies gegen die andere
Seite mit einer Zarge, gießt Gipsmaſſe auf und ſo bildet ſich der
andere Theil, es entſteht das Model fürs Ganze, und die zwei
Theile haben eine feſte Haltung auf einander, indem durch den
Guß am anderen Theile Zäpfchen entſtehen, welche gerade in die
Marken des unteren paſſen. Jetzt ſchneidet man nur von Außen
trichterförmig das Gießloch (den Einguß) in einen Theil der
Form und das Model kann zum Guſſe gebraucht werden. Es iſt
aber immer beſſer, wenn man mehr als zwei Theile aus einem
Modelle macht, und dies iſt unfehlbar nöthig bei der anderen zu-
ſammengeſetzteren Art von Formen. Zur Bildung der Modelle für
dieſe Güſſe hat man drei Methoden. Nämlich a) man fertigt zu
einem Originale mehrere Formen, und läßt jede in einigen Stücken
beſtehen, die, ein jedes für ſich, nur einen Theil des Abguſſes
bilden5); oder b) man überzieht das ganze Original mit einer
1–3 Zolle dicken Gipskruſte, theilt nach ihrer Härtung die Ober-
fläche deſſelben in paſſende Felder ein, wie man die Kruſte ſtück-
weiſe am beſten abnehmen kann, ohne die Verbindungsnahten über
rein und fein auszuarbeitende Theile des Abguſſes zu führen,
ſchneidet entweder mit der Säge oder arbeitet mit dem Meißel
dieſen Felderlinien nach den Gipsüberzug durch, jedoch nicht bis
auf's Original, ſondern ſo weit, daß derſelbe noch Zuſammenhalt
hat, und ſprengt endlich dieſe Felder ſorgſam los, wobei auch das
noch Zuſammenhängende zerbricht. Dieſe Theile fügt man dann
auf irgend eine Art zum Modelle zuſammen und hat ſo die hohle
Gußform, in welcher man den Guß vollführt6). Oder endlich
c) man zeichnet ſich auf dem Originale ſelbſt die Formfelder vor,
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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/399>, abgerufen am 22.11.2024.
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