Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

Räder von Holz, auf welche das Wasser entweder durch den Stoß
oder durch seinen Fall wirkt. Man unterscheidet die verticalen
und die horizontalen Wasserräder. Bei jenen steht die Welle,
bei diesen das Rad horizontal. Bei jenen fällt das Wasser von
der Seite auf mehr oder weniger schiefe Schaufeln2). Bei diesen
aber wirkt es von oben, oder auf die Mitte, oder unten. Im
ersten Falle heißen sie oberschlächtig, und bestehen aus einer
Welle, starken Armen und zwei Kränzen, welche immer durch einen
hölzernen Boden verbunden sind, der durch Brettstücke (Schaufeln)
in Zellen (Wassersäcke) abgetheilt wird, in welche das Wasser
stürzt, um so das Rad zu bewegen3). Im zweiten Falle heißen
sie mittelschlächtig, weil das Wasser, bei gleicher Construktion
derselben, erst am Ende des horizontalen Durchmessers vom Rade
auf die Schaufel fällt, da nämlich seine Quantität für ein ober-
schlächtiges Rad zu gering ist4). Im dritten Falle ist das Rad
ein unterschlächtiges, und einige seiner Schaufeln sind bestän-
dig, so lange es geht, im Wasser5). 3) Die hydraulische
Pressen
. Man hat zwei, nämlich jene von Bramah und jene
von Real. Jene Erstere besteht aus zwei mit einander com-
municirenden Röhren, wovon jede einen Kolben hat. Die Eine
derselben ist weiter als die andere und heißt Stiefel oder Treib-
cylinder, der andere aber enger und heißt Druckcylinder. In bei-
den geht ein engschließender Kolben auf und ab; nur endigt der
Druckkolben in eine Stange, welche durch einen Mechanismus ge-
hoben und gesenkt werden kann, und der Treibkolben in eine ebene
Platte, welche den Druck auf den zu pressenden Körper ausübt6).
Die Real'sche Presse besteht aus einem hohlen zinnernen Cylinder,
welcher im Innern eine bewegliche siebartige Platte hat, unten
durch eine siebartige Platte geschlossen ist und in einen Trichter
endigt, oben aber von einem Deckel verschlossen wird, auf welchen
selbst eine lange dünne Röhre paßt, die ebenfalls in eine trichter-
förmige oder cylindrige weitere Oeffnung ausgeht. Man bedient
sich derselben, um Exstrakte aus pulverisirten Gegenständen zu
machen7).

1) Baumgartner Mechanik. §. 275-279. v. Langsdorf Maschinen-
kunde. I. §. 603. Bei der einfachen Säulenmaschine geschieht der Abfluß des
gebrauchten und die Versperrung des drückenden Wassers entweder durch Hahnen
oder durch Kolben, und man unterscheidet darnach die Hahnen- und die Kolben-
steurung. Die Erstere hat einen doppelt gebohrten Hahn, die andere aber einen
Druckkolben zum Schließen und Oeffnen. Beide Vorrichtungen sind aber mit der
Bewegung der Maschine so verknüpft, daß sie mit derselben ihre Operation machen.
Bei der doppelten Säulenmaschine, deren Construction ohne Zeichnung nicht wohl
beschrieben werden kann, ist wesentlich, daß in dem Druckstiefel eine Stange mit
drei Kolben geht, die das Wasser abwechselnd, je nachdem sie steigen oder fallen,
22 *

Räder von Holz, auf welche das Waſſer entweder durch den Stoß
oder durch ſeinen Fall wirkt. Man unterſcheidet die verticalen
und die horizontalen Waſſerräder. Bei jenen ſteht die Welle,
bei dieſen das Rad horizontal. Bei jenen fällt das Waſſer von
der Seite auf mehr oder weniger ſchiefe Schaufeln2). Bei dieſen
aber wirkt es von oben, oder auf die Mitte, oder unten. Im
erſten Falle heißen ſie oberſchlächtig, und beſtehen aus einer
Welle, ſtarken Armen und zwei Kränzen, welche immer durch einen
hölzernen Boden verbunden ſind, der durch Brettſtücke (Schaufeln)
in Zellen (Waſſerſäcke) abgetheilt wird, in welche das Waſſer
ſtürzt, um ſo das Rad zu bewegen3). Im zweiten Falle heißen
ſie mittelſchlächtig, weil das Waſſer, bei gleicher Conſtruktion
derſelben, erſt am Ende des horizontalen Durchmeſſers vom Rade
auf die Schaufel fällt, da nämlich ſeine Quantität für ein ober-
ſchlächtiges Rad zu gering iſt4). Im dritten Falle iſt das Rad
ein unterſchlächtiges, und einige ſeiner Schaufeln ſind beſtän-
dig, ſo lange es geht, im Waſſer5). 3) Die hydrauliſche
Preſſen
. Man hat zwei, nämlich jene von Bramah und jene
von Real. Jene Erſtere beſteht aus zwei mit einander com-
municirenden Röhren, wovon jede einen Kolben hat. Die Eine
derſelben iſt weiter als die andere und heißt Stiefel oder Treib-
cylinder, der andere aber enger und heißt Druckcylinder. In bei-
den geht ein engſchließender Kolben auf und ab; nur endigt der
Druckkolben in eine Stange, welche durch einen Mechanismus ge-
hoben und geſenkt werden kann, und der Treibkolben in eine ebene
Platte, welche den Druck auf den zu preſſenden Körper ausübt6).
Die Real'ſche Preſſe beſteht aus einem hohlen zinnernen Cylinder,
welcher im Innern eine bewegliche ſiebartige Platte hat, unten
durch eine ſiebartige Platte geſchloſſen iſt und in einen Trichter
endigt, oben aber von einem Deckel verſchloſſen wird, auf welchen
ſelbſt eine lange dünne Röhre paßt, die ebenfalls in eine trichter-
förmige oder cylindrige weitere Oeffnung ausgeht. Man bedient
ſich derſelben, um Exſtrakte aus pulveriſirten Gegenſtänden zu
machen7).

1) Baumgartner Mechanik. §. 275–279. v. Langsdorf Maſchinen-
kunde. I. §. 603. Bei der einfachen Säulenmaſchine geſchieht der Abfluß des
gebrauchten und die Verſperrung des drückenden Waſſers entweder durch Hahnen
oder durch Kolben, und man unterſcheidet darnach die Hahnen- und die Kolben-
ſteurung. Die Erſtere hat einen doppelt gebohrten Hahn, die andere aber einen
Druckkolben zum Schließen und Oeffnen. Beide Vorrichtungen ſind aber mit der
Bewegung der Maſchine ſo verknüpft, daß ſie mit derſelben ihre Operation machen.
Bei der doppelten Säulenmaſchine, deren Conſtruction ohne Zeichnung nicht wohl
beſchrieben werden kann, iſt weſentlich, daß in dem Druckſtiefel eine Stange mit
drei Kolben geht, die das Waſſer abwechſelnd, je nachdem ſie ſteigen oder fallen,
22 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <div n="9">
                        <p><pb facs="#f0361" n="339"/>
Räder von Holz, auf welche das Wa&#x017F;&#x017F;er entweder durch den Stoß<lb/>
oder durch &#x017F;einen Fall wirkt. Man unter&#x017F;cheidet die <hi rendition="#g">verticalen</hi><lb/>
und die <hi rendition="#g">horizontalen</hi> Wa&#x017F;&#x017F;erräder. Bei jenen &#x017F;teht die Welle,<lb/>
bei die&#x017F;en das Rad horizontal. Bei jenen fällt das Wa&#x017F;&#x017F;er von<lb/>
der Seite auf mehr oder weniger &#x017F;chiefe Schaufeln<hi rendition="#sup">2</hi>). Bei die&#x017F;en<lb/>
aber wirkt es von oben, oder auf die Mitte, oder unten. Im<lb/>
er&#x017F;ten Falle heißen &#x017F;ie <hi rendition="#g">ober&#x017F;chlächtig</hi>, und be&#x017F;tehen aus einer<lb/>
Welle, &#x017F;tarken Armen und zwei Kränzen, welche immer durch einen<lb/>
hölzernen Boden verbunden &#x017F;ind, der durch Brett&#x017F;tücke (Schaufeln)<lb/>
in Zellen (Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;äcke) abgetheilt wird, in welche das Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
&#x017F;türzt, um &#x017F;o das Rad zu bewegen<hi rendition="#sup">3</hi>). Im zweiten Falle heißen<lb/>
&#x017F;ie <hi rendition="#g">mittel&#x017F;chlächtig</hi>, weil das Wa&#x017F;&#x017F;er, bei gleicher Con&#x017F;truktion<lb/>
der&#x017F;elben, er&#x017F;t am Ende des horizontalen Durchme&#x017F;&#x017F;ers vom Rade<lb/>
auf die Schaufel fällt, da nämlich &#x017F;eine Quantität für ein ober-<lb/>
&#x017F;chlächtiges Rad zu gering i&#x017F;t<hi rendition="#sup">4</hi>). Im dritten Falle i&#x017F;t das Rad<lb/>
ein <hi rendition="#g">unter&#x017F;chlächtiges</hi>, und einige &#x017F;einer Schaufeln &#x017F;ind be&#x017F;tän-<lb/>
dig, &#x017F;o lange es geht, im Wa&#x017F;&#x017F;er<hi rendition="#sup">5</hi>). 3) Die <hi rendition="#g">hydrauli&#x017F;che<lb/>
Pre&#x017F;&#x017F;en</hi>. Man hat zwei, nämlich jene von <hi rendition="#g">Bramah</hi> und jene<lb/>
von <hi rendition="#g">Real</hi>. Jene <hi rendition="#g">Er&#x017F;tere</hi> be&#x017F;teht aus zwei mit einander com-<lb/>
municirenden Röhren, wovon jede einen Kolben hat. Die Eine<lb/>
der&#x017F;elben i&#x017F;t weiter als die andere und heißt Stiefel oder Treib-<lb/>
cylinder, der andere aber enger und heißt Druckcylinder. In bei-<lb/>
den geht ein eng&#x017F;chließender Kolben auf und ab; nur endigt der<lb/>
Druckkolben in eine Stange, welche durch einen Mechanismus ge-<lb/>
hoben und ge&#x017F;enkt werden kann, und der Treibkolben in eine ebene<lb/>
Platte, welche den Druck auf den zu pre&#x017F;&#x017F;enden Körper ausübt<hi rendition="#sup">6</hi>).<lb/>
Die <hi rendition="#g">Real</hi>'&#x017F;che Pre&#x017F;&#x017F;e be&#x017F;teht aus einem hohlen zinnernen Cylinder,<lb/>
welcher im Innern eine bewegliche &#x017F;iebartige Platte hat, unten<lb/>
durch eine &#x017F;iebartige Platte ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t und in einen Trichter<lb/>
endigt, oben aber von einem Deckel ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en wird, auf welchen<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t eine lange dünne Röhre paßt, die ebenfalls in eine trichter-<lb/>
förmige oder cylindrige weitere Oeffnung ausgeht. Man bedient<lb/>
&#x017F;ich der&#x017F;elben, um Ex&#x017F;trakte aus pulveri&#x017F;irten Gegen&#x017F;tänden zu<lb/>
machen<hi rendition="#sup">7</hi>).</p><lb/>
                        <note place="end" n="1)"><hi rendition="#g">Baumgartner</hi> Mechanik. §. 275&#x2013;279. v. <hi rendition="#g">Langsdorf</hi> Ma&#x017F;chinen-<lb/>
kunde. I. §. 603. Bei der <hi rendition="#g">einfachen</hi> Säulenma&#x017F;chine ge&#x017F;chieht der Abfluß des<lb/>
gebrauchten und die Ver&#x017F;perrung des drückenden Wa&#x017F;&#x017F;ers entweder durch Hahnen<lb/>
oder durch Kolben, und man unter&#x017F;cheidet darnach die Hahnen- und die Kolben-<lb/>
&#x017F;teurung. Die Er&#x017F;tere hat einen doppelt gebohrten Hahn, die andere aber einen<lb/>
Druckkolben zum Schließen und Oeffnen. Beide Vorrichtungen &#x017F;ind aber mit der<lb/>
Bewegung der Ma&#x017F;chine &#x017F;o verknüpft, daß &#x017F;ie mit der&#x017F;elben ihre Operation machen.<lb/>
Bei der <hi rendition="#g">doppelten</hi> Säulenma&#x017F;chine, deren Con&#x017F;truction ohne Zeichnung nicht wohl<lb/>
be&#x017F;chrieben werden kann, i&#x017F;t we&#x017F;entlich, daß in dem Druck&#x017F;tiefel eine Stange mit<lb/>
drei Kolben geht, die das Wa&#x017F;&#x017F;er abwech&#x017F;elnd, je nachdem &#x017F;ie &#x017F;teigen oder fallen,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">22 *</fw><lb/></note>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[339/0361] Räder von Holz, auf welche das Waſſer entweder durch den Stoß oder durch ſeinen Fall wirkt. Man unterſcheidet die verticalen und die horizontalen Waſſerräder. Bei jenen ſteht die Welle, bei dieſen das Rad horizontal. Bei jenen fällt das Waſſer von der Seite auf mehr oder weniger ſchiefe Schaufeln2). Bei dieſen aber wirkt es von oben, oder auf die Mitte, oder unten. Im erſten Falle heißen ſie oberſchlächtig, und beſtehen aus einer Welle, ſtarken Armen und zwei Kränzen, welche immer durch einen hölzernen Boden verbunden ſind, der durch Brettſtücke (Schaufeln) in Zellen (Waſſerſäcke) abgetheilt wird, in welche das Waſſer ſtürzt, um ſo das Rad zu bewegen3). Im zweiten Falle heißen ſie mittelſchlächtig, weil das Waſſer, bei gleicher Conſtruktion derſelben, erſt am Ende des horizontalen Durchmeſſers vom Rade auf die Schaufel fällt, da nämlich ſeine Quantität für ein ober- ſchlächtiges Rad zu gering iſt4). Im dritten Falle iſt das Rad ein unterſchlächtiges, und einige ſeiner Schaufeln ſind beſtän- dig, ſo lange es geht, im Waſſer5). 3) Die hydrauliſche Preſſen. Man hat zwei, nämlich jene von Bramah und jene von Real. Jene Erſtere beſteht aus zwei mit einander com- municirenden Röhren, wovon jede einen Kolben hat. Die Eine derſelben iſt weiter als die andere und heißt Stiefel oder Treib- cylinder, der andere aber enger und heißt Druckcylinder. In bei- den geht ein engſchließender Kolben auf und ab; nur endigt der Druckkolben in eine Stange, welche durch einen Mechanismus ge- hoben und geſenkt werden kann, und der Treibkolben in eine ebene Platte, welche den Druck auf den zu preſſenden Körper ausübt6). Die Real'ſche Preſſe beſteht aus einem hohlen zinnernen Cylinder, welcher im Innern eine bewegliche ſiebartige Platte hat, unten durch eine ſiebartige Platte geſchloſſen iſt und in einen Trichter endigt, oben aber von einem Deckel verſchloſſen wird, auf welchen ſelbſt eine lange dünne Röhre paßt, die ebenfalls in eine trichter- förmige oder cylindrige weitere Oeffnung ausgeht. Man bedient ſich derſelben, um Exſtrakte aus pulveriſirten Gegenſtänden zu machen7). ¹⁾ Baumgartner Mechanik. §. 275–279. v. Langsdorf Maſchinen- kunde. I. §. 603. Bei der einfachen Säulenmaſchine geſchieht der Abfluß des gebrauchten und die Verſperrung des drückenden Waſſers entweder durch Hahnen oder durch Kolben, und man unterſcheidet darnach die Hahnen- und die Kolben- ſteurung. Die Erſtere hat einen doppelt gebohrten Hahn, die andere aber einen Druckkolben zum Schließen und Oeffnen. Beide Vorrichtungen ſind aber mit der Bewegung der Maſchine ſo verknüpft, daß ſie mit derſelben ihre Operation machen. Bei der doppelten Säulenmaſchine, deren Conſtruction ohne Zeichnung nicht wohl beſchrieben werden kann, iſt weſentlich, daß in dem Druckſtiefel eine Stange mit drei Kolben geht, die das Waſſer abwechſelnd, je nachdem ſie ſteigen oder fallen, 22 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/361
Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/361>, abgerufen am 22.11.2024.