hält. Man zieht sie aus Eiern, welche von einer Wärme von 18° Reaum. oder 68° Fahrenh. ausgebrütet werden. Die jungen Rau- pen werden mit ganz neu ausschlagenden Blättern gefüttert. Sie häuten sich viermal, und erst nach der ersten Häutung kommen sie auf die Gerüste. Ihre Gefräßigkeit so wie die Abscheidung von Unrath wird immer ärger, weshalb die Sorge für gutes und vieles Futter so wie für fortwährende Reinigung immer größer werden muß. Nach der vierten Abhäutung spinnen sie sich ein, und werden zu diesem Behufe auf die Spinngerüste von Reisern versetzt, wenn sie eine eigenthümliche Unruhe zeigen und zu fressen auf- hören. In 7-8 Tagen ist die Einspinnung geschehen. Von den Puppen werden nur die schönsten und dichtesten zur Fortpflanzung genommen, die übrigen aber in einem geheitzten Backofen getödtet. Die aus jenen ausgeschlüpften Schmetterlinge begatten sich und das Weibchen muß die Eier auf Leinwand oder Papier legen. Diese werden dann kühl aufbewahrt, die todten Puppen aber an die Fabrikanten verkauft. Die Raupen selbst leiden an Gelb- und Weißsucht, Verstopfung, Durchfall und Schwind- sucht, als den Folgen schlechten Futters, Lagers und Wetters.
1) Auch ist schon der Löwenzahn(Leontodon taraxacum),Leindotter (Myagrum sativum) und der Hartriegel(Cornus sanguinea), jedoch ohne guten Erfolg, als Futter angewendet worden. Man s. aber über Seidenzucht aus der neuen Literatur: Gotthard, Unterricht in Erziehung und Wartung der Seiden- raupen. Erfurt 1804. Blaschkowitz, Unterricht zur Seidenkultur. Wien 1820. Henne, Erfahrungen über den Seidenbau. Erlangen 1832. Knoblauch, Be- schreibung des Seidenbaues. Nürnberg 1832. 2te Ausg. (unverändert). Hout, Aufmunterung zur Seidenzucht in Deutschland. Mannheim 1832. Sterler, Deutschlands Seidenbau. München 1832.
Die landwirthschaftliche Betriebslehre, deren Begriff nur dem Gegenstande nach von jenem der bergmännischen verschieden ist (§. 119.), ist in den Handbüchern der Landwirthschaftslehre ge- wöhnlich Hauswirthschafts- oder Haushaltlehre genannt. Allein diese Benennung ist unrichtig (§. 40. I. §. 41. §. 63.).
I. Von den allgemeinen Bedürfnissen des landwirth- schaftlichen Betriebes.
§. 207.
Zum Betriebe der Landwirthschaft1) gehören folgende Gegen- stände und Verhältnisse:
hält. Man zieht ſie aus Eiern, welche von einer Wärme von 18° Reaum. oder 68° Fahrenh. ausgebrütet werden. Die jungen Rau- pen werden mit ganz neu ausſchlagenden Blättern gefüttert. Sie häuten ſich viermal, und erſt nach der erſten Häutung kommen ſie auf die Gerüſte. Ihre Gefräßigkeit ſo wie die Abſcheidung von Unrath wird immer ärger, weshalb die Sorge für gutes und vieles Futter ſo wie für fortwährende Reinigung immer größer werden muß. Nach der vierten Abhäutung ſpinnen ſie ſich ein, und werden zu dieſem Behufe auf die Spinngerüſte von Reiſern verſetzt, wenn ſie eine eigenthümliche Unruhe zeigen und zu freſſen auf- hören. In 7–8 Tagen iſt die Einſpinnung geſchehen. Von den Puppen werden nur die ſchönſten und dichteſten zur Fortpflanzung genommen, die übrigen aber in einem geheitzten Backofen getödtet. Die aus jenen ausgeſchlüpften Schmetterlinge begatten ſich und das Weibchen muß die Eier auf Leinwand oder Papier legen. Dieſe werden dann kühl aufbewahrt, die todten Puppen aber an die Fabrikanten verkauft. Die Raupen ſelbſt leiden an Gelb- und Weißſucht, Verſtopfung, Durchfall und Schwind- ſucht, als den Folgen ſchlechten Futters, Lagers und Wetters.
1) Auch iſt ſchon der Löwenzahn(Leontodon taraxacum),Leindotter (Myagrum sativum) und der Hartriegel(Cornus sanguinea), jedoch ohne guten Erfolg, als Futter angewendet worden. Man ſ. aber über Seidenzucht aus der neuen Literatur: Gotthard, Unterricht in Erziehung und Wartung der Seiden- raupen. Erfurt 1804. Blaſchkowitz, Unterricht zur Seidenkultur. Wien 1820. Henne, Erfahrungen über den Seidenbau. Erlangen 1832. Knoblauch, Be- ſchreibung des Seidenbaues. Nürnberg 1832. 2te Ausg. (unverändert). Hout, Aufmunterung zur Seidenzucht in Deutſchland. Mannheim 1832. Sterler, Deutſchlands Seidenbau. München 1832.
Die landwirthſchaftliche Betriebslehre, deren Begriff nur dem Gegenſtande nach von jenem der bergmänniſchen verſchieden iſt (§. 119.), iſt in den Handbüchern der Landwirthſchaftslehre ge- wöhnlich Hauswirthſchafts- oder Haushaltlehre genannt. Allein dieſe Benennung iſt unrichtig (§. 40. I. §. 41. §. 63.).
I. Von den allgemeinen Bedürfniſſen des landwirth- ſchaftlichen Betriebes.
§. 207.
Zum Betriebe der Landwirthſchaft1) gehören folgende Gegen- ſtände und Verhältniſſe:
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><divn="8"><divn="9"><divn="10"><p><pbfacs="#f0276"n="254"/>
hält. Man zieht ſie aus Eiern, welche von einer Wärme von 18°<lb/>
Reaum. oder 68° Fahrenh. ausgebrütet werden. Die jungen Rau-<lb/>
pen werden mit ganz neu ausſchlagenden Blättern gefüttert. Sie<lb/>
häuten ſich viermal, und erſt nach der erſten Häutung kommen ſie<lb/>
auf die Gerüſte. Ihre Gefräßigkeit ſo wie die Abſcheidung von<lb/>
Unrath wird immer ärger, weshalb die Sorge für gutes und vieles<lb/>
Futter ſo wie für fortwährende Reinigung immer größer werden<lb/>
muß. Nach der vierten Abhäutung ſpinnen ſie ſich ein, und werden<lb/>
zu dieſem Behufe auf die <hirendition="#g">Spinngerüſte</hi> von Reiſern verſetzt,<lb/>
wenn ſie eine eigenthümliche Unruhe zeigen und zu freſſen auf-<lb/>
hören. In 7–8 Tagen iſt die Einſpinnung geſchehen. Von den<lb/>
Puppen werden nur die ſchönſten und dichteſten zur Fortpflanzung<lb/>
genommen, die übrigen aber in einem geheitzten Backofen getödtet.<lb/>
Die aus jenen ausgeſchlüpften Schmetterlinge begatten ſich und<lb/>
das Weibchen muß die Eier auf Leinwand oder Papier legen.<lb/>
Dieſe werden dann kühl aufbewahrt, die todten Puppen aber an<lb/>
die Fabrikanten verkauft. Die Raupen ſelbſt leiden an <hirendition="#g">Gelb</hi>-<lb/>
und <hirendition="#g">Weißſucht</hi>, <hirendition="#g">Verſtopfung</hi>, <hirendition="#g">Durchfall</hi> und <hirendition="#g">Schwind</hi>-<lb/><hirendition="#g">ſucht</hi>, als den Folgen ſchlechten Futters, Lagers und Wetters.</p><lb/><noteplace="end"n="1)">Auch iſt ſchon der <hirendition="#g">Löwenzahn</hi><hirendition="#aq">(Leontodon taraxacum),</hi><hirendition="#g">Leindotter</hi><lb/><hirendition="#aq">(Myagrum sativum)</hi> und der <hirendition="#g">Hartriegel</hi><hirendition="#aq">(Cornus sanguinea),</hi> jedoch ohne guten<lb/>
Erfolg, als Futter angewendet worden. Man ſ. aber über Seidenzucht aus der<lb/>
neuen Literatur: <hirendition="#g">Gotthard</hi>, Unterricht in Erziehung und Wartung der Seiden-<lb/>
raupen. Erfurt 1804. <hirendition="#g">Blaſchkowitz</hi>, Unterricht zur Seidenkultur. Wien 1820.<lb/><hirendition="#g">Henne</hi>, Erfahrungen über den Seidenbau. Erlangen 1832. <hirendition="#g">Knoblauch</hi>, Be-<lb/>ſchreibung des Seidenbaues. Nürnberg 1832. 2te Ausg. (unverändert). <hirendition="#g">Hout</hi>,<lb/>
Aufmunterung zur Seidenzucht in Deutſchland. Mannheim 1832. <hirendition="#g">Sterler</hi>,<lb/>
Deutſchlands Seidenbau. München 1832.</note></div></div></div></div></div><lb/><divn="6"><head><hirendition="#c"><hirendition="#g">Zweites Hauptſtück</hi>.<lb/><hirendition="#g">Landwirthſchaftliche Betriebslehre</hi>.</hi></head><lb/><divn="7"><head><hirendition="#c">§. 206. <hirendition="#aq">a.</hi></hi></head><lb/><p>Die landwirthſchaftliche Betriebslehre, deren Begriff nur dem<lb/>
Gegenſtande nach von jenem der bergmänniſchen verſchieden iſt<lb/>
(§. 119.), iſt in den Handbüchern der Landwirthſchaftslehre ge-<lb/>
wöhnlich <hirendition="#g">Hauswirthſchafts</hi>- oder <hirendition="#g">Haushaltlehre</hi> genannt.<lb/>
Allein dieſe Benennung iſt unrichtig (§. 40. I. §. 41. §. 63.).</p></div><lb/><divn="7"><head><hirendition="#c">I. <hirendition="#g">Von den allgemeinen Bedürfniſſen des landwirth</hi>-<lb/><hirendition="#g">ſchaftlichen Betriebes</hi>.</hi></head><lb/><divn="8"><head><hirendition="#c">§. 207.</hi></head><lb/><p>Zum Betriebe der Landwirthſchaft<hirendition="#sup">1</hi>) gehören folgende Gegen-<lb/>ſtände und Verhältniſſe:</p><lb/></div></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[254/0276]
hält. Man zieht ſie aus Eiern, welche von einer Wärme von 18°
Reaum. oder 68° Fahrenh. ausgebrütet werden. Die jungen Rau-
pen werden mit ganz neu ausſchlagenden Blättern gefüttert. Sie
häuten ſich viermal, und erſt nach der erſten Häutung kommen ſie
auf die Gerüſte. Ihre Gefräßigkeit ſo wie die Abſcheidung von
Unrath wird immer ärger, weshalb die Sorge für gutes und vieles
Futter ſo wie für fortwährende Reinigung immer größer werden
muß. Nach der vierten Abhäutung ſpinnen ſie ſich ein, und werden
zu dieſem Behufe auf die Spinngerüſte von Reiſern verſetzt,
wenn ſie eine eigenthümliche Unruhe zeigen und zu freſſen auf-
hören. In 7–8 Tagen iſt die Einſpinnung geſchehen. Von den
Puppen werden nur die ſchönſten und dichteſten zur Fortpflanzung
genommen, die übrigen aber in einem geheitzten Backofen getödtet.
Die aus jenen ausgeſchlüpften Schmetterlinge begatten ſich und
das Weibchen muß die Eier auf Leinwand oder Papier legen.
Dieſe werden dann kühl aufbewahrt, die todten Puppen aber an
die Fabrikanten verkauft. Die Raupen ſelbſt leiden an Gelb-
und Weißſucht, Verſtopfung, Durchfall und Schwind-
ſucht, als den Folgen ſchlechten Futters, Lagers und Wetters.
¹⁾ Auch iſt ſchon der Löwenzahn (Leontodon taraxacum), Leindotter
(Myagrum sativum) und der Hartriegel (Cornus sanguinea), jedoch ohne guten
Erfolg, als Futter angewendet worden. Man ſ. aber über Seidenzucht aus der
neuen Literatur: Gotthard, Unterricht in Erziehung und Wartung der Seiden-
raupen. Erfurt 1804. Blaſchkowitz, Unterricht zur Seidenkultur. Wien 1820.
Henne, Erfahrungen über den Seidenbau. Erlangen 1832. Knoblauch, Be-
ſchreibung des Seidenbaues. Nürnberg 1832. 2te Ausg. (unverändert). Hout,
Aufmunterung zur Seidenzucht in Deutſchland. Mannheim 1832. Sterler,
Deutſchlands Seidenbau. München 1832.
Zweites Hauptſtück.
Landwirthſchaftliche Betriebslehre.
§. 206. a.
Die landwirthſchaftliche Betriebslehre, deren Begriff nur dem
Gegenſtande nach von jenem der bergmänniſchen verſchieden iſt
(§. 119.), iſt in den Handbüchern der Landwirthſchaftslehre ge-
wöhnlich Hauswirthſchafts- oder Haushaltlehre genannt.
Allein dieſe Benennung iſt unrichtig (§. 40. I. §. 41. §. 63.).
I. Von den allgemeinen Bedürfniſſen des landwirth-
ſchaftlichen Betriebes.
§. 207.
Zum Betriebe der Landwirthſchaft1) gehören folgende Gegen-
ſtände und Verhältniſſe:
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/276>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.