mit recht schmackhaften Gräsern und Kräutern. Die Stallfütterung ist seiner Natur angemessener, aber dann verlangt es auch grünes saftiges Futter. Nach zwei Jahren ist das Rindvieh zur Fort- pflanzung tauglich; die Kuh geht 41 Wochen trächtig. Die Zucht- kälber müssen, wenn ein guter Schlag entstehen und bleiben soll, wenigstens 6 Wochen lang an der Mutter saugen, die Märzkälber längstens drei Wochen. Die Sommerfütterung ist meistens grün, die Winterfütterung besteht aus Heu, Stroh und Wurzelge- wächsen3). Sorgfältige Behandlung von Jugend auf erhöht den Milchertrag. Neumilchende Kühe melkt man dreimal, altmilchende nur zweimal des Tages. Die Einträglichkeit an Milch hängt von der Art der Pflege und Wartung ab, wenn man gleiche Güte des Viehes an sich voraussetzt. Man rechnet aber, daß der dritte Theil des auf Heu reducirten Futters, das nach Abzug des zum Lebens- unterhalte noch nöthigen Futterquantums noch übrig bleibt, Pfund für Pfund 2,4Lb Milch gibt4). Man zählt auf 30 Kühe einen Stier oder Bullen. Was man sonst an männlichen Thieren dieser Gattung aufzieht, kastrirt man noch in früher Jugend, und ver- wendet sie zu Arbeit und Mästung5), dies entweder sogleich oder nach den eigentlichen Arbeitsjahren. Zur Arbeit sind die Ochsen in der Regel nur 6 Jahre brauchbar, und haben eigentlich vom 10ten bis 12ten Lebensjahre die meiste Kraft und Ausdauer. Sie müssen besonders vor großer Hitze bewahrt, und während der Ar- beitszeit gut gefüttert werden6). Das Anspannen muß ihnen die möglichst freie Bewegung und Kraftanstrengung gestatten. Daher ist das tiefstehende Doppeljoch, obschon es dem öfters zu findenden auf die Nackenmuskeln aufzulegenden Einzeljoche vorzuziehen ist, dennoch nicht so vortheilhaft, als wie das Einzel-Stirnjoch mit Strängen7).
4) Krankheiten des Rindviehes. Die schrecklichste der- selben ist die Löserdürre (geradezu Rindviehseuche, Viehpest ge- nannt), dann folgt der Milzbrand, die Lungenseuche, die Entzündungskrankheiten, Koliken, die Blähesucht (Wind-, Trommelsucht), das Blutharnen, die Franzosenkrankheit, der Zungenkrebs, die Klauenseuche, der Grind und das Blau- und Blutmilchen8).
1) Neuerdings hat es Burger (Lehrbuch. II. 212.) wieder versucht, das Rindvieh in zwei Rassen, nämlich in die große weiße und kleine rothe einzutheilen. Allein da nichts unwesentlicher ist als die Farbe, so kann sie auch nur unwesentliche Spielarten, aber keine Rassen begründen. Die Größe, von Bedeutung im Fleisch- gewichte, nicht immer aber für den Milchertrag, ist zur Unterscheidung der Rassen auch kein recht günstiges Kriterium, weil auch sie wandelbar ist. Es sind vielmehr der Bau, die Höhe, die Beweglichkeit, die Kraft und der Anblick die wahren
mit recht ſchmackhaften Gräſern und Kräutern. Die Stallfütterung iſt ſeiner Natur angemeſſener, aber dann verlangt es auch grünes ſaftiges Futter. Nach zwei Jahren iſt das Rindvieh zur Fort- pflanzung tauglich; die Kuh geht 41 Wochen trächtig. Die Zucht- kälber müſſen, wenn ein guter Schlag entſtehen und bleiben ſoll, wenigſtens 6 Wochen lang an der Mutter ſaugen, die Märzkälber längſtens drei Wochen. Die Sommerfütterung iſt meiſtens grün, die Winterfütterung beſteht aus Heu, Stroh und Wurzelge- wächſen3). Sorgfältige Behandlung von Jugend auf erhöht den Milchertrag. Neumilchende Kühe melkt man dreimal, altmilchende nur zweimal des Tages. Die Einträglichkeit an Milch hängt von der Art der Pflege und Wartung ab, wenn man gleiche Güte des Viehes an ſich vorausſetzt. Man rechnet aber, daß der dritte Theil des auf Heu reducirten Futters, das nach Abzug des zum Lebens- unterhalte noch nöthigen Futterquantums noch übrig bleibt, Pfund für Pfund 2,4℔ Milch gibt4). Man zählt auf 30 Kühe einen Stier oder Bullen. Was man ſonſt an männlichen Thieren dieſer Gattung aufzieht, kaſtrirt man noch in früher Jugend, und ver- wendet ſie zu Arbeit und Mäſtung5), dies entweder ſogleich oder nach den eigentlichen Arbeitsjahren. Zur Arbeit ſind die Ochſen in der Regel nur 6 Jahre brauchbar, und haben eigentlich vom 10ten bis 12ten Lebensjahre die meiſte Kraft und Ausdauer. Sie müſſen beſonders vor großer Hitze bewahrt, und während der Ar- beitszeit gut gefüttert werden6). Das Anſpannen muß ihnen die möglichſt freie Bewegung und Kraftanſtrengung geſtatten. Daher iſt das tiefſtehende Doppeljoch, obſchon es dem öfters zu findenden auf die Nackenmuskeln aufzulegenden Einzeljoche vorzuziehen iſt, dennoch nicht ſo vortheilhaft, als wie das Einzel-Stirnjoch mit Strängen7).
4) Krankheiten des Rindviehes. Die ſchrecklichſte der- ſelben iſt die Löſerdürre (geradezu Rindviehſeuche, Viehpeſt ge- nannt), dann folgt der Milzbrand, die Lungenſeuche, die Entzündungskrankheiten, Koliken, die Bläheſucht (Wind-, Trommelſucht), das Blutharnen, die Franzoſenkrankheit, der Zungenkrebs, die Klauenſeuche, der Grind und das Blau- und Blutmilchen8).
1) Neuerdings hat es Burger (Lehrbuch. II. 212.) wieder verſucht, das Rindvieh in zwei Raſſen, nämlich in die große weiße und kleine rothe einzutheilen. Allein da nichts unweſentlicher iſt als die Farbe, ſo kann ſie auch nur unweſentliche Spielarten, aber keine Raſſen begründen. Die Größe, von Bedeutung im Fleiſch- gewichte, nicht immer aber für den Milchertrag, iſt zur Unterſcheidung der Raſſen auch kein recht günſtiges Kriterium, weil auch ſie wandelbar iſt. Es ſind vielmehr der Bau, die Höhe, die Beweglichkeit, die Kraft und der Anblick die wahren
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mit recht ſchmackhaften Gräſern und Kräutern. Die Stallfütterung
iſt ſeiner Natur angemeſſener, aber dann verlangt es auch grünes
ſaftiges Futter. Nach zwei Jahren iſt das Rindvieh zur Fort-
pflanzung tauglich; die Kuh geht 41 Wochen trächtig. Die Zucht-
kälber müſſen, wenn ein guter Schlag entſtehen und bleiben ſoll,
wenigſtens 6 Wochen lang an der Mutter ſaugen, die Märzkälber
längſtens drei Wochen. Die Sommerfütterung iſt meiſtens grün,
die Winterfütterung beſteht aus Heu, Stroh und Wurzelge-
wächſen3). Sorgfältige Behandlung von Jugend auf erhöht den
Milchertrag. Neumilchende Kühe melkt man dreimal, altmilchende
nur zweimal des Tages. Die Einträglichkeit an Milch hängt von
der Art der Pflege und Wartung ab, wenn man gleiche Güte des
Viehes an ſich vorausſetzt. Man rechnet aber, daß der dritte Theil
des auf Heu reducirten Futters, das nach Abzug des zum Lebens-
unterhalte noch nöthigen Futterquantums noch übrig bleibt, Pfund
für Pfund 2,4℔ Milch gibt4). Man zählt auf 30 Kühe einen
Stier oder Bullen. Was man ſonſt an männlichen Thieren dieſer
Gattung aufzieht, kaſtrirt man noch in früher Jugend, und ver-
wendet ſie zu Arbeit und Mäſtung5), dies entweder ſogleich oder
nach den eigentlichen Arbeitsjahren. Zur Arbeit ſind die Ochſen
in der Regel nur 6 Jahre brauchbar, und haben eigentlich vom
10ten bis 12ten Lebensjahre die meiſte Kraft und Ausdauer. Sie
müſſen beſonders vor großer Hitze bewahrt, und während der Ar-
beitszeit gut gefüttert werden6). Das Anſpannen muß ihnen die
möglichſt freie Bewegung und Kraftanſtrengung geſtatten. Daher
iſt das tiefſtehende Doppeljoch, obſchon es dem öfters zu findenden
auf die Nackenmuskeln aufzulegenden Einzeljoche vorzuziehen iſt,
dennoch nicht ſo vortheilhaft, als wie das Einzel-Stirnjoch mit
Strängen7).
4) Krankheiten des Rindviehes. Die ſchrecklichſte der-
ſelben iſt die Löſerdürre (geradezu Rindviehſeuche, Viehpeſt ge-
nannt), dann folgt der Milzbrand, die Lungenſeuche, die
Entzündungskrankheiten, Koliken, die Bläheſucht (Wind-,
Trommelſucht), das Blutharnen, die Franzoſenkrankheit,
der Zungenkrebs, die Klauenſeuche, der Grind und das
Blau- und Blutmilchen8).
¹⁾ Neuerdings hat es Burger (Lehrbuch. II. 212.) wieder verſucht, das
Rindvieh in zwei Raſſen, nämlich in die große weiße und kleine rothe einzutheilen.
Allein da nichts unweſentlicher iſt als die Farbe, ſo kann ſie auch nur unweſentliche
Spielarten, aber keine Raſſen begründen. Die Größe, von Bedeutung im Fleiſch-
gewichte, nicht immer aber für den Milchertrag, iſt zur Unterſcheidung der Raſſen
auch kein recht günſtiges Kriterium, weil auch ſie wandelbar iſt. Es ſind vielmehr
der Bau, die Höhe, die Beweglichkeit, die Kraft und der Anblick die wahren
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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/266>, abgerufen am 24.11.2024.
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