1) Auf diese Weise hat man z. B. besonders bei Rindvieh und Schaafen ganz neue Rassen gebildet, z. B. die Rasse des Herrn Bakewell zu Dishley. Thaer engl. Landw. I. 524. 549. III. 637.
2) In Betreff der Schaafe hat man bereits schöne Erfahrungen über die arith- metische Progression der Veredelung gemacht, aber weniger beim Rindviehe und am wenigsten bei den Pferden. Thaer engl. Landw. III. 640.
3) Ueber Paarung s. m., außer Thaer's angef. Werk., Burger. I. 184. Gejer. S. 164. Koppe. III. 85. v. Reider. §. 230., besonders das im §. 194. a. angeführte vortreffliche Buch von Schmalz. Auch Thaer Möglin. Annalen. X. 143. Schnee Landwirthsch. Zeitung. II. 564 (Einführung fremder Viehrassen).
II. Von der Zucht und Pflege der Thiere.
§. 196.
Die Pflege der Thiere beginnt schon vor ihrer Geburt, indem man während der Trächtigkeit der Mutter auf das Junge durch Schonung und Nahrung der Ersteren wirkt1). Nach der Geburt überläßt man am besten der Mutter das Junge zur Pflege und läßt es an derselben die Nahrung finden. Dabei muß die Erstere aber gut gefüttert werden. Die Zeit der Entwöhnung hängt von der Bestimmung des Jungen, von der Kraft der Mutter und von der Nothwendigkeit der Milch zu anderen Zwecken ab. Sie muß aber sorgfältig geschehen, damit weder das Junge noch die Alte leide. Die fernere Zucht des Jungviehes bis zum rechten Alter seiner Benutzung ist verschieden nach Geschlecht und Art der Thiere. Für Alle aber ist eine kräftige, stärkende und den Körper möglichst frei bildende Zucht die beste. Ueber die Nährungsart der Thiere, wenn sie ganz ausgebildet sind, ist man jetzt noch, obschon weniger als früher, getheilter Meinung. Sie betrifft die Stall- fütterung und den Weidegang2). Der Hauptvortheil der Ersteren besteht darin, daß man gewiß drei Thiere kräftig ernähren kann mit dem Futter von einer Grundfläche, worauf beim Weide- gange nur eines Nahrung findet, -- daß sich also mittelbar der Bodenertrag sehr vermehrt, die Ackerkrume durch die Dünger- bereitung in besserem Düngungszustande erhalten wird, und nicht allein die Pflege der Thiere verbessert3), sondern auch jedes unge- bundene System in der Folge der Feldfrüchte eingeführt werden kann. Was man gegen sie eingewendet hat, nämlich Mangel an Streumaterial wegen des nöthigen Futterbaues, Unmöglichkeit der Haltung eines hinreichenden Futtervorrathes, Mangel an Boden zum erforderlichen Futterbaue oder Vernachlässigung des Getreide- baues, Erziehung eines schwächlichen Viehstandes u. dgl. mehr, ist durch die Erfahrung nicht nur nicht erwiesen, sondern sogar widerlegt.
1) Auf dieſe Weiſe hat man z. B. beſonders bei Rindvieh und Schaafen ganz neue Raſſen gebildet, z. B. die Raſſe des Herrn Bakewell zu Diſhley. Thaer engl. Landw. I. 524. 549. III. 637.
2) In Betreff der Schaafe hat man bereits ſchöne Erfahrungen über die arith- metiſche Progreſſion der Veredelung gemacht, aber weniger beim Rindviehe und am wenigſten bei den Pferden. Thaer engl. Landw. III. 640.
3) Ueber Paarung ſ. m., außer Thaer's angef. Werk., Burger. I. 184. Gejer. S. 164. Koppe. III. 85. v. Reider. §. 230., beſonders das im §. 194. a. angeführte vortreffliche Buch von Schmalz. Auch Thaer Möglin. Annalen. X. 143. Schnee Landwirthſch. Zeitung. II. 564 (Einführung fremder Viehraſſen).
II. Von der Zucht und Pflege der Thiere.
§. 196.
Die Pflege der Thiere beginnt ſchon vor ihrer Geburt, indem man während der Trächtigkeit der Mutter auf das Junge durch Schonung und Nahrung der Erſteren wirkt1). Nach der Geburt überläßt man am beſten der Mutter das Junge zur Pflege und läßt es an derſelben die Nahrung finden. Dabei muß die Erſtere aber gut gefüttert werden. Die Zeit der Entwöhnung hängt von der Beſtimmung des Jungen, von der Kraft der Mutter und von der Nothwendigkeit der Milch zu anderen Zwecken ab. Sie muß aber ſorgfältig geſchehen, damit weder das Junge noch die Alte leide. Die fernere Zucht des Jungviehes bis zum rechten Alter ſeiner Benutzung iſt verſchieden nach Geſchlecht und Art der Thiere. Für Alle aber iſt eine kräftige, ſtärkende und den Körper möglichſt frei bildende Zucht die beſte. Ueber die Nährungsart der Thiere, wenn ſie ganz ausgebildet ſind, iſt man jetzt noch, obſchon weniger als früher, getheilter Meinung. Sie betrifft die Stall- fütterung und den Weidegang2). Der Hauptvortheil der Erſteren beſteht darin, daß man gewiß drei Thiere kräftig ernähren kann mit dem Futter von einer Grundfläche, worauf beim Weide- gange nur eines Nahrung findet, — daß ſich alſo mittelbar der Bodenertrag ſehr vermehrt, die Ackerkrume durch die Dünger- bereitung in beſſerem Düngungszuſtande erhalten wird, und nicht allein die Pflege der Thiere verbeſſert3), ſondern auch jedes unge- bundene Syſtem in der Folge der Feldfrüchte eingeführt werden kann. Was man gegen ſie eingewendet hat, nämlich Mangel an Streumaterial wegen des nöthigen Futterbaues, Unmöglichkeit der Haltung eines hinreichenden Futtervorrathes, Mangel an Boden zum erforderlichen Futterbaue oder Vernachläſſigung des Getreide- baues, Erziehung eines ſchwächlichen Viehſtandes u. dgl. mehr, iſt durch die Erfahrung nicht nur nicht erwieſen, ſondern ſogar widerlegt.
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[239/0261]
¹⁾ Auf dieſe Weiſe hat man z. B. beſonders bei Rindvieh und Schaafen ganz
neue Raſſen gebildet, z. B. die Raſſe des Herrn Bakewell zu Diſhley. Thaer
engl. Landw. I. 524. 549. III. 637.
²⁾ In Betreff der Schaafe hat man bereits ſchöne Erfahrungen über die arith-
metiſche Progreſſion der Veredelung gemacht, aber weniger beim Rindviehe und am
wenigſten bei den Pferden. Thaer engl. Landw. III. 640.
³⁾ Ueber Paarung ſ. m., außer Thaer's angef. Werk., Burger. I. 184.
Gejer. S. 164. Koppe. III. 85. v. Reider. §. 230., beſonders das im
§. 194. a. angeführte vortreffliche Buch von Schmalz. Auch Thaer Möglin.
Annalen. X. 143. Schnee Landwirthſch. Zeitung. II. 564 (Einführung fremder
Viehraſſen).
II. Von der Zucht und Pflege der Thiere.
§. 196.
Die Pflege der Thiere beginnt ſchon vor ihrer Geburt,
indem man während der Trächtigkeit der Mutter auf das Junge
durch Schonung und Nahrung der Erſteren wirkt1). Nach der
Geburt überläßt man am beſten der Mutter das Junge zur Pflege
und läßt es an derſelben die Nahrung finden. Dabei muß die
Erſtere aber gut gefüttert werden. Die Zeit der Entwöhnung
hängt von der Beſtimmung des Jungen, von der Kraft der Mutter
und von der Nothwendigkeit der Milch zu anderen Zwecken ab.
Sie muß aber ſorgfältig geſchehen, damit weder das Junge noch
die Alte leide. Die fernere Zucht des Jungviehes bis zum rechten
Alter ſeiner Benutzung iſt verſchieden nach Geſchlecht und Art der
Thiere. Für Alle aber iſt eine kräftige, ſtärkende und den Körper
möglichſt frei bildende Zucht die beſte. Ueber die Nährungsart der
Thiere, wenn ſie ganz ausgebildet ſind, iſt man jetzt noch, obſchon
weniger als früher, getheilter Meinung. Sie betrifft die Stall-
fütterung und den Weidegang2). Der Hauptvortheil der
Erſteren beſteht darin, daß man gewiß drei Thiere kräftig ernähren
kann mit dem Futter von einer Grundfläche, worauf beim Weide-
gange nur eines Nahrung findet, — daß ſich alſo mittelbar der
Bodenertrag ſehr vermehrt, die Ackerkrume durch die Dünger-
bereitung in beſſerem Düngungszuſtande erhalten wird, und nicht
allein die Pflege der Thiere verbeſſert3), ſondern auch jedes unge-
bundene Syſtem in der Folge der Feldfrüchte eingeführt werden
kann. Was man gegen ſie eingewendet hat, nämlich Mangel an
Streumaterial wegen des nöthigen Futterbaues, Unmöglichkeit der
Haltung eines hinreichenden Futtervorrathes, Mangel an Boden
zum erforderlichen Futterbaue oder Vernachläſſigung des Getreide-
baues, Erziehung eines ſchwächlichen Viehſtandes u. dgl. mehr, iſt
durch die Erfahrung nicht nur nicht erwieſen, ſondern ſogar
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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/261>, abgerufen am 28.11.2024.
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