Vergütung abgezapft. Dazu hat man die Wehrwerke, d. h. Ab- laufkanäle mit zwei Wehrdämmen, in deren Mitte sich eine höch- stens 2 Lachter lange Strecke (der Langofen) befindet. Am Ende dieser Wehrwerke, welche verlettet und gut gezimmert sein müssen, ist ein Hahn und ein Abflußtrog angebracht, woraus die Lange abgelassen, auf die Sohle der Stollen geleitet, von da zu Tage geführt und dann ausgelaugt wird. Das Ankehren der Sinkwerke kann bald alle 1/4, 1/2 und bald alle Jahre nur einmal geschehen. Zu wenig Wasser, das nicht bis an die Förste (den Himmel) reicht, äzt nur an den Stößen und erweitert sie zu sehr. Zu viel Wasser (Ueberhimmel) veräzt den Himmel und weicht die Decke ab, so daß sie auf die Sohle fällt (Gefälle macht), wodurch der Salzgehalt der gefallenen Massen verloren geht. Ganz lang- sam muß ein schon angekehrtes Sinkwerk immer Wasserzuflüsse erhalten, und so erweitert es sich gegen den Himmel immer mehr (es wandert in die Höhe). Ist die Lauge (Soole) abge- lassen, so muß von der Sohle aus vor dem neuen Ankehren die ursprüngliche Dimension des Sinkwerks (etwa 7 Fuß) wieder her- gestellt werden. Dies ist die Säuberarbeit. Oft genügt es, die Sohle blos zu ebnen (den Säuberberg einzugleichen). Ist die Sohle dem Himmel zu nahe gekommen, so schafft man den Säuberberg hinweg und bewahrt ihn an besondern Plätzen in der Grube (an den Faßstädten) auf. Im entgegengesetzten Falle wird die Sohle mit Bergen erhöht. Im nämlichen Verhältnisse müssen auch die Dämme erhöht werden.2).
3) Als Soole, welche durch Bohrlöcher, Schächte und Stol- len zu Tage gepumpt oder geleitet werden muß. Das Wesentliche ist, die Soole so concentrirt als möglich zu erhalten. Daher müssen alle süße Quellen so fern als möglich gehalten, darum oft eigene Sinkwerke angelegt und die Soole über Gradirwerke von Reisig geleitet werden, ehe man sie auslaugt oder abdampft. Auch das Meerwasser gehört hierher. Zum Auslaugen muß die Soole 22 bis 25 Grade haben3).
4) Als Ausschlag an der Erdoberfläche in Asien und Afrika. Zur Gewinnung desselben wird die obere Schicht abgeschürft und ausgelaugt. Die so erhaltene Soole wird concentrirt und alsdann abgedampft.
1)Brard Grundriß. S. 192-197.
2) Das Genaue darüber bei: Brard Grundriß. S. 197-208. v. Moll Jahrbücher. I. 199. de Villefosse. II. 401. Karsten metallurgische Reise. S. 102.
3) Ueber diesen Betrieb und die Salzquellen Genaueres bei: Brard Grund- riß. S. 208. Keferstein geognostisches Deutschland. Bd. II. v. Langsdorff Salzwerkskunde. Heidelberg 1824.
Vergütung abgezapft. Dazu hat man die Wehrwerke, d. h. Ab- laufkanäle mit zwei Wehrdämmen, in deren Mitte ſich eine höch- ſtens 2 Lachter lange Strecke (der Langofen) befindet. Am Ende dieſer Wehrwerke, welche verlettet und gut gezimmert ſein müſſen, iſt ein Hahn und ein Abflußtrog angebracht, woraus die Lange abgelaſſen, auf die Sohle der Stollen geleitet, von da zu Tage geführt und dann ausgelaugt wird. Das Ankehren der Sinkwerke kann bald alle ¼, ½ und bald alle Jahre nur einmal geſchehen. Zu wenig Waſſer, das nicht bis an die Förſte (den Himmel) reicht, äzt nur an den Stößen und erweitert ſie zu ſehr. Zu viel Waſſer (Ueberhimmel) veräzt den Himmel und weicht die Decke ab, ſo daß ſie auf die Sohle fällt (Gefälle macht), wodurch der Salzgehalt der gefallenen Maſſen verloren geht. Ganz lang- ſam muß ein ſchon angekehrtes Sinkwerk immer Waſſerzuflüſſe erhalten, und ſo erweitert es ſich gegen den Himmel immer mehr (es wandert in die Höhe). Iſt die Lauge (Soole) abge- laſſen, ſo muß von der Sohle aus vor dem neuen Ankehren die urſprüngliche Dimenſion des Sinkwerks (etwa 7 Fuß) wieder her- geſtellt werden. Dies iſt die Säuberarbeit. Oft genügt es, die Sohle blos zu ebnen (den Säuberberg einzugleichen). Iſt die Sohle dem Himmel zu nahe gekommen, ſo ſchafft man den Säuberberg hinweg und bewahrt ihn an beſondern Plätzen in der Grube (an den Faßſtädten) auf. Im entgegengeſetzten Falle wird die Sohle mit Bergen erhöht. Im nämlichen Verhältniſſe müſſen auch die Dämme erhöht werden.2).
3) Als Soole, welche durch Bohrlöcher, Schächte und Stol- len zu Tage gepumpt oder geleitet werden muß. Das Weſentliche iſt, die Soole ſo concentrirt als möglich zu erhalten. Daher müſſen alle ſüße Quellen ſo fern als möglich gehalten, darum oft eigene Sinkwerke angelegt und die Soole über Gradirwerke von Reiſig geleitet werden, ehe man ſie auslaugt oder abdampft. Auch das Meerwaſſer gehört hierher. Zum Auslaugen muß die Soole 22 bis 25 Grade haben3).
4) Als Ausſchlag an der Erdoberfläche in Aſien und Afrika. Zur Gewinnung deſſelben wird die obere Schicht abgeſchürft und ausgelaugt. Die ſo erhaltene Soole wird concentrirt und alsdann abgedampft.
1)Brard Grundriß. S. 192–197.
2) Das Genaue darüber bei: Brard Grundriß. S. 197–208. v. Moll Jahrbücher. I. 199. de Villefosse. II. 401. Karſten metallurgiſche Reiſe. S. 102.
3) Ueber dieſen Betrieb und die Salzquellen Genaueres bei: Brard Grund- riß. S. 208. Keferſtein geognoſtiſches Deutſchland. Bd. II. v. Langsdorff Salzwerkskunde. Heidelberg 1824.
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Vergütung abgezapft. Dazu hat man die Wehrwerke, d. h. Ab-
laufkanäle mit zwei Wehrdämmen, in deren Mitte ſich eine höch-
ſtens 2 Lachter lange Strecke (der Langofen) befindet. Am Ende
dieſer Wehrwerke, welche verlettet und gut gezimmert ſein müſſen,
iſt ein Hahn und ein Abflußtrog angebracht, woraus die Lange
abgelaſſen, auf die Sohle der Stollen geleitet, von da zu Tage
geführt und dann ausgelaugt wird. Das Ankehren der Sinkwerke
kann bald alle ¼, ½ und bald alle Jahre nur einmal geſchehen.
Zu wenig Waſſer, das nicht bis an die Förſte (den Himmel)
reicht, äzt nur an den Stößen und erweitert ſie zu ſehr. Zu viel
Waſſer (Ueberhimmel) veräzt den Himmel und weicht die Decke
ab, ſo daß ſie auf die Sohle fällt (Gefälle macht), wodurch
der Salzgehalt der gefallenen Maſſen verloren geht. Ganz lang-
ſam muß ein ſchon angekehrtes Sinkwerk immer Waſſerzuflüſſe
erhalten, und ſo erweitert es ſich gegen den Himmel immer mehr
(es wandert in die Höhe). Iſt die Lauge (Soole) abge-
laſſen, ſo muß von der Sohle aus vor dem neuen Ankehren die
urſprüngliche Dimenſion des Sinkwerks (etwa 7 Fuß) wieder her-
geſtellt werden. Dies iſt die Säuberarbeit. Oft genügt es,
die Sohle blos zu ebnen (den Säuberberg einzugleichen).
Iſt die Sohle dem Himmel zu nahe gekommen, ſo ſchafft man den
Säuberberg hinweg und bewahrt ihn an beſondern Plätzen in der
Grube (an den Faßſtädten) auf. Im entgegengeſetzten Falle
wird die Sohle mit Bergen erhöht. Im nämlichen Verhältniſſe
müſſen auch die Dämme erhöht werden.2).
3) Als Soole, welche durch Bohrlöcher, Schächte und Stol-
len zu Tage gepumpt oder geleitet werden muß. Das Weſentliche
iſt, die Soole ſo concentrirt als möglich zu erhalten. Daher müſſen
alle ſüße Quellen ſo fern als möglich gehalten, darum oft eigene
Sinkwerke angelegt und die Soole über Gradirwerke von Reiſig
geleitet werden, ehe man ſie auslaugt oder abdampft. Auch das
Meerwaſſer gehört hierher. Zum Auslaugen muß die Soole 22
bis 25 Grade haben3).
4) Als Ausſchlag an der Erdoberfläche in Aſien und Afrika.
Zur Gewinnung deſſelben wird die obere Schicht abgeſchürft und
ausgelaugt. Die ſo erhaltene Soole wird concentrirt und alsdann
abgedampft.
¹⁾ Brard Grundriß. S. 192–197.
²⁾ Das Genaue darüber bei: Brard Grundriß. S. 197–208. v. Moll
Jahrbücher. I. 199. de Villefosse. II. 401. Karſten metallurgiſche Reiſe. S. 102.
³⁾ Ueber dieſen Betrieb und die Salzquellen Genaueres bei: Brard Grund-
riß. S. 208. Keferſtein geognoſtiſches Deutſchland. Bd. II. v. Langsdorff
Salzwerkskunde. Heidelberg 1824.
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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/170>, abgerufen am 23.11.2024.
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