immer auf reinliche Räumung im Abbaue gesehen werden. Man geht, wenn eine Abbaustrecke weit genug ins Feld getrieben ist, aus derselben mit einem Stoße schwebend in die Höhe bis zu 3 Lachter Länge und läßt 2 bis 3 Mann an einem Stoße arbeiten. Es findet dabei die Schramm- und Schlitzarbeit Statt. Auch kann man zwischen den Abbaustrecken noch kleine schwebende Strecken treiben, daß fast quadratische Pfeiler entstehen. Den Schramm führt man entweder auf der Sohle auf dem Liegenden oder bis über 1 Lachter über der Sohle im Lager oder Flötz selber. Die durch den Abbau entstehenden Höhlungen müssen durch untergesetzte Stempel gehalten werden. Das Wegnehmen derselben und der an der Förste oder dem Dache noch stehenden Kohlen heißt Raub und ist sehr gefährlich.
Beim Strebbaue findet keine Ausrichtung Statt, weil sie mit dem Abbaue Eines ist. Er findet bei schwachen Flötzen und Lagern bis zu 6 Zoll Mächtigkeit Statt. Die Streben gehen von einer streichenden Förderstrecke zur andern. Sonst aber finden bei demselben die nämlichen Strecken und Schächte Statt, wie beim Pfeilerbaue. Sind die Arbeitsräume so nieder, daß die Ar- beiter knieen und auf der Seite rutschen, und am linken Arme so wie an der linken Hüfte deshalb Brettchen anbinden müssen, so heißt diese Arbeit Krummhölzer- oder Krummhälser- Arbeit.
§. 112. 2) Stehende Lager.
2) Der Betrieb stehender oder stark geneigter Lager oder Flötze. Auch bei diesen findet eine Ausrichtung der Lager und Flötze Statt. Man teuft einen donlägigen oder flachfallenden Schacht ab. Er steigt auf der Fallebene bis zur Sohle der Mittel- oder Grundstrecke hinab. Die Pfeiler werden vorgerichtet, indem man von demselben mit streichenden Oertern fortgeht, wenn der Druck aus dem Hangenden nicht zu groß ist. Ein verdeckter Wet- terzug wird nöthig, theils wegen neuer guter Wetter, theils wegen der Verhinderung des Einsturzes des alten Mannes. Dies geschieht mit Schienenhölzern, welche zugleich das Gestein unterstützen und den Weiterbau möglich machen. Man begnügt sich aber öfters, wo es nicht anders sein kann, mit dem Abteufen eines seicheren Schachtes. Aus ihm treibt man in den Sohlen der Abbaustrecken Querschläge zu dem Lager oder Flötze, welches man abbauen will. Dies findet auch Statt, wenn mehrere Lager oder Flötze überein- ander in einem Abbaue gewonnen werden sollen. Der Abbau
immer auf reinliche Räumung im Abbaue geſehen werden. Man geht, wenn eine Abbauſtrecke weit genug ins Feld getrieben iſt, aus derſelben mit einem Stoße ſchwebend in die Höhe bis zu 3 Lachter Länge und läßt 2 bis 3 Mann an einem Stoße arbeiten. Es findet dabei die Schramm- und Schlitzarbeit Statt. Auch kann man zwiſchen den Abbauſtrecken noch kleine ſchwebende Strecken treiben, daß faſt quadratiſche Pfeiler entſtehen. Den Schramm führt man entweder auf der Sohle auf dem Liegenden oder bis über 1 Lachter über der Sohle im Lager oder Flötz ſelber. Die durch den Abbau entſtehenden Höhlungen müſſen durch untergeſetzte Stempel gehalten werden. Das Wegnehmen derſelben und der an der Förſte oder dem Dache noch ſtehenden Kohlen heißt Raub und iſt ſehr gefährlich.
Beim Strebbaue findet keine Ausrichtung Statt, weil ſie mit dem Abbaue Eines iſt. Er findet bei ſchwachen Flötzen und Lagern bis zu 6 Zoll Mächtigkeit Statt. Die Streben gehen von einer ſtreichenden Förderſtrecke zur andern. Sonſt aber finden bei demſelben die nämlichen Strecken und Schächte Statt, wie beim Pfeilerbaue. Sind die Arbeitsräume ſo nieder, daß die Ar- beiter knieen und auf der Seite rutſchen, und am linken Arme ſo wie an der linken Hüfte deshalb Brettchen anbinden müſſen, ſo heißt dieſe Arbeit Krummhölzer- oder Krummhälſer- Arbeit.
§. 112. 2) Stehende Lager.
2) Der Betrieb ſtehender oder ſtark geneigter Lager oder Flötze. Auch bei dieſen findet eine Ausrichtung der Lager und Flötze Statt. Man teuft einen donlägigen oder flachfallenden Schacht ab. Er ſteigt auf der Fallebene bis zur Sohle der Mittel- oder Grundſtrecke hinab. Die Pfeiler werden vorgerichtet, indem man von demſelben mit ſtreichenden Oertern fortgeht, wenn der Druck aus dem Hangenden nicht zu groß iſt. Ein verdeckter Wet- terzug wird nöthig, theils wegen neuer guter Wetter, theils wegen der Verhinderung des Einſturzes des alten Mannes. Dies geſchieht mit Schienenhölzern, welche zugleich das Geſtein unterſtützen und den Weiterbau möglich machen. Man begnügt ſich aber öfters, wo es nicht anders ſein kann, mit dem Abteufen eines ſeicheren Schachtes. Aus ihm treibt man in den Sohlen der Abbauſtrecken Querſchläge zu dem Lager oder Flötze, welches man abbauen will. Dies findet auch Statt, wenn mehrere Lager oder Flötze überein- ander in einem Abbaue gewonnen werden ſollen. Der Abbau
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><divn="8"><divn="9"><p><pbfacs="#f0163"n="141"/>
immer auf reinliche Räumung im Abbaue geſehen werden. Man<lb/>
geht, wenn eine Abbauſtrecke weit genug ins Feld getrieben iſt,<lb/>
aus derſelben mit einem Stoße ſchwebend in die Höhe bis zu<lb/>
3 Lachter Länge und läßt 2 bis 3 Mann an einem Stoße arbeiten.<lb/>
Es findet dabei die Schramm- und Schlitzarbeit Statt. Auch kann<lb/>
man zwiſchen den Abbauſtrecken noch kleine ſchwebende Strecken<lb/>
treiben, daß faſt quadratiſche Pfeiler entſtehen. Den Schramm<lb/>
führt man entweder auf der Sohle auf dem Liegenden oder bis<lb/>
über 1 Lachter über der Sohle im Lager oder Flötz ſelber. Die<lb/>
durch den Abbau entſtehenden Höhlungen müſſen durch untergeſetzte<lb/>
Stempel gehalten werden. Das Wegnehmen derſelben und der an<lb/>
der Förſte oder dem Dache noch ſtehenden Kohlen heißt <hirendition="#g">Raub</hi> und<lb/>
iſt ſehr gefährlich.</p><lb/><p>Beim <hirendition="#g">Strebbaue</hi> findet keine Ausrichtung Statt, weil ſie<lb/>
mit dem Abbaue Eines iſt. Er findet bei ſchwachen Flötzen und<lb/>
Lagern bis zu 6 Zoll Mächtigkeit Statt. Die Streben gehen von<lb/>
einer ſtreichenden Förderſtrecke zur andern. Sonſt aber finden<lb/>
bei demſelben die nämlichen Strecken und Schächte Statt, wie<lb/>
beim Pfeilerbaue. Sind die Arbeitsräume ſo nieder, daß die Ar-<lb/>
beiter knieen und auf der Seite rutſchen, und am linken Arme<lb/>ſo wie an der linken Hüfte deshalb Brettchen anbinden müſſen,<lb/>ſo heißt dieſe Arbeit <hirendition="#g">Krummhölzer</hi>- oder <hirendition="#g">Krummhälſer</hi>-<lb/>
Arbeit.</p></div><lb/><divn="9"><head><hirendition="#c">§. 112.<lb/>
2) <hirendition="#g">Stehende Lager</hi>.</hi></head><lb/><p>2) Der Betrieb <hirendition="#g">ſtehender oder ſtark geneigter</hi> Lager oder<lb/>
Flötze. Auch bei dieſen findet eine <hirendition="#g">Ausrichtung</hi> der Lager und<lb/>
Flötze Statt. Man teuft einen donlägigen oder flachfallenden<lb/>
Schacht ab. Er ſteigt auf der Fallebene bis zur Sohle der Mittel-<lb/>
oder Grundſtrecke hinab. Die Pfeiler werden vorgerichtet, indem<lb/>
man von demſelben mit ſtreichenden Oertern fortgeht, wenn der<lb/>
Druck aus dem Hangenden nicht zu groß iſt. Ein verdeckter Wet-<lb/>
terzug wird nöthig, theils wegen neuer guter Wetter, theils wegen<lb/>
der Verhinderung des Einſturzes des alten Mannes. Dies geſchieht<lb/>
mit Schienenhölzern, welche zugleich das Geſtein unterſtützen und<lb/>
den Weiterbau möglich machen. Man begnügt ſich aber öfters,<lb/>
wo es nicht anders ſein kann, mit dem Abteufen eines ſeicheren<lb/>
Schachtes. Aus ihm treibt man in den Sohlen der Abbauſtrecken<lb/>
Querſchläge zu dem Lager oder Flötze, welches man abbauen will.<lb/>
Dies findet auch Statt, wenn mehrere Lager oder Flötze überein-<lb/>
ander in <hirendition="#g">einem</hi> Abbaue gewonnen werden ſollen. Der <hirendition="#g">Abbau</hi><lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[141/0163]
immer auf reinliche Räumung im Abbaue geſehen werden. Man
geht, wenn eine Abbauſtrecke weit genug ins Feld getrieben iſt,
aus derſelben mit einem Stoße ſchwebend in die Höhe bis zu
3 Lachter Länge und läßt 2 bis 3 Mann an einem Stoße arbeiten.
Es findet dabei die Schramm- und Schlitzarbeit Statt. Auch kann
man zwiſchen den Abbauſtrecken noch kleine ſchwebende Strecken
treiben, daß faſt quadratiſche Pfeiler entſtehen. Den Schramm
führt man entweder auf der Sohle auf dem Liegenden oder bis
über 1 Lachter über der Sohle im Lager oder Flötz ſelber. Die
durch den Abbau entſtehenden Höhlungen müſſen durch untergeſetzte
Stempel gehalten werden. Das Wegnehmen derſelben und der an
der Förſte oder dem Dache noch ſtehenden Kohlen heißt Raub und
iſt ſehr gefährlich.
Beim Strebbaue findet keine Ausrichtung Statt, weil ſie
mit dem Abbaue Eines iſt. Er findet bei ſchwachen Flötzen und
Lagern bis zu 6 Zoll Mächtigkeit Statt. Die Streben gehen von
einer ſtreichenden Förderſtrecke zur andern. Sonſt aber finden
bei demſelben die nämlichen Strecken und Schächte Statt, wie
beim Pfeilerbaue. Sind die Arbeitsräume ſo nieder, daß die Ar-
beiter knieen und auf der Seite rutſchen, und am linken Arme
ſo wie an der linken Hüfte deshalb Brettchen anbinden müſſen,
ſo heißt dieſe Arbeit Krummhölzer- oder Krummhälſer-
Arbeit.
§. 112.
2) Stehende Lager.
2) Der Betrieb ſtehender oder ſtark geneigter Lager oder
Flötze. Auch bei dieſen findet eine Ausrichtung der Lager und
Flötze Statt. Man teuft einen donlägigen oder flachfallenden
Schacht ab. Er ſteigt auf der Fallebene bis zur Sohle der Mittel-
oder Grundſtrecke hinab. Die Pfeiler werden vorgerichtet, indem
man von demſelben mit ſtreichenden Oertern fortgeht, wenn der
Druck aus dem Hangenden nicht zu groß iſt. Ein verdeckter Wet-
terzug wird nöthig, theils wegen neuer guter Wetter, theils wegen
der Verhinderung des Einſturzes des alten Mannes. Dies geſchieht
mit Schienenhölzern, welche zugleich das Geſtein unterſtützen und
den Weiterbau möglich machen. Man begnügt ſich aber öfters,
wo es nicht anders ſein kann, mit dem Abteufen eines ſeicheren
Schachtes. Aus ihm treibt man in den Sohlen der Abbauſtrecken
Querſchläge zu dem Lager oder Flötze, welches man abbauen will.
Dies findet auch Statt, wenn mehrere Lager oder Flötze überein-
ander in einem Abbaue gewonnen werden ſollen. Der Abbau
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/163>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.