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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

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§. 61.
Arten des Preises.

Wenn man den Preis unter verschiedenen Beziehungen be-
trachtet, so erhält er verschiedene Benennungen, nämlich:

1) Je nach der Wirksamkeit der Concurrenz und der
daraus erfolgenden Höhe desselben unterscheidet man den Markt-
(wirklichen oder Tauschpreis, französ. prix courant) und Mono-
polpreis. Jener ist der auf offenem Markte bei offenem Mit-
bewerbe entstandene ständige, dieser aber derjenige Preis, welchen
ein einziger Anbieter im Verkehre verlangt und erhält, da er keine
Concurrenz ausgehalten hat.1).

2) Je nach Höhe des Preises in Betreff seiner Be-
standtheile findet sich, daß der Preis entweder mehr und weniger
den Kostensatz übersteigt, oder gerade denselben beträgt. Ein tie-
ferer Stand desselben zwingt, das Tausch-, Kauf-, Mieth-, Leih-
und Dienstgeschäft aufzugeben. Im zweiten Stande nennt man
den Preis Kostenpreis (natürlicher, nothwendiger, angemessener
Preis)2).

3) Je nach den Gegenständen, woraus der Preis be-
steht unterscheidet man den Geldpreis und den Sachpreis,
d. h. jenen, der in anderen Gütern, Nutzungen und Leistungen,
anstatt in Gelde ausgedrückt ist3).

4) Je nach der Berechnungsart der Preise gibt es ei-
nen Einzel- und einen Durchschnittspreis, d. h. einen aus
mehreren Einzelpreisen gefundenen mittleren Preis. Der Leztere
kann örtlich und zeitlich verstanden werden, und ist im ersten
Falle der mittlere Preis eines Gutes, einer Nutzung oder Leistung
von verschiedenen Orten, Gegenden, Ländern, und im zweiten
Falle von verschiedenen Perioden4).

1) Lotz Handb. I. 49. Desselben Revision der Grundbegriffe. I. 71. folg.
81 folg. Hufeland (Neue Grundlegung. I. 132.) nennt den Ersteren doppel-
seitigen, und den Lezteren einseitigen. simonde de sismondi (de la richesse
commerciale. I. 283)
nennt Ersteren prix relatif, im Gegensatze des prix intrinseque,
worunter er den aus den Schaffungskosten und dem gewöhnlichen Gewinne des
Produzenten bestehenden Preis versteht. Beide sind Marktpreise, aber der Erstere
hört auf, der Leztere zu sein, wenn er unter dessen Betrag fällt.
2) Den Ausdruck natürlichen Preis gibt Hufeland I. 373. dem Gegen-
satze des Kostenpreises. v. Jacob (Nationalökonomie. S. 89. §. 176.) setzt ihn
dem erkünstelten gegenüber, welcher nicht blos die nothwendigen, sondern auch
willkürliche Ursachen der Produktion des Gutes dem Produzenten ersetze. Daß dies
nicht Statt finden kann, ist aus §. 58. und 59. klar. Mit Unrecht setzt derselbe
(S. 88. §. 178.) den Kostenpreis dem Marktpreise gegenüber, denn dieser wird oft
Kostenpreis. Lotz (Revision. I. 84.) tadelt dies und will dagegen denselben seinem
wirklichen Preise gegenübergestellt wissen. Allein sein wirklicher Preis ist der Preis
überhaupt, und kann selbst Marktpreis werden, eben so wie Monopolpreis. Daher
6 *
§. 61.
Arten des Preiſes.

Wenn man den Preis unter verſchiedenen Beziehungen be-
trachtet, ſo erhält er verſchiedene Benennungen, nämlich:

1) Je nach der Wirkſamkeit der Concurrenz und der
daraus erfolgenden Höhe deſſelben unterſcheidet man den Markt-
(wirklichen oder Tauſchpreis, franzöſ. prix courant) und Mono-
polpreis. Jener iſt der auf offenem Markte bei offenem Mit-
bewerbe entſtandene ſtändige, dieſer aber derjenige Preis, welchen
ein einziger Anbieter im Verkehre verlangt und erhält, da er keine
Concurrenz ausgehalten hat.1).

2) Je nach Höhe des Preiſes in Betreff ſeiner Be-
ſtandtheile findet ſich, daß der Preis entweder mehr und weniger
den Koſtenſatz überſteigt, oder gerade denſelben beträgt. Ein tie-
ferer Stand deſſelben zwingt, das Tauſch-, Kauf-, Mieth-, Leih-
und Dienſtgeſchäft aufzugeben. Im zweiten Stande nennt man
den Preis Koſtenpreis (natürlicher, nothwendiger, angemeſſener
Preis)2).

3) Je nach den Gegenſtänden, woraus der Preis be-
ſteht unterſcheidet man den Geldpreis und den Sachpreis,
d. h. jenen, der in anderen Gütern, Nutzungen und Leiſtungen,
anſtatt in Gelde ausgedrückt iſt3).

4) Je nach der Berechnungsart der Preiſe gibt es ei-
nen Einzel- und einen Durchſchnittspreis, d. h. einen aus
mehreren Einzelpreiſen gefundenen mittleren Preis. Der Leztere
kann örtlich und zeitlich verſtanden werden, und iſt im erſten
Falle der mittlere Preis eines Gutes, einer Nutzung oder Leiſtung
von verſchiedenen Orten, Gegenden, Ländern, und im zweiten
Falle von verſchiedenen Perioden4).

1) Lotz Handb. I. 49. Deſſelben Reviſion der Grundbegriffe. I. 71. folg.
81 folg. Hufeland (Neue Grundlegung. I. 132.) nennt den Erſteren doppel-
ſeitigen, und den Lezteren einſeitigen. simonde de sismondi (de la richesse
commerciale. I. 283)
nennt Erſteren prix relatif, im Gegenſatze des prix intrinsèque,
worunter er den aus den Schaffungskoſten und dem gewöhnlichen Gewinne des
Produzenten beſtehenden Preis verſteht. Beide ſind Marktpreiſe, aber der Erſtere
hört auf, der Leztere zu ſein, wenn er unter deſſen Betrag fällt.
2) Den Ausdruck natürlichen Preis gibt Hufeland I. 373. dem Gegen-
ſatze des Koſtenpreiſes. v. Jacob (Nationalökonomie. S. 89. §. 176.) ſetzt ihn
dem erkünſtelten gegenüber, welcher nicht blos die nothwendigen, ſondern auch
willkürliche Urſachen der Produktion des Gutes dem Produzenten erſetze. Daß dies
nicht Statt finden kann, iſt aus §. 58. und 59. klar. Mit Unrecht ſetzt derſelbe
(S. 88. §. 178.) den Koſtenpreis dem Marktpreiſe gegenüber, denn dieſer wird oft
Koſtenpreis. Lotz (Reviſion. I. 84.) tadelt dies und will dagegen denſelben ſeinem
wirklichen Preiſe gegenübergeſtellt wiſſen. Allein ſein wirklicher Preis iſt der Preis
überhaupt, und kann ſelbſt Marktpreis werden, eben ſo wie Monopolpreis. Daher
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[83/0105] §. 61. Arten des Preiſes. Wenn man den Preis unter verſchiedenen Beziehungen be- trachtet, ſo erhält er verſchiedene Benennungen, nämlich: 1) Je nach der Wirkſamkeit der Concurrenz und der daraus erfolgenden Höhe deſſelben unterſcheidet man den Markt- (wirklichen oder Tauſchpreis, franzöſ. prix courant) und Mono- polpreis. Jener iſt der auf offenem Markte bei offenem Mit- bewerbe entſtandene ſtändige, dieſer aber derjenige Preis, welchen ein einziger Anbieter im Verkehre verlangt und erhält, da er keine Concurrenz ausgehalten hat.1). 2) Je nach Höhe des Preiſes in Betreff ſeiner Be- ſtandtheile findet ſich, daß der Preis entweder mehr und weniger den Koſtenſatz überſteigt, oder gerade denſelben beträgt. Ein tie- ferer Stand deſſelben zwingt, das Tauſch-, Kauf-, Mieth-, Leih- und Dienſtgeſchäft aufzugeben. Im zweiten Stande nennt man den Preis Koſtenpreis (natürlicher, nothwendiger, angemeſſener Preis)2). 3) Je nach den Gegenſtänden, woraus der Preis be- ſteht unterſcheidet man den Geldpreis und den Sachpreis, d. h. jenen, der in anderen Gütern, Nutzungen und Leiſtungen, anſtatt in Gelde ausgedrückt iſt3). 4) Je nach der Berechnungsart der Preiſe gibt es ei- nen Einzel- und einen Durchſchnittspreis, d. h. einen aus mehreren Einzelpreiſen gefundenen mittleren Preis. Der Leztere kann örtlich und zeitlich verſtanden werden, und iſt im erſten Falle der mittlere Preis eines Gutes, einer Nutzung oder Leiſtung von verſchiedenen Orten, Gegenden, Ländern, und im zweiten Falle von verſchiedenen Perioden4). ¹⁾ Lotz Handb. I. 49. Deſſelben Reviſion der Grundbegriffe. I. 71. folg. 81 folg. Hufeland (Neue Grundlegung. I. 132.) nennt den Erſteren doppel- ſeitigen, und den Lezteren einſeitigen. simonde de sismondi (de la richesse commerciale. I. 283) nennt Erſteren prix relatif, im Gegenſatze des prix intrinsèque, worunter er den aus den Schaffungskoſten und dem gewöhnlichen Gewinne des Produzenten beſtehenden Preis verſteht. Beide ſind Marktpreiſe, aber der Erſtere hört auf, der Leztere zu ſein, wenn er unter deſſen Betrag fällt. ²⁾ Den Ausdruck natürlichen Preis gibt Hufeland I. 373. dem Gegen- ſatze des Koſtenpreiſes. v. Jacob (Nationalökonomie. S. 89. §. 176.) ſetzt ihn dem erkünſtelten gegenüber, welcher nicht blos die nothwendigen, ſondern auch willkürliche Urſachen der Produktion des Gutes dem Produzenten erſetze. Daß dies nicht Statt finden kann, iſt aus §. 58. und 59. klar. Mit Unrecht ſetzt derſelbe (S. 88. §. 178.) den Koſtenpreis dem Marktpreiſe gegenüber, denn dieſer wird oft Koſtenpreis. Lotz (Reviſion. I. 84.) tadelt dies und will dagegen denſelben ſeinem wirklichen Preiſe gegenübergeſtellt wiſſen. Allein ſein wirklicher Preis iſt der Preis überhaupt, und kann ſelbſt Marktpreis werden, eben ſo wie Monopolpreis. Daher 6 *

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Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/105>, abgerufen am 28.11.2024.