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Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887.

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Wie hätte der Dichter aber seine Absicht deutlicher kund geben pba_629.002
können, als indem er die Göttin Athene, da sie nun den Areopag, jenes pba_629.003
höchste, heilige Gericht einsetzt, das den Orestes den Erinnyen entzieht, pba_629.004
ihre hochbedeutenden Worte im engsten Anschluß diesem Chorgesange pba_629.005
entnehmen läßt, in welchem die verletzten Göttinnen ihr unzerstörbares pba_629.006
Recht so ergreifend verkünden? Es sei versucht, die Rede in der fast pba_629.007
wörtlichen Übereinstimmung mit dem Chorlied wiederzugeben, wie das pba_629.008
Original sie bietet:

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Hier soll fromme Scheu, pba_629.010
Es soll die ihr verwandte Furcht der Bürger hier pba_629.011
Wacht halten und dem Unrecht wehren Tag und Nacht. -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- pba_629.012
Gleich fern von Zügellosigkeit und Sklavensinn pba_629.013
Zu bleiben, sei dem Volke heiliges Gesetz! pba_629.014
Doch auch des Schreckens sei es völlig nicht befreit: pba_629.015
Denn wer der Menschen, der nichts fürchtet, bleibt gerecht? pba_629.016
Bewahrt ihr fromm euch solche Ehrfurcht, treu dem Recht, pba_629.017
Dann schaffet ihr ein Bollwerk eurem Land, der Stadt pba_629.018
Ein schützend Kleinod, wie die Welt kein gleiches kennt. -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- pba_629.019
So setz' ich diesen Rat zum unbestechlichen, pba_629.020
Ehrwürdig milden, strenge strafenden und für pba_629.021
Die Schlummernden stets wachen Hüter dieser Stadt.

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Damit ist die Versöhnung in nahe glückliche Aussicht gerückt; denn pba_629.023
diese Worte zeigen, daß Athene den Kern des Erinnyen-Rechtes nicht

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G. Hermann in den Anmerkungen Bd. II, S. 612 erklärt: "alia enim aliter pba_629.025
gubernat
", i. e. alia aliis rebus pro suo arbitrio attribuit. Scholiastes, quid pba_629.026
in mente habuerit, non ausim dicere. Verba ejus haec sunt, alla allos ephora pba_629.027
o theos; esth' ope deous. G. Hermanns Jnterpretation ergibt keinen scharf auschließenden pba_629.028
Sinn, noch weniger Droysens "Ob andres anders er scheide". Die Worte pba_629.029
sind jedoch keineswegs ein müßiger Zusatz, sondern von wichtiger und fest eingefügter pba_629.030
Bedeutung. Jn dem ganzen Gesange handelt es sich um die Furcht: sie soll weder pba_629.031
fehlen
noch zu stark, knechtisch, sklavisch, sein. Der Mitte (dem meson) allein wohnt pba_629.032
die Kraft bei. Sie also sieht der Gott günstig, gnädig an und stattet sie reich aus. pba_629.033
Dazu die emphatisch ausgedrückte Ergänzung: "anderes", d. i. was über die Mitte pba_629.034
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oder unter ihr liegt, "sieht der Gott anders, mit anderem Auge, an", d. i. pba_629.035
ungnädig, er versagt ihm die Kraft. Der verhüllte Ausdruck deutet den Zorn pba_629.036
des Gottes an, im Gegensatz zu seinem Segen. Also: "und er blickt hinweg pba_629.037
von dem andern!
" Der Scholiast hat ganz richtig interpretiert: "Der Gott sieht pba_629.038
auf anderes anders hin: esth' ope deous, d. h.: "es handelt sich darum, auf welche pba_629.039
Stelle der Furcht
sc. er blickt;" nämlich auf ihr Zuviel oder Zuwenig. Die pba_629.040
"symmetrische" Fortführung der Stelle durch die Erinnyen bestätigt diese Auffassung pba_629.041
auf das vollkommenste: xummetron d'epos lego u. s. w.

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Wie hätte der Dichter aber seine Absicht deutlicher kund geben pba_629.002
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G. Hermann in den Anmerkungen Bd. II, S. 612 erklärt: „alia enim aliter pba_629.025
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Zitationshilfe: Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887, S. 629. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumgart_poetik_1887/647>, abgerufen am 22.11.2024.