pba_602.001 Umstrickte mich blendend ein Zauber der Hölle?pba_602.002 Dem Manne folgt' ich,pba_602.003 Dem kühnen Entführer, in sträflicher Flucht.
pba_602.004 Und weiter dann:
pba_602.005
Vergib, du Herrliche, die mich geboren,pba_602.006 Daß ich, vorgreifend den verhängten Stunden,pba_602.007 Mir eigenmächtig mein Geschick erkoren.pba_602.008 Nicht frei erwählt' ich's, es hat mich gefunden;pba_602.009 Eindringt der Gott auch zu verschlossnen Thoren;pba_602.010 Zu Perseus' Turm hat er den Weg gefunden,pba_602.011 Dem Dämon ist sein Opfer unverloren.pba_602.012 Wär' es an öde Klippen angebundenpba_602.013 Und an des Atlas himmeltragende Säulen,pba_602.014 So wird sein Flügelroß es dort ereilen.
pba_602.015 Das ist es, was am Schlusse des ersten Aktes zu jenem mächtigen, pba_602.016 die Furcht im tiefsten Jnnern aufregenden Chorgesange bewegt, der schon pba_602.017 oben citiert wurde.
pba_602.018
Aber nicht bloß im Wellenreichepba_602.019 Auf der wogenden Meeresflut,pba_602.020 Auch auf der Erde, so fest sie ruhtpba_602.021 Auf den ewigen alten Säulen,pba_602.022 Wanket das Glück und will nicht weilen.
pba_602.023 Und dann weiter die Ahnung, daß aus dieser Heimlichkeit, diesem pba_602.024 segenlosen Bund, diesen lichtscheu krummen Pfaden böse Saat aufgehen pba_602.025 müsse, und der bange Hinweis auf den alten Fluch des Hauses.
pba_602.026 Doppelter Ungehorsam gegen das Gebot der Mutter und gegen das pba_602.027 des Geliebten -- auch sie schreibt die Schuld den Sternen zu: "doch pba_602.028 weiß ich nicht, welch bösen Sternes Macht mich trieb mit unbezwinglichen pba_602.029 Gelüsten" -- hat Beatrice den Blicken Don Cesars ausgesetzt und pba_602.030 seine noch heißere, noch dringendere, noch gewaltsamer jedes Hindernis pba_602.031 aus dem Wege schleudernde Leidenschaft erweckt.
pba_602.032 Wenn nun in der folgenden Entwickelung die immerfort sich näher pba_602.033 zudrängende Erkennung fast überkünstlich immer wieder hinausgeschoben pba_602.034 wird, so ist auch hierin nicht eine Schwäche der Dichtung zu sehen, pba_602.035 sondern das Ergebnis berechneter Charakteristik: hier ist jeder nur der pba_602.036 eigenen Leidenschaft hingegeben, so ausschließlich, daß er blind und taub pba_602.037 für alles ist, was dem despotischen Wunsch dieser Leidenschaft nicht pba_602.038 schmeichelnd sich fügt. Das ist die eigentliche und rechte Art, um dem pba_602.039 verderblichen Schicksal die breite Bahn zu ebnen, und in Jsabellas pba_602.040 Worten ist dafür der klassische Ausdruck gefunden:
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pba_602.032 Wenn nun in der folgenden Entwickelung die immerfort sich näher pba_602.033 zudrängende Erkennung fast überkünstlich immer wieder hinausgeschoben pba_602.034 wird, so ist auch hierin nicht eine Schwäche der Dichtung zu sehen, pba_602.035 sondern das Ergebnis berechneter Charakteristik: hier ist jeder nur der pba_602.036 eigenen Leidenschaft hingegeben, so ausschließlich, daß er blind und taub pba_602.037 für alles ist, was dem despotischen Wunsch dieser Leidenschaft nicht pba_602.038 schmeichelnd sich fügt. Das ist die eigentliche und rechte Art, um dem pba_602.039 verderblichen Schicksal die breite Bahn zu ebnen, und in Jsabellas pba_602.040 Worten ist dafür der klassische Ausdruck gefunden:
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Umstrickte mich blendend ein Zauber der Hölle? pba_602.002
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Dem kühnen Entführer, in sträflicher Flucht.
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des Geliebten — auch sie schreibt die Schuld den Sternen zu: „doch pba_602.028
weiß ich nicht, welch bösen Sternes Macht mich trieb mit unbezwinglichen pba_602.029
Gelüsten“ — hat Beatrice den Blicken Don Cesars ausgesetzt und pba_602.030
seine noch heißere, noch dringendere, noch gewaltsamer jedes Hindernis pba_602.031
aus dem Wege schleudernde Leidenschaft erweckt.
pba_602.032
Wenn nun in der folgenden Entwickelung die immerfort sich näher pba_602.033
zudrängende Erkennung fast überkünstlich immer wieder hinausgeschoben pba_602.034
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sondern das Ergebnis berechneter Charakteristik: hier ist jeder nur der pba_602.036
eigenen Leidenschaft hingegeben, so ausschließlich, daß er blind und taub pba_602.037
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schmeichelnd sich fügt. Das ist die eigentliche und rechte Art, um dem pba_602.039
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Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887, S. 602. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumgart_poetik_1887/620>, abgerufen am 22.11.2024.
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