Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887.pba_597.001 Komm, meine Tochter! Hier ist unsers Bleibens pba_597.004 Nicht mehr -- den Rachegeistern überlass' ich pba_597.005 Dies Haus. -- Ein Frevel führte mich herein, pba_597.006 Ein Frevel treibt mich aus. -- Mit Widerwillen pba_597.007 Hab' ich's betreten und mit Furcht bewohnt, pba_597.008 Und in Verzweiflung räum' ich's. -- Alles dies pba_597.009 Erleid' ich schuldlos; doch bei Ehren bleiben pba_597.010 Die Orakel, und gerettet sind die Götter. pba_597.011 Nicht Wahrsagung reden soll mein Mund; pba_597.017 Aber sehr mißfällt mir dies Geheime, pba_597.018 Dieser Ehe segenloser Bund, pba_597.019 Diese lichtscheu krummen Liebespfade, pba_597.020 Dieses Klosterraubs verwegne That; pba_597.021 Denn das Gute liebt sich das Gerade, pba_597.022 Böse Früchte trägt die böse Saat. pba_597.023 Auch ein Raub war's, wie wir alle wissen, pba_597.024 Der des alten Fürsten ehliches Gemahl pba_597.025 Jn ein frevelnd Ehebett gerissen, pba_597.026 Denn sie war des Vaters Wahl. pba_597.027 Und der Ahnherr schüttelte im Zorne pba_597.028 Grauenvoller Flüche schrecklichen Samen pba_597.029 Auf das sündige Ehebett aus. pba_597.030 Greuelthaten ohne Namen, pba_597.031 Schwarze Verbrechen verbirgt dies Haus. pba_597.032
Ja, es hat nicht gut begonnen, pba_597.033 Glaubt mir, und es endet nicht gut; pba_597.034 Denn gebüßt wird unter der Sonnen pba_597.035 Jede That der verblendeten Wut. pba_597.036 Es ist kein Zufall und blindes Los, pba_597.037 Daß die Brüder sich wütend selbst zerstören; pba_597.038 Denn verflucht ward der Mutter Schoß, pba_597.039 Sie sollte den Haß und den Streit gebären. pba_597.040 -- Aber ich will es schweigend verhüllen, pba_597.041 Denn die Rachegötter schaffen im stillen; pba_597.042 Zeit ist's die Unfälle zu beweinen, pba_597.043 Wenn sie nahen und wirklich erscheinen. pba_597.001 Komm, meine Tochter! Hier ist unsers Bleibens pba_597.004 Nicht mehr — den Rachegeistern überlass' ich pba_597.005 Dies Haus. — Ein Frevel führte mich herein, pba_597.006 Ein Frevel treibt mich aus. — Mit Widerwillen pba_597.007 Hab' ich's betreten und mit Furcht bewohnt, pba_597.008 Und in Verzweiflung räum' ich's. — Alles dies pba_597.009 Erleid' ich schuldlos; doch bei Ehren bleiben pba_597.010 Die Orakel, und gerettet sind die Götter. pba_597.011 Nicht Wahrsagung reden soll mein Mund; pba_597.017 Aber sehr mißfällt mir dies Geheime, pba_597.018 Dieser Ehe segenloser Bund, pba_597.019 Diese lichtscheu krummen Liebespfade, pba_597.020 Dieses Klosterraubs verwegne That; pba_597.021 Denn das Gute liebt sich das Gerade, pba_597.022 Böse Früchte trägt die böse Saat. pba_597.023 Auch ein Raub war's, wie wir alle wissen, pba_597.024 Der des alten Fürsten ehliches Gemahl pba_597.025 Jn ein frevelnd Ehebett gerissen, pba_597.026 Denn sie war des Vaters Wahl. pba_597.027 Und der Ahnherr schüttelte im Zorne pba_597.028 Grauenvoller Flüche schrecklichen Samen pba_597.029 Auf das sündige Ehebett aus. pba_597.030 Greuelthaten ohne Namen, pba_597.031 Schwarze Verbrechen verbirgt dies Haus. pba_597.032
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pba_597.001
Jsabella selbst unmittelbar nach dem Eintritt der Katastrophe am pba_597.002
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Aber schon am Schlusse des ersten Aufzuges hat der Chor über pba_597.012
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Wenn sie nahen und wirklich erscheinen.
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