pba_409.001 redend eingeführt oder beschrieben werden." Und dem entsprechend Hauptstück pba_409.002 XI, § 17: "Die Personen, die zur Komödie gehören, sind ordentliche pba_409.003 Bürger, oder doch Leute von mäßigem Stande, dergleichen auch pba_409.004 wohl zur Not Baronen, Marquis und Grafen sind: nicht, als wenn pba_409.005 die Großen dieser Welt keine Thorheiten zu begehen pflegten, die lächerlich pba_409.006 wären; nein, sondern weil es wider die Ehrerbiethung läuft, die man pba_409.007 ihnen schuldig ist, sie als auslachenswürdig vorzustellen." Dieses letztere pba_409.008 aber möchte Gottsched höchstens "den republikanischen Köpfen" der alten pba_409.009 Griechen nachsehen; für die modernen Verhältnisse würde es seiner pba_409.010 Grundanschauung, daß die "Moral" der Komödie zwar nicht "die groben pba_409.011 Laster" aber die "lächerlichen Fehler der Menschen verbessern" solle und pba_409.012 daher jeden Anstoß zu vermeiden habe, arg widersprechen.
pba_409.013 Aus Gottscheds Definition der Komödie blitzt trotz des ungeschickten pba_409.014 Ausdrucks ein richtiger Gedanke hervor, aber er wird durch jene Theorie pba_409.015 von dem Berufe der Poesie zu bessern und "nützlich" zu wirken sogleich pba_409.016 wieder im Keime erstickt. Seine Definition lautet (vgl. XI, 13 ff.): pba_409.017 "Die Komödie ist nichts anders, als eine Nachahmung einer lasterhaften pba_409.018 Handlung, die durch ihr lächerliches Wesen den Zuschauer belustigen, pba_409.019 aber auch zugleich erbauen kann. So hat sie Aristoteles beschrieben und pba_409.020 zugleich erkläret, was er durch das Lächerliche verstände. Er sagt aber pba_409.021 sehr wohl, daß es was ungestaltes oder ungereimtes sey, das doch Demjenigen, pba_409.022 der es an sich hat, keinen Schmerz verursachet: wobey er aus pba_409.023 dem Homer das Gesicht des Thersites zum Exempel anführet. Es ist pba_409.024 also wohl zu merken, daß weder das Lasterhafte, noch das Lächerliche pba_409.025 für sich allein, in die Komödie gehöret; sondern beydes pba_409.026 zusammen, wenn es in einer Handlung verbunden angetroffen wird. pba_409.027 Vieles läuft wider die Tugend; ist aber mehr strafbar und widerlich, pba_409.028 oder gar abscheulich, als lächerlich. Vieles ist auch lächerlich: wie zum pba_409.029 Exempel die Harlekinspossen der Jtaliener: aber darum ist es doch pba_409.030 nicht lasterhaft. Beydes gehört also nicht zum Wesen eines rechten pba_409.031 Lustspiels: denn
pba_409.034 Von diesem Standpunkt aus verwirft er dann sowohl die "ganz pba_409.035 tugendhafte Komödie", wie sie von Gellert verteidigt worden war, als pba_409.036 "die bewegliche und traurige, die von den Franzosen Comedie larmoyante pba_409.037 genennet wird," und die er seinerseits lieber als "bürgerliche oder adeliche pba_409.038 Trauerspiele" bezeichnen möchte. Jn Konsequenz dessen heißt es dann pba_409.039 im § 21: "Von den Affekten ist hier ebenfalls nichts neues zu sagen,
pba_409.001 redend eingeführt oder beschrieben werden.“ Und dem entsprechend Hauptstück pba_409.002 XI, § 17: „Die Personen, die zur Komödie gehören, sind ordentliche pba_409.003 Bürger, oder doch Leute von mäßigem Stande, dergleichen auch pba_409.004 wohl zur Not Baronen, Marquis und Grafen sind: nicht, als wenn pba_409.005 die Großen dieser Welt keine Thorheiten zu begehen pflegten, die lächerlich pba_409.006 wären; nein, sondern weil es wider die Ehrerbiethung läuft, die man pba_409.007 ihnen schuldig ist, sie als auslachenswürdig vorzustellen.“ Dieses letztere pba_409.008 aber möchte Gottsched höchstens „den republikanischen Köpfen“ der alten pba_409.009 Griechen nachsehen; für die modernen Verhältnisse würde es seiner pba_409.010 Grundanschauung, daß die „Moral“ der Komödie zwar nicht „die groben pba_409.011 Laster“ aber die „lächerlichen Fehler der Menschen verbessern“ solle und pba_409.012 daher jeden Anstoß zu vermeiden habe, arg widersprechen.
pba_409.013 Aus Gottscheds Definition der Komödie blitzt trotz des ungeschickten pba_409.014 Ausdrucks ein richtiger Gedanke hervor, aber er wird durch jene Theorie pba_409.015 von dem Berufe der Poesie zu bessern und „nützlich“ zu wirken sogleich pba_409.016 wieder im Keime erstickt. Seine Definition lautet (vgl. XI, 13 ff.): pba_409.017 „Die Komödie ist nichts anders, als eine Nachahmung einer lasterhaften pba_409.018 Handlung, die durch ihr lächerliches Wesen den Zuschauer belustigen, pba_409.019 aber auch zugleich erbauen kann. So hat sie Aristoteles beschrieben und pba_409.020 zugleich erkläret, was er durch das Lächerliche verstände. Er sagt aber pba_409.021 sehr wohl, daß es was ungestaltes oder ungereimtes sey, das doch Demjenigen, pba_409.022 der es an sich hat, keinen Schmerz verursachet: wobey er aus pba_409.023 dem Homer das Gesicht des Thersites zum Exempel anführet. Es ist pba_409.024 also wohl zu merken, daß weder das Lasterhafte, noch das Lächerliche pba_409.025 für sich allein, in die Komödie gehöret; sondern beydes pba_409.026 zusammen, wenn es in einer Handlung verbunden angetroffen wird. pba_409.027 Vieles läuft wider die Tugend; ist aber mehr strafbar und widerlich, pba_409.028 oder gar abscheulich, als lächerlich. Vieles ist auch lächerlich: wie zum pba_409.029 Exempel die Harlekinspossen der Jtaliener: aber darum ist es doch pba_409.030 nicht lasterhaft. Beydes gehört also nicht zum Wesen eines rechten pba_409.031 Lustspiels: denn
pba_409.034 Von diesem Standpunkt aus verwirft er dann sowohl die „ganz pba_409.035 tugendhafte Komödie“, wie sie von Gellert verteidigt worden war, als pba_409.036 „die bewegliche und traurige, die von den Franzosen Comedie larmoyante pba_409.037 genennet wird,“ und die er seinerseits lieber als „bürgerliche oder adeliche pba_409.038 Trauerspiele“ bezeichnen möchte. Jn Konsequenz dessen heißt es dann pba_409.039 im § 21: „Von den Affekten ist hier ebenfalls nichts neues zu sagen,
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redend eingeführt oder beschrieben werden.“ Und dem entsprechend Hauptstück pba_409.002
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Von diesem Standpunkt aus verwirft er dann sowohl die „ganz pba_409.035
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Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumgart_poetik_1887/427>, abgerufen am 25.11.2024.
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