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Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887.

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und zwar so, daß durch die Nachahmung, gerade wie bei jenen, alle pba_148.002
Erfordernisse für die Möglichkeit vereinigt werden,
daß in pba_148.003
den Seelen derer, welche diese Nachahmung auf sich wirken lassen, das pba_148.004
Abbild dieses psychischen Vorganges sich wiederholt.

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Es mag hier sogleich ausgesprochen werden, was freilich erst an pba_148.006
einer andern Stelle ausgeführt werden kann, daß sich aus diesem Grundverhältnis pba_148.007
unmittelbar der Maßstab dafür ergibt, welches denn nun die pba_148.008
rechten Nachahmungsobjekte für die Kunst seien, d. h. was in der pba_148.009
Kunst als schön gelten wird. Jn der bloßen Wahrheit, d. h. Richtigkeit pba_148.010
der Nachahmung an sich kann dieser Maßstab nicht gegeben sein, pba_148.011
obwohl dieselbe nicht in dem kleinsten Stücke entbehrt werden kann: er pba_148.012
kann nur in dem höchsten und endgültigen Ziele der Kunst (ihrem pba_148.013
telos teleion) gefunden werden, welches immer unveränderlich dasselbe pba_148.014
ist: daß nämlich, mögen die angewendeten Mittel und der eingeschlagene pba_148.015
Weg der Nachahmung noch so verschieden sein, ihre Auswahl im Beginn, pba_148.016
im Verlauf und in ihrem Abschlusse von der einen leitenden pba_148.017
Hauptabsicht bestimmt sei, daß durch ihre Gesamtheit in der Seele des pba_148.018
Empfangenden das richtige Bild des richtigen Pathos, des richtigen pba_148.019
Ethos, der richtigen Willensentscheidung hervorgebracht werde, pba_148.020
richtig nach ihrer Beschaffenheit, Stärke, ihren Gründen, nach dem pba_148.021
Zeitpunkte und der Stelle, an welcher sie auftreten. Der durchaus unbestimmte pba_148.022
und schwankende Begriff der Jdealität, welcher in der pba_148.023
modernen Aesthetik die Hauptrolle spielt -- unbestimmt und schwankend pba_148.024
deshalb, weil er im einzelnen Falle für die Auswahl des Nachahmungs- pba_148.025
objektes sich unfruchtbar und sogar als irreleitend erweist -- bekommt pba_148.026
damit einen greifbaren, für jeden Fall in einer jeden Dichtungsgattung pba_148.027
klar und mit Sicherheit zu bestimmenden Jnhalt. Es ist etwas pba_148.028
Grundverschiedenes, ob durch die Forderung "idealer Darstellung" pba_148.029
eine Verschönerung des Gegenstandes derselben verlangt wird, mag sie pba_148.030
nun durch Verstärkung seiner Vollkommenheiten oder durch Fortlassung pba_148.031
seiner Unvollkommenheiten, oder durch beides zugleich erreicht werden: pba_148.032
oder ob für jeden einzelnen Fall von der künstlerischen Darstellung gefordert pba_148.033
wird, daß sie nur erfolgen dürfe, sofern ihr Gegenstand in der pba_148.034
Seele des Künstlers die richtige, die der Natur des Gegenstandes pba_148.035
entsprechende Bewegung erzeugte,
und er denselben also pba_148.036
in der Weise darstellte, daß die Nachahmung dieses Seelenvorganges pba_148.037
bei dem Empfangenden durch das Kunstwerk ebenso hervorgebracht pba_148.038
werde,
wie sie bei ihm selbst, durch die Vorstellung seines pba_148.039
Gegenstandes erregt, vorhanden war. Daß der Hörer eines Liedes also pba_148.040
von derselben Empfindung ergriffen werde, von welcher der Sänger des-

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und zwar so, daß durch die Nachahmung, gerade wie bei jenen, alle pba_148.002
Erfordernisse für die Möglichkeit vereinigt werden,
daß in pba_148.003
den Seelen derer, welche diese Nachahmung auf sich wirken lassen, das pba_148.004
Abbild dieses psychischen Vorganges sich wiederholt.

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Es mag hier sogleich ausgesprochen werden, was freilich erst an pba_148.006
einer andern Stelle ausgeführt werden kann, daß sich aus diesem Grundverhältnis pba_148.007
unmittelbar der Maßstab dafür ergibt, welches denn nun die pba_148.008
rechten Nachahmungsobjekte für die Kunst seien, d. h. was in der pba_148.009
Kunst als schön gelten wird. Jn der bloßen Wahrheit, d. h. Richtigkeit pba_148.010
der Nachahmung an sich kann dieser Maßstab nicht gegeben sein, pba_148.011
obwohl dieselbe nicht in dem kleinsten Stücke entbehrt werden kann: er pba_148.012
kann nur in dem höchsten und endgültigen Ziele der Kunst (ihrem pba_148.013
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Weg der Nachahmung noch so verschieden sein, ihre Auswahl im Beginn, pba_148.016
im Verlauf und in ihrem Abschlusse von der einen leitenden pba_148.017
Hauptabsicht bestimmt sei, daß durch ihre Gesamtheit in der Seele des pba_148.018
Empfangenden das richtige Bild des richtigen Pathos, des richtigen pba_148.019
Ethos, der richtigen Willensentscheidung hervorgebracht werde, pba_148.020
richtig nach ihrer Beschaffenheit, Stärke, ihren Gründen, nach dem pba_148.021
Zeitpunkte und der Stelle, an welcher sie auftreten. Der durchaus unbestimmte pba_148.022
und schwankende Begriff der Jdealität, welcher in der pba_148.023
modernen Aesthetik die Hauptrolle spielt — unbestimmt und schwankend pba_148.024
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objektes sich unfruchtbar und sogar als irreleitend erweist — bekommt pba_148.026
damit einen greifbaren, für jeden Fall in einer jeden Dichtungsgattung pba_148.027
klar und mit Sicherheit zu bestimmenden Jnhalt. Es ist etwas pba_148.028
Grundverschiedenes, ob durch die Forderung „idealer Darstellungpba_148.029
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nun durch Verstärkung seiner Vollkommenheiten oder durch Fortlassung pba_148.031
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Seele des Künstlers die richtige, die der Natur des Gegenstandes pba_148.035
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Zitationshilfe: Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumgart_poetik_1887/166>, abgerufen am 24.11.2024.