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Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.

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Die XCIV. Laster-Predigt/
und die
Christliche
Liebe.
das Seine bringen solte. Darum/ wer als ein getreuer Jünger deß HErrn
Christi/ seiner Lehr nachkommen wil/ der soll einem andern/ seinem Nächsten/
das auch nicht thun/ und niemand teuschen. Besonders weil wir Christen
und unter einander Brüder und Schwestern seyn/ denn die Brüderliche/
Christliche Liebe suchet nicht das Jhre/ sie trachtet nicht nach Schaden/ sie
freuet sich nicht der Ungerechtigkeit/ sie freuet sich aber der Warheit/ wann es
recht zugehet/ 1. Cor. 13. Suchet aber einer seinen eigenen Nutzen/ trachtet
einer durch Betrug dem Nächsten zu schaden/ freuet sich einer der Ungerech-
tigkeit/ daß er mit Vervortheilung seinen Nächsten kan hintergehen und über
den Tölpel werffen/ so thut er Hand-greifflich wider die Christliche Liebe/ und
wider Christum den HErrn selbst. Was kan denn Christliches an einem
solchen Vortheil-süchtigen Betrieger seyn! Weil dann Falschheit und Be-
trug Christo und der Christlichen Liebe also zuwider ist/ soll billich ein jeder
Christ sich vor solchem un-Christlichen Laster hüten/ und seinen Nächsten
nicht betriegen noch vervortheilen. Und solches

III.
Schändlich.

III. Weil Falschheit und Argelist/ Betrug und Vervortheilung ein
schändlich Laster ist/ das aller Ehr/ Redligkeit und Erbarkeit zu wider ist.
Einen Ehr liebenden redlichen Bidermann kennet und hebet man bey seinen
Worten/ da heisset es/ ein Mann ein Mann/ ein Wort ein Wort/ Hertz und
Mund ist beysammen/ was sein Hertz dencket/ das redet der Mund ohne falsch/
und thut auch nichts/ was wider seine Ehre und Gewissen ist: Wer aber mit
Listen umgehet/ seinen Nächsten teuschet/ muthwillig betrieget und vervorthei-
let/ was solte der für ein Gewissen haben/ was kan Ehrliches und Redliches
an ihm seyn: Und ob er es gleich thut unter dem Schein deß Rechten/ so ist es
doch nur ein falscher Schein/ darvon Syrach sagt: Es ist mancher scharff-
sinnig/ und doch ein Schalck/ und kan die Sachedrehen/ wie er es haben wil.
Aber Arglistigkeit ist nicht Weißheit/ und der Gottlosen Tücke/ sind keine
August. in
Ps. 63. T. 8.
col. 650. A.
Klugheit/ sondern Boßheit/ Thorheit und Unweißheit/ c. 19. und der H. Au-
gustinus
sagt/ eine angemaste Billigkeit/ oder der Schein deß Rechten sey
eine gedoppelte Unbilligkeit. Solche List und Schalckheit stehet auch unter
denen bösen Stücken/ die den Menschen gemein/ und vor GOTT unrein
machen/ Marc. 7. und werden deßwegen solche Teuscher und Betrieger in
der Schrifft mit heßlichen Schand-Tittlen benennet/ da sie heissen Räuber/
Mich. 2. Schinder/ Mich. 3. Fresser deß Volcks/ Ps. 14. Mörder und
Blut-Hunde/ Syr. 34. Was kan dann Ehrliches und Redliches an sol-
chen betrieglichen Schand-Leuten seyn! Weil demnach Falschheit und Be-
trug/ aller Ehr/ Redligkeit und Erbarkeit also zuwider/ soll billich ein jeder
Christ sich vor solchem schändlichen Laster hüten/ und seinen Nächsten nicht
betriegen noch vervortheilen. Und das

IV. Weil

Die XCIV. Laſter-Predigt/
und die
Chriſtliche
Liebe.
das Seine bringen ſolte. Darum/ wer als ein getreuer Juͤnger deß HErꝛn
Chriſti/ ſeiner Lehr nachkommen wil/ der ſoll einem andern/ ſeinem Naͤchſten/
das auch nicht thun/ und niemand teuſchen. Beſonders weil wir Chriſten
und unter einander Bruͤder und Schweſtern ſeyn/ denn die Bruͤderliche/
Chriſtliche Liebe ſuchet nicht das Jhre/ ſie trachtet nicht nach Schaden/ ſie
freuet ſich nicht der Ungerechtigkeit/ ſie freuet ſich aber der Warheit/ wann es
recht zugehet/ 1. Cor. 13. Suchet aber einer ſeinen eigenen Nutzen/ trachtet
einer durch Betrug dem Naͤchſten zu ſchaden/ freuet ſich einer der Ungerech-
tigkeit/ daß er mit Vervortheilung ſeinen Naͤchſten kan hintergehen und uͤber
den Toͤlpel werffen/ ſo thut er Hand-greifflich wider die Chriſtliche Liebe/ und
wider Chriſtum den HErꝛn ſelbſt. Was kan denn Chriſtliches an einem
ſolchen Vortheil-ſuͤchtigen Betrieger ſeyn! Weil dann Falſchheit und Be-
trug Chriſto und der Chriſtlichen Liebe alſo zuwider iſt/ ſoll billich ein jeder
Chriſt ſich vor ſolchem un-Chriſtlichen Laſter huͤten/ und ſeinen Naͤchſten
nicht betriegen noch vervortheilen. Und ſolches

III.
Schaͤndlich.

III. Weil Falſchheit und Argeliſt/ Betrug und Vervortheilung ein
ſchaͤndlich Laſter iſt/ das aller Ehr/ Redligkeit und Erbarkeit zu wider iſt.
Einen Ehr liebenden redlichen Bidermann kennet und hebet man bey ſeinen
Worten/ da heiſſet es/ ein Mann ein Mann/ ein Wort ein Wort/ Hertz und
Mund iſt beyſammen/ was ſein Hertz dencket/ das redet der Mund ohne falſch/
und thut auch nichts/ was wider ſeine Ehre und Gewiſſen iſt: Wer aber mit
Liſten umgehet/ ſeinen Naͤchſten teuſchet/ muthwillig betrieget und vervorthei-
let/ was ſolte der fuͤr ein Gewiſſen haben/ was kan Ehrliches und Redliches
an ihm ſeyn: Und ob er es gleich thut unter dem Schein deß Rechten/ ſo iſt es
doch nur ein falſcher Schein/ darvon Syrach ſagt: Es iſt mancher ſcharff-
ſinnig/ und doch ein Schalck/ und kan die Sachedrehen/ wie er es haben wil.
Aber Argliſtigkeit iſt nicht Weißheit/ und der Gottloſen Tuͤcke/ ſind keine
Auguſt. in
Pſ. 63. T. 8.
col. 650. A.
Klugheit/ ſondern Boßheit/ Thorheit und Unweißheit/ c. 19. und der H. Au-
guſtinus
ſagt/ eine angemaſte Billigkeit/ oder der Schein deß Rechten ſey
eine gedoppelte Unbilligkeit. Solche Liſt und Schalckheit ſtehet auch unter
denen boͤſen Stuͤcken/ die den Menſchen gemein/ und vor GOTT unrein
machen/ Marc. 7. und werden deßwegen ſolche Teuſcher und Betrieger in
der Schrifft mit heßlichen Schand-Tittlen benennet/ da ſie heiſſen Raͤuber/
Mich. 2. Schinder/ Mich. 3. Freſſer deß Volcks/ Pſ. 14. Moͤrder und
Blut-Hunde/ Syr. 34. Was kan dann Ehrliches und Redliches an ſol-
chen betrieglichen Schand-Leuten ſeyn! Weil demnach Falſchheit und Be-
trug/ aller Ehr/ Redligkeit und Erbarkeit alſo zuwider/ ſoll billich ein jeder
Chriſt ſich vor ſolchem ſchaͤndlichen Laſter huͤten/ und ſeinen Naͤchſten nicht
betriegen noch vervortheilen. Und das

IV. Weil
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[908/0978] Die XCIV. Laſter-Predigt/ das Seine bringen ſolte. Darum/ wer als ein getreuer Juͤnger deß HErꝛn Chriſti/ ſeiner Lehr nachkommen wil/ der ſoll einem andern/ ſeinem Naͤchſten/ das auch nicht thun/ und niemand teuſchen. Beſonders weil wir Chriſten und unter einander Bruͤder und Schweſtern ſeyn/ denn die Bruͤderliche/ Chriſtliche Liebe ſuchet nicht das Jhre/ ſie trachtet nicht nach Schaden/ ſie freuet ſich nicht der Ungerechtigkeit/ ſie freuet ſich aber der Warheit/ wann es recht zugehet/ 1. Cor. 13. Suchet aber einer ſeinen eigenen Nutzen/ trachtet einer durch Betrug dem Naͤchſten zu ſchaden/ freuet ſich einer der Ungerech- tigkeit/ daß er mit Vervortheilung ſeinen Naͤchſten kan hintergehen und uͤber den Toͤlpel werffen/ ſo thut er Hand-greifflich wider die Chriſtliche Liebe/ und wider Chriſtum den HErꝛn ſelbſt. Was kan denn Chriſtliches an einem ſolchen Vortheil-ſuͤchtigen Betrieger ſeyn! Weil dann Falſchheit und Be- trug Chriſto und der Chriſtlichen Liebe alſo zuwider iſt/ ſoll billich ein jeder Chriſt ſich vor ſolchem un-Chriſtlichen Laſter huͤten/ und ſeinen Naͤchſten nicht betriegen noch vervortheilen. Und ſolches und die Chriſtliche Liebe. III. Weil Falſchheit und Argeliſt/ Betrug und Vervortheilung ein ſchaͤndlich Laſter iſt/ das aller Ehr/ Redligkeit und Erbarkeit zu wider iſt. Einen Ehr liebenden redlichen Bidermann kennet und hebet man bey ſeinen Worten/ da heiſſet es/ ein Mann ein Mann/ ein Wort ein Wort/ Hertz und Mund iſt beyſammen/ was ſein Hertz dencket/ das redet der Mund ohne falſch/ und thut auch nichts/ was wider ſeine Ehre und Gewiſſen iſt: Wer aber mit Liſten umgehet/ ſeinen Naͤchſten teuſchet/ muthwillig betrieget und vervorthei- let/ was ſolte der fuͤr ein Gewiſſen haben/ was kan Ehrliches und Redliches an ihm ſeyn: Und ob er es gleich thut unter dem Schein deß Rechten/ ſo iſt es doch nur ein falſcher Schein/ darvon Syrach ſagt: Es iſt mancher ſcharff- ſinnig/ und doch ein Schalck/ und kan die Sachedrehen/ wie er es haben wil. Aber Argliſtigkeit iſt nicht Weißheit/ und der Gottloſen Tuͤcke/ ſind keine Klugheit/ ſondern Boßheit/ Thorheit und Unweißheit/ c. 19. und der H. Au- guſtinus ſagt/ eine angemaſte Billigkeit/ oder der Schein deß Rechten ſey eine gedoppelte Unbilligkeit. Solche Liſt und Schalckheit ſtehet auch unter denen boͤſen Stuͤcken/ die den Menſchen gemein/ und vor GOTT unrein machen/ Marc. 7. und werden deßwegen ſolche Teuſcher und Betrieger in der Schrifft mit heßlichen Schand-Tittlen benennet/ da ſie heiſſen Raͤuber/ Mich. 2. Schinder/ Mich. 3. Freſſer deß Volcks/ Pſ. 14. Moͤrder und Blut-Hunde/ Syr. 34. Was kan dann Ehrliches und Redliches an ſol- chen betrieglichen Schand-Leuten ſeyn! Weil demnach Falſchheit und Be- trug/ aller Ehr/ Redligkeit und Erbarkeit alſo zuwider/ ſoll billich ein jeder Chriſt ſich vor ſolchem ſchaͤndlichen Laſter huͤten/ und ſeinen Naͤchſten nicht betriegen noch vervortheilen. Und das Auguſt. in Pſ. 63. T. 8. col. 650. A. IV. Weil

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Zitationshilfe: Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681. , S. 908. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauller_lasterspiegel_1681/978>, abgerufen am 23.11.2024.