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Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.

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Die LXXXI. Laster-Predigt/
losen immer auf/ und was sie sehen und hören/ das behalten sie/ und äffens nach/
lernen ohne das das böse viel ehe als das gute/ und heisst bey ihnen/ wie das
Sprüchwort lautet: Was die Alten sungen/ das zwizerten hernach die Jun-
Schand/gen Uber das erfolget grosse Schand auß dem gegebenen Aergernus/ die
wahre/ reine Religion wird dadurch verdächtig gemacht/ als ob unser Lehr sol-
che Früchten brächte/ wie Paulus sagt/ euert halben wird Gottes Name gelä-
stert unter den Heyden Rom. 2. Das Amt wird verlästert/ es macht sich ei-
ner hierdurch bey Christlichen ehrlichen Leuten selbst zu Spott/ und gibt sein
Glaub und Liebloses/ sein sicheres/ rohes Hertz an den Tag/ da heisst es dann/
du soltest andere ziehen/ andere im guten unterweisen und um das böse straffen/
Schad.und du bist selbst ungezogen/ thust selbst was du an andern straffen soltest. Son-
derlich aber erfolget grosser Schaden darauß/ dann der Nechste wird dadurch
verführt/ verderbt und sündigen gemacht/ daß er eine Sünd lernet und nach-
thut/ da er wol zuvor nie an nichts solches böses gedacht hätte/ oder er wird im
bösen gestärckt/ da er wol sonsten/ auf die ernstliche Straff- und Bußpredigten/
davon abgelassen hätte. Der aber/ der das Aergernus gibt/ begeht ein zwy-
fache Sünd/ erstlich ist er für sich böß/ darnach macht er/ daß auch der Nechste
ärger wird/ ladet also ein gedoppelte Verantwortung auf sich/ erstlich wegen
seiner selbsten/ darnach wegen deß Nechsten/ den er geärgert hat/ und wann der
Nechste ihm gleich nicht gefolget/ muß er doch für solches Ubel Rechenschafft
Aug Serm.
163 de
temp. tom.
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A.
geben/ sagt Augustinus. Darauf auch zwyfache Straff erfolget/ hie und dort/
wer euch irr machet/ der wird sein Urtheil tragen/ er sey wer er wolle. Gal. 5. Der
HErr Christus schreiet das Wehe über sie/ wehe der Welt/ der Aergernus hal-
ben/ wehe dem durch welchen Aergernus kommt/ Matth. 18. Durch welches
Wörtlein Wehe/ die ruchlose Sünder verbannet und verdammt werden/ al-
so daß einem solchen freylich besser wäre/ daß er im ersten Bad wäre ersäufft
worden/ oder wie der HErr Christus allhie sagt/ wär es ihm besser/ daß ihm ein
Mühlstein an den Hals gehenckt und ersäufft wurde im Meer/ da es am tieff-
sten ist. Dann deß Menschen Sohn wird am Jüngsten Tag seine Engel sen-
den/ die werden samlen auß seinem Reich alle Aergernüß/ und werden sie in den
Feurosen werffen/ da seyn wird Heulen und Zähnklappern. Matth. 13. Wie
offt wird ihm ein solcher Verdammter in der Höllen Glut drunten wünschen/
daß ihm ein Mühlstein an seinen Hals gehenckt/ und ersäufft wurde im Meer
da es am tieffesten ist! Aber so gut kan und soll es ihm nimmermehr werden/
sondern er muß in der höllischen Flamm brennen und braten ewiglich.

II.
Vermah-
nung/
ein gutes
Exempel zu
geben/

II. Vermahnung/ daß wir forthin würdiglich wandlen dem Evan-
gelio Christi. Phil. 1. und unserem Nechsten vielmehr ein gutes Exempel ge-
ben/ ihn darmit zur Gottseligkeit und allen Christlichen Tugenden anzureitzen
und zu gewinnen. Besonders sollen (wie gemeldt) die Vorgesetzten und
Amts Personen/ als Lehrer und Prediger/ Schul- und Lehrmeister/ Regenten

und

Die LXXXI. Laſter-Predigt/
loſen immer auf/ und was ſie ſehen und hoͤren/ das behalten ſie/ und aͤffens nach/
lernen ohne das das boͤſe viel ehe als das gute/ und heiſſt bey ihnen/ wie das
Spruͤchwort lautet: Was die Alten ſungen/ das zwizerten hernach die Jun-
Schand/gen Uber das erfolget groſſe Schand auß dem gegebenen Aergernus/ die
wahre/ reine Religion wird dadurch verdaͤchtig gemacht/ als ob unſer Lehr ſol-
che Fruͤchten braͤchte/ wie Paulus ſagt/ euert halben wird Gottes Name gelaͤ-
ſtert unter den Heyden Rom. 2. Das Amt wird verlaͤſtert/ es macht ſich ei-
ner hierdurch bey Chriſtlichen ehrlichen Leuten ſelbſt zu Spott/ und gibt ſein
Glaub und Liebloſes/ ſein ſicheres/ rohes Hertz an den Tag/ da heiſſt es dann/
du ſolteſt andere ziehen/ andere im guten unterweiſen und um das boͤſe ſtraffen/
Schad.und du biſt ſelbſt ungezogen/ thuſt ſelbſt was du an andern ſtraffen ſolteſt. Son-
derlich aber erfolget groſſer Schaden darauß/ dann der Nechſte wird dadurch
verfuͤhrt/ verderbt und ſuͤndigen gemacht/ daß er eine Suͤnd lernet und nach-
thut/ da er wol zuvor nie an nichts ſolches boͤſes gedacht haͤtte/ oder er wird im
boͤſen geſtaͤrckt/ da er wol ſonſten/ auf die ernſtliche Straff- und Bußpredigten/
davon abgelaſſen haͤtte. Der aber/ der das Aergernus gibt/ begeht ein zwy-
fache Suͤnd/ erſtlich iſt er fuͤr ſich boͤß/ darnach macht er/ daß auch der Nechſte
aͤrger wird/ ladet alſo ein gedoppelte Verantwortung auf ſich/ erſtlich wegen
ſeiner ſelbſten/ darnach wegen deß Nechſten/ den er geaͤrgert hat/ und wann der
Nechſte ihm gleich nicht gefolget/ muß er doch fuͤr ſolches Ubel Rechenſchafft
Aug Serm.
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A.
geben/ ſagt Auguſtinus. Darauf auch zwyfache Straff erfolget/ hie und dort/
wer euch irꝛ machet/ der wird ſein Urtheil tragen/ er ſey wer er wolle. Gal. 5. Der
HErꝛ Chriſtus ſchreiet das Wehe uͤber ſie/ wehe der Welt/ der Aergernus hal-
ben/ wehe dem durch welchen Aergernus kommt/ Matth. 18. Durch welches
Woͤrtlein Wehe/ die ruchloſe Suͤnder verbannet und verdammt werden/ al-
ſo daß einem ſolchen freylich beſſer waͤre/ daß er im erſten Bad waͤre erſaͤufft
worden/ oder wie der HErꝛ Chriſtus allhie ſagt/ waͤr es ihm beſſer/ daß ihm ein
Muͤhlſtein an den Hals gehenckt und erſaͤufft wurde im Meer/ da es am tieff-
ſten iſt. Dann deß Menſchen Sohn wird am Juͤngſten Tag ſeine Engel ſen-
den/ die werden ſamlen auß ſeinem Reich alle Aergernuͤß/ und werden ſie in den
Feuroſen werffen/ da ſeyn wird Heulen und Zaͤhnklappern. Matth. 13. Wie
offt wird ihm ein ſolcher Verdammter in der Hoͤllen Glut drunten wuͤnſchen/
daß ihm ein Muͤhlſtein an ſeinen Hals gehenckt/ und erſaͤufft wurde im Meer
da es am tieffeſten iſt! Aber ſo gut kan und ſoll es ihm nimmermehr werden/
ſondern er muß in der hoͤlliſchen Flamm brennen und braten ewiglich.

II.
Vermah-
nung/
ein gutes
Exempel zu
geben/

II. Vermahnung/ daß wir forthin wuͤrdiglich wandlen dem Evan-
gelio Chriſti. Phil. 1. und unſerem Nechſten vielmehr ein gutes Exempel ge-
ben/ ihn darmit zur Gottſeligkeit und allen Chriſtlichen Tugenden anzureitzen
und zu gewinnen. Beſonders ſollen (wie gemeldt) die Vorgeſetzten und
Amts Perſonen/ als Lehrer und Prediger/ Schul- und Lehrmeiſter/ Regenten

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[778/0848] Die LXXXI. Laſter-Predigt/ loſen immer auf/ und was ſie ſehen und hoͤren/ das behalten ſie/ und aͤffens nach/ lernen ohne das das boͤſe viel ehe als das gute/ und heiſſt bey ihnen/ wie das Spruͤchwort lautet: Was die Alten ſungen/ das zwizerten hernach die Jun- gen Uber das erfolget groſſe Schand auß dem gegebenen Aergernus/ die wahre/ reine Religion wird dadurch verdaͤchtig gemacht/ als ob unſer Lehr ſol- che Fruͤchten braͤchte/ wie Paulus ſagt/ euert halben wird Gottes Name gelaͤ- ſtert unter den Heyden Rom. 2. Das Amt wird verlaͤſtert/ es macht ſich ei- ner hierdurch bey Chriſtlichen ehrlichen Leuten ſelbſt zu Spott/ und gibt ſein Glaub und Liebloſes/ ſein ſicheres/ rohes Hertz an den Tag/ da heiſſt es dann/ du ſolteſt andere ziehen/ andere im guten unterweiſen und um das boͤſe ſtraffen/ und du biſt ſelbſt ungezogen/ thuſt ſelbſt was du an andern ſtraffen ſolteſt. Son- derlich aber erfolget groſſer Schaden darauß/ dann der Nechſte wird dadurch verfuͤhrt/ verderbt und ſuͤndigen gemacht/ daß er eine Suͤnd lernet und nach- thut/ da er wol zuvor nie an nichts ſolches boͤſes gedacht haͤtte/ oder er wird im boͤſen geſtaͤrckt/ da er wol ſonſten/ auf die ernſtliche Straff- und Bußpredigten/ davon abgelaſſen haͤtte. Der aber/ der das Aergernus gibt/ begeht ein zwy- fache Suͤnd/ erſtlich iſt er fuͤr ſich boͤß/ darnach macht er/ daß auch der Nechſte aͤrger wird/ ladet alſo ein gedoppelte Verantwortung auf ſich/ erſtlich wegen ſeiner ſelbſten/ darnach wegen deß Nechſten/ den er geaͤrgert hat/ und wann der Nechſte ihm gleich nicht gefolget/ muß er doch fuͤr ſolches Ubel Rechenſchafft geben/ ſagt Auguſtinus. Darauf auch zwyfache Straff erfolget/ hie und dort/ wer euch irꝛ machet/ der wird ſein Urtheil tragen/ er ſey wer er wolle. Gal. 5. Der HErꝛ Chriſtus ſchreiet das Wehe uͤber ſie/ wehe der Welt/ der Aergernus hal- ben/ wehe dem durch welchen Aergernus kommt/ Matth. 18. Durch welches Woͤrtlein Wehe/ die ruchloſe Suͤnder verbannet und verdammt werden/ al- ſo daß einem ſolchen freylich beſſer waͤre/ daß er im erſten Bad waͤre erſaͤufft worden/ oder wie der HErꝛ Chriſtus allhie ſagt/ waͤr es ihm beſſer/ daß ihm ein Muͤhlſtein an den Hals gehenckt und erſaͤufft wurde im Meer/ da es am tieff- ſten iſt. Dann deß Menſchen Sohn wird am Juͤngſten Tag ſeine Engel ſen- den/ die werden ſamlen auß ſeinem Reich alle Aergernuͤß/ und werden ſie in den Feuroſen werffen/ da ſeyn wird Heulen und Zaͤhnklappern. Matth. 13. Wie offt wird ihm ein ſolcher Verdammter in der Hoͤllen Glut drunten wuͤnſchen/ daß ihm ein Muͤhlſtein an ſeinen Hals gehenckt/ und erſaͤufft wurde im Meer da es am tieffeſten iſt! Aber ſo gut kan und ſoll es ihm nimmermehr werden/ ſondern er muß in der hoͤlliſchen Flamm brennen und braten ewiglich. Schand/ Schad. Aug Serm. 163 de temp. tom. 10. col. 958 A. II. Vermahnung/ daß wir forthin wuͤrdiglich wandlen dem Evan- gelio Chriſti. Phil. 1. und unſerem Nechſten vielmehr ein gutes Exempel ge- ben/ ihn darmit zur Gottſeligkeit und allen Chriſtlichen Tugenden anzureitzen und zu gewinnen. Beſonders ſollen (wie gemeldt) die Vorgeſetzten und Amts Perſonen/ als Lehrer und Prediger/ Schul- und Lehrmeiſter/ Regenten und

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Zitationshilfe: Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681. , S. 778. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauller_lasterspiegel_1681/848>, abgerufen am 22.11.2024.