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Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.

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Die LXXIV. Laster-Predigt/
Verwegen-
heit.
davor sich ein jeder Christ hüten solle. Es wird aber solch Laster auf vieler-
ley Weiß begangen/ wie auß nachfolgenden Puncten unterschiedlich wird
zu vernehmen seyn.

I.
Frechheit/
in Worten/

I. Frechheit geht vor in Worten/ mit Anbieten und Versprechen/
wie Petrus sich anerbotten/ wann sich die andere Apostel alle an Christo wol-
ten ärgern/ woll er sich doch nimmermehr ärgern/ und wann er mit dem HErrn
sterben müste/ wolt er ihn doch nicht verläugnen. Matth. 26. Dawider sagt
Syrach: Sey nicht wie die/ so sich mit hohen Worten erbieten/ und thun
doch gar nichts darzu. c. 4. Also auch mit Fluchen und Schwören/ da man
auß leichtfertiger Gewonheit/ bald zu einem jeden Wort einen Gottes-Fluch
herauß knöllt/ daß einem der es höret/ die Haar zu Berg stehen. Syr. 27. Oder
da man von GOtt und Göttlichen Sachen hönisch und spöttisch redet/ oder
da man zur Unzeit/ ohne Noth mit Worten herauß fällt/ sich selbsten rühmt
oder geheime Ding offenbaret/ da man wol hätte schweigen können und sollen/
wie Syrach auch sagt: Hastu etwas gehört/ laß es mit dir sterben/ so hastu ein
rühig Gewissen/ du wirst ja nicht davon bersten. Syr. 19. Oder durch Liegen/
welches ein heßlicher Schandfleck ist an einem Menschen. Syr. 20. Oder da
man den Nechsten verspottet und schmähet/ wie die leichtfertige Lecker/ die dem
Propheten Elisäo nachgelauffen/ und ihn einen Kalkopff gescholten. 2. Kön. 2.
Geberden/Frechheit geht vor in Geberden/ da man den Kopff schüttelt und spöttlet/
wie die Juden/ die bey dem Creutz Christi fürüber gangen. Matth. 27. Oder
eritther ein mit aufgerichtem Halß/ mit geschmincktem Angesicht/ wie die fre-
che Töchtern zu Zion. Esa. 3. Oder lasst die Augen schiessen/ frech hin und wie-
der lauffen. Syr. 26. Oder lasst andere freche Geberden von sich sehen/ davon
nicht zu reden ist/ dahin auch das leichtfertige Tantzen zu rechnen/ wie die
Tochter Herodias ihrem Vatter und den andern Hoffleuten damit einen Lust
gemacht. Matth. 14. Von welcher Leichtfertigkeit im Tantzen (geliebt es Gott)
in der nechsten Laster-Predigt absonderlich und allein soll gehandelt werden.
Kleidern/Frechheit geht vor in Kleydern/ nicht allein in den schandlichen Mumme-
reien/ da man sich verkleidt wie die andere Narren/ oder da ein Mannsbild
Weiber-Geräth/ oder ein Weibsbild Mannskleyder anlegt und trägt/ welches
als ein Greuel von GOtt außtruckenlich verbotten. 5. Mos. 22. Sondern auch
da man die Kleyder mit allerley frechen/ grellen Farben/ Spitzen/ Borten/ auf
mancherley fremde/ neue Manier außmachet/ die Kleyder nicht gar anzeucht/
sich entblösst/ Röck und Kleyder die man zur Decke umgürten solte/ leicht hin-
auß fliegen und flattern lässt/ viel anderst als Rebecca/ die sich mit ihrem Man-
tel verhüllet/ da sie den Jsaac ihren Bräutigam ihr sehen entgegen kommen. 1.
Heurathen/Mos. 24. Frechheit geht vor im Heurathen/ da man sich zu früe verlobt/
ledige Leut/ ehe sie etwas rechtschaffenes erlernet/ verwittibte/ ehe der vorige Ehe-
gatt recht verkaltet/ oder ehe er die Augen gar zugethan hat/ oder da man sich oh-

ne der

Die LXXIV. Laſter-Predigt/
Verwegen-
heit.
davor ſich ein jeder Chriſt huͤten ſolle. Es wird aber ſolch Laſter auf vieler-
ley Weiß begangen/ wie auß nachfolgenden Puncten unterſchiedlich wird
zu vernehmen ſeyn.

I.
Frechheit/
in Worten/

I. Frechheit geht vor in Worten/ mit Anbieten und Verſprechen/
wie Petrus ſich anerbotten/ wann ſich die andere Apoſtel alle an Chriſto wol-
ten aͤrgern/ woll er ſich doch nimmermehr aͤrgern/ und wann er mit dem HErꝛn
ſterben muͤſte/ wolt er ihn doch nicht verlaͤugnen. Matth. 26. Dawider ſagt
Syrach: Sey nicht wie die/ ſo ſich mit hohen Worten erbieten/ und thun
doch gar nichts darzu. c. 4. Alſo auch mit Fluchen und Schwoͤren/ da man
auß leichtfertiger Gewonheit/ bald zu einem jeden Wort einen Gottes-Fluch
herauß knoͤllt/ daß einem der es hoͤret/ die Haar zu Berg ſtehen. Syr. 27. Oder
da man von GOtt und Goͤttlichen Sachen hoͤniſch und ſpoͤttiſch redet/ oder
da man zur Unzeit/ ohne Noth mit Worten herauß faͤllt/ ſich ſelbſten ruͤhmt
oder geheime Ding offenbaret/ da man wol haͤtte ſchweigen koͤnnen und ſollen/
wie Syrach auch ſagt: Haſtu etwas gehoͤrt/ laß es mit dir ſterben/ ſo haſtu ein
ruͤhig Gewiſſen/ du wirſt ja nicht davon berſten. Syr. 19. Oder durch Liegen/
welches ein heßlicher Schandfleck iſt an einem Menſchen. Syr. 20. Oder da
man den Nechſten verſpottet und ſchmaͤhet/ wie die leichtfertige Lecker/ die dem
Propheten Eliſaͤo nachgelauffen/ und ihn einen Kalkopff geſcholten. 2. Koͤn. 2.
Geberden/Frechheit geht vor in Geberden/ da man den Kopff ſchuͤttelt und ſpoͤttlet/
wie die Juden/ die bey dem Creutz Chriſti fuͤruͤber gangen. Matth. 27. Oder
eritther ein mit aufgerichtem Halß/ mit geſchmincktem Angeſicht/ wie die fre-
che Toͤchtern zu Zion. Eſa. 3. Oder laſſt die Augen ſchieſſen/ frech hin und wie-
der lauffen. Syr. 26. Oder laſſt andere freche Geberden von ſich ſehen/ davon
nicht zu reden iſt/ dahin auch das leichtfertige Tantzen zu rechnen/ wie die
Tochter Herodias ihrem Vatter und den andern Hoffleuten damit einen Luſt
gemacht. Matth. 14. Von welcher Leichtfertigkeit im Tantzen (geliebt es Gott)
in der nechſten Laſter-Predigt abſonderlich und allein ſoll gehandelt werden.
Kleidern/Frechheit geht vor in Kleydern/ nicht allein in den ſchandlichen Mumme-
reien/ da man ſich verkleidt wie die andere Narren/ oder da ein Mannsbild
Weiber-Geraͤth/ oder ein Weibsbild Mannskleyder anlegt und traͤgt/ welches
als ein Greuel von GOtt außtruckenlich verbotten. 5. Moſ. 22. Sondern auch
da man die Kleyder mit allerley frechen/ grellen Farben/ Spitzen/ Borten/ auf
mancherley fremde/ neue Manier außmachet/ die Kleyder nicht gar anzeucht/
ſich entbloͤſſt/ Roͤck und Kleyder die man zur Decke umguͤrten ſolte/ leicht hin-
auß fliegen und flattern laͤſſt/ viel anderſt als Rebecca/ die ſich mit ihrem Man-
tel verhuͤllet/ da ſie den Jſaac ihren Braͤutigam ihr ſehen entgegen kommen. 1.
Heurathen/Moſ. 24. Frechheit geht vor im Heurathen/ da man ſich zu fruͤe verlobt/
ledige Leut/ ehe ſie etwas rechtſchaffenes erlernet/ verwittibte/ ehe der vorige Ehe-
gatt recht verkaltet/ oder ehe er die Augen gar zugethan hat/ oder da man ſich oh-

ne der
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[698/0768] Die LXXIV. Laſter-Predigt/ davor ſich ein jeder Chriſt huͤten ſolle. Es wird aber ſolch Laſter auf vieler- ley Weiß begangen/ wie auß nachfolgenden Puncten unterſchiedlich wird zu vernehmen ſeyn. Verwegen- heit. I. Frechheit geht vor in Worten/ mit Anbieten und Verſprechen/ wie Petrus ſich anerbotten/ wann ſich die andere Apoſtel alle an Chriſto wol- ten aͤrgern/ woll er ſich doch nimmermehr aͤrgern/ und wann er mit dem HErꝛn ſterben muͤſte/ wolt er ihn doch nicht verlaͤugnen. Matth. 26. Dawider ſagt Syrach: Sey nicht wie die/ ſo ſich mit hohen Worten erbieten/ und thun doch gar nichts darzu. c. 4. Alſo auch mit Fluchen und Schwoͤren/ da man auß leichtfertiger Gewonheit/ bald zu einem jeden Wort einen Gottes-Fluch herauß knoͤllt/ daß einem der es hoͤret/ die Haar zu Berg ſtehen. Syr. 27. Oder da man von GOtt und Goͤttlichen Sachen hoͤniſch und ſpoͤttiſch redet/ oder da man zur Unzeit/ ohne Noth mit Worten herauß faͤllt/ ſich ſelbſten ruͤhmt oder geheime Ding offenbaret/ da man wol haͤtte ſchweigen koͤnnen und ſollen/ wie Syrach auch ſagt: Haſtu etwas gehoͤrt/ laß es mit dir ſterben/ ſo haſtu ein ruͤhig Gewiſſen/ du wirſt ja nicht davon berſten. Syr. 19. Oder durch Liegen/ welches ein heßlicher Schandfleck iſt an einem Menſchen. Syr. 20. Oder da man den Nechſten verſpottet und ſchmaͤhet/ wie die leichtfertige Lecker/ die dem Propheten Eliſaͤo nachgelauffen/ und ihn einen Kalkopff geſcholten. 2. Koͤn. 2. Frechheit geht vor in Geberden/ da man den Kopff ſchuͤttelt und ſpoͤttlet/ wie die Juden/ die bey dem Creutz Chriſti fuͤruͤber gangen. Matth. 27. Oder eritther ein mit aufgerichtem Halß/ mit geſchmincktem Angeſicht/ wie die fre- che Toͤchtern zu Zion. Eſa. 3. Oder laſſt die Augen ſchieſſen/ frech hin und wie- der lauffen. Syr. 26. Oder laſſt andere freche Geberden von ſich ſehen/ davon nicht zu reden iſt/ dahin auch das leichtfertige Tantzen zu rechnen/ wie die Tochter Herodias ihrem Vatter und den andern Hoffleuten damit einen Luſt gemacht. Matth. 14. Von welcher Leichtfertigkeit im Tantzen (geliebt es Gott) in der nechſten Laſter-Predigt abſonderlich und allein ſoll gehandelt werden. Frechheit geht vor in Kleydern/ nicht allein in den ſchandlichen Mumme- reien/ da man ſich verkleidt wie die andere Narren/ oder da ein Mannsbild Weiber-Geraͤth/ oder ein Weibsbild Mannskleyder anlegt und traͤgt/ welches als ein Greuel von GOtt außtruckenlich verbotten. 5. Moſ. 22. Sondern auch da man die Kleyder mit allerley frechen/ grellen Farben/ Spitzen/ Borten/ auf mancherley fremde/ neue Manier außmachet/ die Kleyder nicht gar anzeucht/ ſich entbloͤſſt/ Roͤck und Kleyder die man zur Decke umguͤrten ſolte/ leicht hin- auß fliegen und flattern laͤſſt/ viel anderſt als Rebecca/ die ſich mit ihrem Man- tel verhuͤllet/ da ſie den Jſaac ihren Braͤutigam ihr ſehen entgegen kommen. 1. Moſ. 24. Frechheit geht vor im Heurathen/ da man ſich zu fruͤe verlobt/ ledige Leut/ ehe ſie etwas rechtſchaffenes erlernet/ verwittibte/ ehe der vorige Ehe- gatt recht verkaltet/ oder ehe er die Augen gar zugethan hat/ oder da man ſich oh- ne der Geberden/ Kleidern/ Heurathen/

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Zitationshilfe: Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681. , S. 698. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauller_lasterspiegel_1681/768>, abgerufen am 26.11.2024.