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Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.

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Die LXII. Laſter Predigt/
barlich wandlen/ will alſo/ daß unſer Wandel und Handel/ unſer Leben und
Weſen/ ſoll erbar ſeyn/ ehrlich/ ordentlich/ zierlich und gebuͤhrlich ſollen wir uns
halten/ daß ehrliebende Leut/ und GOtt ſelbs ein Wolgefallen daran habe. Und
zwar/ erbarlich als am Tage. Diß iſt Gleich nus weiſe geredt/ nemlich wie ei-
nen erbaren/ beſcheidnen Menſchen die Vernunfft lehret/ daß er ſich ſcheuet und
ſchaͤmet am hellen Tag/ in ſeinem Nachtbeltz/ Schlafhauben und dergleichen
Kleidern unter die Leut zu gehen/ oder in Gegenwart anderer ehrlichen Leuten
etwas fuͤr zunemmen/ das ihm zur Schmach und Schimpff gereichte; Alſo
ſoll einen Chriſten das Evangelium lehren/ daß er nicht in dem befleckten Suͤn-
den-Kleid der Finſternuß/ jetzo bey dem geoffenbarten hellen Liecht deß heiligen
Evangelii vor den Augen Gottes erſcheine/ oder thuͤe/ was einem rechtglaubi-
gen Chriſten nicht gebuͤhrt noch zuſtehet/ damit er nicht Schmach und Schand/
ja zeitliche und ewige Straffen und Verderben ihm ſelber auf den Hals ziehe
und lade. Von den andern/ was man laſſen ſoll/ ſpricht Paulus alſo: Nicht
in Kammern und Unzucht. Verſteht und verbeut hiemit ins gemein alle La-
ſter/ die wider das 6. Gebott/ gemeiniglich in den Kammern unzuͤchtig began-
gen werden/ als da ſeyn: Ehebruch/ Hurerey/ Unreinigkeit/ Blutſchand/ So-
domiterey und dergleichen/ dadurch gaile/ unzuͤchtige Leut ihre Kammern und
Bett/ ja ihr Seel und Leib vor den reinen H. Augen Gottes/ der H. Englen und
erbaren ehrlichen Chriſten-Hertzen/ ſchaͤndlichen beflecken und verunreinigen.
Vor ſolcher Unreinigkeit und unzuͤchtigem Schandweſen/ warnet nun S.
Paulus und ſagt: Laſſct uns erbarlich wandlen/ als am Tage/
nicht in Kammern und Unzucht.

Lehr.

ALlhie haben wir nun wieder von einem andern Laſter zu reden/ das ei-
gentlich auf den Laſterhafften Menſchen ſihet und gehet/ das heiſſt La-
ſcivia,
das iſt/ die Gailheit und Unzucht/ daß ein jeder Chriſt ſich davor
huͤten ſolle. Solche Gailheit aber und Unzucht geſchicht auf viel und
unterſchiedliche Weiß und Weg. Als:

I. Durch fleiſchliche unreine Gedancken deß Hertzens/ da ein gailer
Menſch ſich mit unzuͤchtigen Gedancken ſchleppet/ und Tag und Nacht ſol-
chen unreinen Sachen nachſinnet/ denckt jetzt an die Pe[r]ſon die er geſehen/ jetzt
an den Gruß den ſie ihm geſchickt/ jetzt an den Kuß den er gegeben oder empfan-
gen/ jetzt an diß/ dann an jenes/ womit er ſich innerlich/ in ſeines Hertzens Ge-
dancken raitzet und gaͤuchet/ davon der HErꝛ Chriſtus ſagt/ auß dem Hertzen
kommen arge Gedancken/ Ehebruch/ Hurerey und anders mehr/ das den Men-
ſchen verunreiniget. Matth. 15. S. Paulus nennet ſolche unreine Gedan-
cken eine Luſtſeuch/ darinnen man nicht wandlen ſolle. 1. Theſſ. 4. Er heiſſts

ein

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Zitationshilfe: Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681. , S. 576. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauller_lasterspiegel_1681/646>, abgerufen am 22.02.2025.