Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.vom Ehebruch. Und das ist nun das 23. Laster/ so eigentlich auf den Lasterhafften Men-Summe. Gebrauch dieser Lehr.I. Warnung Der Ehe- bruch war vorhin nicht so gemein/ I. WArnung und nothwendigem Unterricht/ allen den jenigen/ Schimpff B b b b
vom Ehebruch. Und das iſt nun das 23. Laſter/ ſo eigentlich auf den Laſterhafften Men-Summe. Gebrauch dieſer Lehr.I. Warnung Der Ehe- bruch war vorhin nicht ſo gemein/ I. WArnung und nothwendigem Unterricht/ allen den jenigen/ Schimpff B b b b
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vom Ehebruch.
Und das iſt nun das 23. Laſter/ ſo eigentlich auf den Laſterhafften Men-
ſchen ſelbſten ſihet und gehet/ nemlich der Ehebruch/ da wir gehoͤrt/ weil die Ehe-
brecher/ gottloſe/ ſchandliche/ greuliche/ ſchaͤdliche und ſtraͤfliche Leut ſeyen/ ſo ſol
ein jeder Chriſt ſich vor ſolchem Laſter treulich huͤten. Jn Anſehung deſſen der
Phariſeer/ ſo er ſich unſchuldig gewuſt/ recht gebettet/ Jch dancke dir Gott/ daß
ich nicht bin ein Ehebrecher/ Luc. 18.
Summe.
Gebrauch dieſer Lehr.
I. WArnung und nothwendigem Unterricht/ allen den jenigen/
die ſich in einem oder dem andern Weg/ dieſes Laſters in ihrem
Hertzen uͤberzeugt und ſchuldig wiſſen. Plutarchus (in Laco-
nicis) ſchreibt von Gerade einem alten Burger zu Sparta, als
derſelbe von einem Gaſt oder Fremdling gefragt worden/ wie hoch der Ehe-
bruch bey ihnen zu Sparta geſtrafft werde/ dann er finde in deß Lycurgi Geſe-
tzen keine benamſte Straff? Darauf ſagt der alte Gerades: was daͤrffs Ge-
ſetz und Straff/ bey uns gibts keine Ehebrecher. So liſet man von den Wei-
bern in der Jnſul Chio, daß ſie vor Zeiten das Lob gehabt/ daß innerhalb 700.
Jahren kein Ehebruch bey ihnen ſey erhoͤrt worden/ auch nicht/ daß unter ſol-
cher Zeit ein Jungfrau/ auſſerhalb deß Eheſtands/ ihr Jungfrauſchafft ſolte
verlohren haben; So weiſt man auch auß Tacito von den alten Teutſchen/
ob ſie wol gar ſpat geheurathet/ und unter einander naket gebadet/ ſeyen ſie doch
der Zucht und Keuſchheit/ mit ſonderlicher Verwunderung ergeben geweſen/
und hab ſich ſelten ein Ehebruch unter ihnen begeben. Aber nunmehr iſts un-
ter uns nichts neues/ die Leichtfertigkeit bey Maͤnnern und Weibern iſt zu
groß/ man haͤlt den Ehebruch fuͤr ein geringe Suͤnd/ ja fuͤr nichts/ wie Abner
geſagt: Rechneſtu mir heut eine Miſſethat zu/ um ein Weib? 2. Sam. 3. Fre-
che Geſellen treiben noch das Geſpoͤtt damit/ ſie biegen nur die Ehe/ vexiren
einander damit/ ziehens in einen Boſſen und machen ein Gelaͤchter darauß.
Kaͤyſer Ælius Pertinax hatte ein ehebrecheriſch Weib/ die hieß Flavia, die hielt
zu mit einem Cythariſten/ Er aber der Kaͤyſer hielt eine Concubin, die hieß
Cornificia, da dorffte keines dem andern nichts aufheben/ haben aber hiemit
ein verflucht Gedaͤchtnus hinter ſich gelaſſen. Syr. 23. Manchmal geſchichts/
daß wol auch ein alter Narꝛ ein Ehebrecher wird/ davon Syrach ſagt/ er koͤnn
einem ſolchen von Hertzen feind ſeyn. c. 25. Ioh. Manlius, in ſeinen Loc.
Comm uͤber das Sechſte Gebott ſchreibt von einem leichtfertigen Geſellen zu
Nuͤrnberg/ der ein Weib gehabt/ deſſen er gern waͤre loß geweſen/ weil er nun
anderſt nicht von ihr kommen konte/ begieng er einen Ehebruch/ da er hieruͤber
ins Gefaͤngnus geſetzt/ und befragt worden/ warum er ein Ehebruch begangen/
hat er bekennt/ weil der Ehebruch eine Ehe ſcheide/ ſo hab er das gethan/ damit
er von ſeinem Weib geſcheiden wurd: Aber die Obrigkeit hat an ſolchem
Schimpff
als jetzo.
B b b b
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Zitationshilfe: | Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681. , S. 561. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauller_lasterspiegel_1681/631>, abgerufen am 16.07.2024. |