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Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.

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Die LIX. Laster-Predigt/
und Judae zu Königsberg in Preussen/ im 49. Jahr seines Alters der Kopff
abgeschlagen worden/ da er dann vor seinem Ende diese Verß gemacht:

Disce meo exemplo, mandato munere fungi,
Et fuge ceu pestem
ten pslupr[a]gmosunen!

Das ist: Es lerne ein jeder an meinem Exempel/ seinem anbefohlenen Amt
abzuwarten/ und fliehe dargegen den Fürwitz/ als die ärgste Pestilentz. Dere
I. Ionas.gleichen das Jahr hernach A. 1567 der Jurist D. Justus Jonas auch erfahren/
der um fürwitziger Händel willen den nächsten Tag vor Petri und Pauli zu
Coppenhagen in Dennemarck mit dem Schwerdt gerichtet worden/ und diese
Verßhinter sich gelassen: A. AEt. 42.

Quid juvat innumeros scire atque evolvere casus,
Si facienda fugis, si fugienda facis!

Das ist: Was hilfft es/ daß du viel weißt/ viel gelernet und erfahren/ wann
du darneben unterläßt was du thun soltest. Um dieser und anderer Ursachen
willen soll ein Christ sich in seinem Leben für dem Fürwitz hüten/ und sich nicht
in andere Händel flechten/ 2. Tim. 2. Mein Kind/ menge dich nicht in frem-
de Sach/ und stecke dich nicht in mancherley Händel/ denn wo du dir man-
cherley fürnimmst/ wirst du nicht viel daran gewinnen/ Syr. 11. und im
Text: Was deines Amts nicht ist/ da laß deinen Fürwitz/ c. 3.

II.
Vermah-
nung/
deß befohle-
nen Amts
soll man
warten/

II. Vermahnung/ wie Syrach allhier sagt: Was deines Amts
nicht ist/ da laß deinen Fürwitz. Also wil er im Gegentheil/ was eines
Amts ist/ dem soll er in allweg fleissig obligen: Darum sagt er in den vorher-
gehenden Worten: Was dir GOtt befohlen hat/ dessen nimm dich stäts an.
Und gleich nach unserm Text sagt er: Es ist dir vorhin mehr befohlen/ weder
du kanst außrichten. Darum so warte ein jeder seines Beruffs/ und ver-
richte mit allem Fleiß/ was ihm GOTT darinnen aufgelegt und anbefohlen
und darbey
bleiben.
hat: Es bleibe auch ein jeglicher in dem Beruff/ darinnen er beruffen ist/
1. Cor. 7. und laß andere ihr Amt/ und ihre Geschäffte auch verrichten. Ein
Prediger thue das Werck eines Evangelischen Predigers/ und richte sein
Amt redlich auß/ 2. Tim 4. Er bleibe in dem/ das er gelernet hat/ und ihm
vertrauet ist/ 2. Tim. 3. Also auch ein Jurist/ ein Medicus ein Regent/ ein
Richter/ ein jeder bleibe bey dem/ was ihm GOtt der HErr in seinem Amt be-
fohlen hat: Leidet es doch kein Handwercks-Mann/ wann ein Schuster ei-
nem Schneider auf seinen Stock/ oder ein Schlosser einem Goldschmidt in
seinen Laden und Werckstatt sitzen wolte/ er würde ihn vor dem gantzen
Handwerck verklagen/ wie dann alle Handwercker (und billich/) starck dar-
ob halten/ daß keiner dem andern keinen Eingriff thun soll/ warum solte es
dann GOtt im Himmel leiden/ daß ihm einer seine Ordnung turbiren/ und
von einem Stand in den andern fallen und eingreiffen wolte. Hat jemand
ein Amt/ so warte er solches seines Amts/ und sey fleissig darinnen/ und trotze

auf

Die LIX. Laſter-Predigt/
und Judæ zu Koͤnigsberg in Preuſſen/ im 49. Jahr ſeines Alters der Kopff
abgeſchlagen worden/ da er dann vor ſeinem Ende dieſe Verß gemacht:

Diſce meo exemplo, mandato munere fungi,
Et fuge ceu peſtem
τὴν πσλυπρ[α]γμωσύνην!

Das iſt: Es lerne ein jeder an meinem Exempel/ ſeinem anbefohlenen Amt
abzuwarten/ und fliehe dargegen den Fuͤrwitz/ als die aͤrgſte Peſtilentz. Dere
I. Ionas.gleichen das Jahr hernach A. 1567 der Juriſt D. Juſtus Jonas auch erfahren/
der um fuͤrwitziger Haͤndel willen den naͤchſten Tag vor Petri und Pauli zu
Coppenhagen in Dennemarck mit dem Schwerdt gerichtet worden/ und dieſe
Verßhinter ſich gelaſſen: A. Æt. 42.

Quid juvat innumeros ſcire atque evolvere caſus,
Si facienda fugis, ſi fugienda facis!

Das iſt: Was hilfft es/ daß du viel weißt/ viel gelernet und erfahren/ wann
du darneben unterlaͤßt was du thun ſolteſt. Um dieſer und anderer Urſachen
willen ſoll ein Chriſt ſich in ſeinem Leben fuͤr dem Fuͤrwitz huͤten/ und ſich nicht
in andere Haͤndel flechten/ 2. Tim. 2. Mein Kind/ menge dich nicht in frem-
de Sach/ und ſtecke dich nicht in mancherley Haͤndel/ denn wo du dir man-
cherley fuͤrnimmſt/ wirſt du nicht viel daran gewinnen/ Syr. 11. und im
Text: Was deines Amts nicht iſt/ da laß deinen Fuͤrwitz/ c. 3.

II.
Vermah-
nung/
deß befohle-
nen Amts
ſoll man
warten/

II. Vermahnung/ wie Syrach allhier ſagt: Was deines Amts
nicht iſt/ da laß deinen Fuͤrwitz. Alſo wil er im Gegentheil/ was eines
Amts iſt/ dem ſoll er in allweg fleiſſig obligen: Darum ſagt er in den vorher-
gehenden Worten: Was dir GOtt befohlen hat/ deſſen nimm dich ſtaͤts an.
Und gleich nach unſerm Text ſagt er: Es iſt dir vorhin mehr befohlen/ weder
du kanſt außrichten. Darum ſo warte ein jeder ſeines Beruffs/ und ver-
richte mit allem Fleiß/ was ihm GOTT darinnen aufgelegt und anbefohlen
und darbey
bleiben.
hat: Es bleibe auch ein jeglicher in dem Beruff/ darinnen er beruffen iſt/
1. Cor. 7. und laß andere ihr Amt/ und ihre Geſchaͤffte auch verrichten. Ein
Prediger thue das Werck eines Evangeliſchen Predigers/ und richte ſein
Amt redlich auß/ 2. Tim 4. Er bleibe in dem/ das er gelernet hat/ und ihm
vertrauet iſt/ 2. Tim. 3. Alſo auch ein Juriſt/ ein Medicus ein Regent/ ein
Richter/ ein jeder bleibe bey dem/ was ihm GOtt der HErꝛ in ſeinem Amt be-
fohlen hat: Leidet es doch kein Handwercks-Mann/ wann ein Schuſter ei-
nem Schneider auf ſeinen Stock/ oder ein Schloſſer einem Goldſchmidt in
ſeinen Laden und Werckſtatt ſitzen wolte/ er wuͤrde ihn vor dem gantzen
Handwerck verklagen/ wie dann alle Handwercker (und billich/) ſtarck dar-
ob halten/ daß keiner dem andern keinen Eingriff thun ſoll/ warum ſolte es
dann GOtt im Himmel leiden/ daß ihm einer ſeine Ordnung turbiren/ und
von einem Stand in den andern fallen und eingreiffen wolte. Hat jemand
ein Amt/ ſo warte er ſolches ſeines Amts/ und ſey fleiſſig darinnen/ und trotze

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[552/0622] Die LIX. Laſter-Predigt/ und Judæ zu Koͤnigsberg in Preuſſen/ im 49. Jahr ſeines Alters der Kopff abgeſchlagen worden/ da er dann vor ſeinem Ende dieſe Verß gemacht: Diſce meo exemplo, mandato munere fungi, Et fuge ceu peſtem τὴν πσλυπραγμωσύνην! Das iſt: Es lerne ein jeder an meinem Exempel/ ſeinem anbefohlenen Amt abzuwarten/ und fliehe dargegen den Fuͤrwitz/ als die aͤrgſte Peſtilentz. Dere gleichen das Jahr hernach A. 1567 der Juriſt D. Juſtus Jonas auch erfahren/ der um fuͤrwitziger Haͤndel willen den naͤchſten Tag vor Petri und Pauli zu Coppenhagen in Dennemarck mit dem Schwerdt gerichtet worden/ und dieſe Verßhinter ſich gelaſſen: A. Æt. 42. I. Ionas. Quid juvat innumeros ſcire atque evolvere caſus, Si facienda fugis, ſi fugienda facis! Das iſt: Was hilfft es/ daß du viel weißt/ viel gelernet und erfahren/ wann du darneben unterlaͤßt was du thun ſolteſt. Um dieſer und anderer Urſachen willen ſoll ein Chriſt ſich in ſeinem Leben fuͤr dem Fuͤrwitz huͤten/ und ſich nicht in andere Haͤndel flechten/ 2. Tim. 2. Mein Kind/ menge dich nicht in frem- de Sach/ und ſtecke dich nicht in mancherley Haͤndel/ denn wo du dir man- cherley fuͤrnimmſt/ wirſt du nicht viel daran gewinnen/ Syr. 11. und im Text: Was deines Amts nicht iſt/ da laß deinen Fuͤrwitz/ c. 3. II. Vermahnung/ wie Syrach allhier ſagt: Was deines Amts nicht iſt/ da laß deinen Fuͤrwitz. Alſo wil er im Gegentheil/ was eines Amts iſt/ dem ſoll er in allweg fleiſſig obligen: Darum ſagt er in den vorher- gehenden Worten: Was dir GOtt befohlen hat/ deſſen nimm dich ſtaͤts an. Und gleich nach unſerm Text ſagt er: Es iſt dir vorhin mehr befohlen/ weder du kanſt außrichten. Darum ſo warte ein jeder ſeines Beruffs/ und ver- richte mit allem Fleiß/ was ihm GOTT darinnen aufgelegt und anbefohlen hat: Es bleibe auch ein jeglicher in dem Beruff/ darinnen er beruffen iſt/ 1. Cor. 7. und laß andere ihr Amt/ und ihre Geſchaͤffte auch verrichten. Ein Prediger thue das Werck eines Evangeliſchen Predigers/ und richte ſein Amt redlich auß/ 2. Tim 4. Er bleibe in dem/ das er gelernet hat/ und ihm vertrauet iſt/ 2. Tim. 3. Alſo auch ein Juriſt/ ein Medicus ein Regent/ ein Richter/ ein jeder bleibe bey dem/ was ihm GOtt der HErꝛ in ſeinem Amt be- fohlen hat: Leidet es doch kein Handwercks-Mann/ wann ein Schuſter ei- nem Schneider auf ſeinen Stock/ oder ein Schloſſer einem Goldſchmidt in ſeinen Laden und Werckſtatt ſitzen wolte/ er wuͤrde ihn vor dem gantzen Handwerck verklagen/ wie dann alle Handwercker (und billich/) ſtarck dar- ob halten/ daß keiner dem andern keinen Eingriff thun ſoll/ warum ſolte es dann GOtt im Himmel leiden/ daß ihm einer ſeine Ordnung turbiren/ und von einem Stand in den andern fallen und eingreiffen wolte. Hat jemand ein Amt/ ſo warte er ſolches ſeines Amts/ und ſey fleiſſig darinnen/ und trotze auf und darbey bleiben.

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Zitationshilfe: Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681. , S. 552. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauller_lasterspiegel_1681/622>, abgerufen am 22.11.2024.