Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.vom Fürwitz. hören. Gesch. 17. Oder da einer auß eigenem Gutduncken/ ohne Befehl undBeruf/ den sonderlichen Wercken der Heiligen oder anderer vornehmer Leuten nachahmen will/ der eine will ein Moses und Elias seyn/ der ander will sich Augustino und Bernhardo gleich halten/ der dritt will ein anderer Lutherus werden/ da sie doch nit gleichen Glauben/ Geist und Beruff haben/ wie jene. Aber Syrach sagt: Laß deinen Fürwitz/ halte dich an das H. Wort GOT- tes/ das ist die Warheit. Joh. 17. Sihe auf GOttes Befehl/ und halte dich nicht selbsfür klug. Rom. 12. Fürwitz ist es IV. wann ein Mensch an seinem Stand nicht ver-IV. Fürwitz Z z z 2
vom Fuͤrwitz. hoͤren. Geſch. 17. Oder da einer auß eigenem Gutduncken/ ohne Befehl undBeruf/ den ſonderlichen Wercken der Heiligen oder anderer vornehmer Leuten nachahmen will/ der eine will ein Moſes und Elias ſeyn/ der ander will ſich Auguſtino und Bernhardo gleich halten/ der dritt will ein anderer Lutherus werden/ da ſie doch nit gleichen Glauben/ Geiſt und Beruff haben/ wie jene. Aber Syrach ſagt: Laß deinen Fuͤrwitz/ halte dich an das H. Wort GOT- tes/ das iſt die Warheit. Joh. 17. Sihe auf GOttes Befehl/ und halte dich nicht ſelbsfuͤr klug. Rom. 12. Fuͤrwitz iſt es IV. wann ein Menſch an ſeinem Stand nicht ver-IV. Fuͤrwitz Z z z 2
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vom Fuͤrwitz.
hoͤren. Geſch. 17. Oder da einer auß eigenem Gutduncken/ ohne Befehl und
Beruf/ den ſonderlichen Wercken der Heiligen oder anderer vornehmer Leuten
nachahmen will/ der eine will ein Moſes und Elias ſeyn/ der ander will ſich
Auguſtino und Bernhardo gleich halten/ der dritt will ein anderer Lutherus
werden/ da ſie doch nit gleichen Glauben/ Geiſt und Beruff haben/ wie jene.
Aber Syrach ſagt: Laß deinen Fuͤrwitz/ halte dich an das H. Wort GOT-
tes/ das iſt die Warheit. Joh. 17. Sihe auf GOttes Befehl/ und halte dich
nicht ſelbsfuͤr klug. Rom. 12.
Fuͤrwitz iſt es IV. wann ein Menſch an ſeinem Stand nicht ver-
gnuͤgt und zu frieden iſt/ ſondern ſihet auf andere/ und wolt gern andern gleich
ſeyn/ wolt gern haben was andere haben. Thucidides ſagt: Semper præſens
ſtatus gravis eſt, das iſt/ der gegenwaͤrtige Stand iſt uns immer beſchwerlich
und verdruͤßlich/ da meint immer einer/ es ſey andern beſſer/ wann ihm nur auch
ſo wol waͤre/ dann man ſihet nur auſſen/ wie eim der Schuh glatt anligt/
aber wo ihn der Schuh druck/ das weiſt allein der/ der ihn antraͤgt; Da waͤſſert
den Geiſtlichen das Maul nach Weltlicher Ehr und Gewalt/ wie die Juͤnger
deß HErꝛn einen unnoͤthigen Zanck angefangen. Luc. 22. Die Weltliche
wolten gern Prieſter-Amts pflegen/ wie Koͤnig Saul dem HErꝛn geopffert.
1. Sam. 13. Wer in einem offentlichen Amt ſitzt/ meint es ſey nichts beſchwer-
lichers/ und wolt lieber fuͤr ſich allein ſeyn: Dagegen ein Privat-Perſon meint
es ſey nichts verachters als ſein Privat Leben/ und wolt lieber hoch herfuͤr kom-
men und angeſehen ſeyn. Optat ephippia bos piger, optat arare caballus, der
Handwerksmann wolt daß er ein ander Handwerck gelernet haͤtt/ were gern ein
Kramer/ der Kramer were lieber ein Handelsmann/ wer keine Kinder hat/ ſagt
es ſey nichts verlaſſeners/ und haͤtt gern Kinder/ wer nur ein Kind hat/ ſagt es
ſey nur ein Schreck im Hauß/ haͤtt ihr gern mehr/ wer viel Kinder hat/ ſagt es
ſey nichts muͤhſamers/ haͤtt gern weniger oder gar keins. Wer die Anfech-
tung/ oder das Creutz hat/ haͤlts fuͤr die groͤſte Noth/ und wuͤnſcht ihm ein ander
Creutz. Wer diß Wehe/ oder die Kranckheit hat/ meint es ſey die aller be-
ſchwerlichſte/ wolt lieber ein andere Kranckheit haben/ wer dienen muß/ meint
ſein Dienſt ſey der herbeſte/ wolts lieber anderſtwo verſuchen/ und triffts ge-
meiniglich wie der Eſel in der Fabel/ der am erſten bey einem Gaͤrtner gedienet/
weil er ihm aber nicht gnug zu eſſen gab/ kam er zu einem Haffner/ weil er aber
bey ihm nur Leim und Kot tragen muſte/ dinget er zu einem Gerber/ und da
er die Haͤuten ſahe/ beſorgt er auch ſeiner Haut/ und waͤre gern wieder beym
Gaͤrtner geweſen. Aber Syrach ſagt/ laß deinen Fuͤrwitz/ wer die Hand
einmal an den Pflug gelegt/ ſoll nicht wieder zuruck ſehen/ Luc. 9. Stehe
nicht nach hoͤherem Stand/ und denck nicht uͤber dein Vermoͤgen Syrach 3.
Ein jeglicher/ lieben Bruͤder/ worinnen er beruffen iſt/ darinnen bleibe er bey
GOtt. 1. Cor. 7.
IV.
An ſeinem
Stand nit
vergnuͤgt/
andern
gleich ſeyn
will.
Fuͤrwitz
Z z z 2
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