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Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.

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Die XLIII. Laster-Predigt/
Ey/ ey/ wem werde ich euch hinterlassen! Hermocrates ein anderer Geitz-
Halß hat sich in sein eigen Testament selber zum einigen Erben eingesetzet/ weil
er sein Gut sonst niemand andern gegönnet. Stapletonus in seinem Prom-
ptuario morali (hyem. p.
356.) setzet/ er habe gehöret von einem Gold-
schmid/ da ihm in seinen letzten Zügen ein güldenes Crucifix vorgehalten wor-
den/ sich darbey seines gecreutzigten HErrn Christi tröstlich zu erinnern/ habe
er gar ängstiglich von den Umstehenden gefraget/ wie theuer eine Untz solches
Goldes wäre? dem war das Gold lieber/ als der HErr Christus und seine
Passion. Der H. Hieronymus schreibet von einem geitzigen Wucherer zu
seiner Zeit/ da man ihm vor seinem Ende von der Buß und Empfahung deß
H. Abendmals gesaget/ habe er seinen Mund hart zugebissen/ und nichts dar-
von hören wollen/ bald habe sich eine Krotte auf dem Bette sehen lassen/ die
einen Groschen im Maul getragen: Darnach habe der krancke mit beyden
Händen gegriffen/ und mit offenem Maul darnach geschnappet/ und so bald
die Krotte verschwunden/ seye er auch gestorben. Das ärgeste Ubel das sie
und Selig-
zeit.
trifft/ ist die ewige Verdammnüß/ darein sie sich selber stürtzen/ wie
S. Paulus außdrücklich sagt und fraget: Wisset ihr nicht/ daß die Unge-
rechten werden das Reich GOttes nicht ererben/ lasset euch nicht verführen/
weder die Abgöttischen/ noch die Diebe/ noch die Geitzigen/ noch die Räuber
werden das Reich GOttes ererben/ 1. Cor 6.

Summa.

Und das ist das siebende Laster/ so eigentlich auf den lasterhafften Men-
schen selber siehet und gehet/ nemlich der Geitz/ da wir gehöret/ daß weil derselbe
so viel Sünden und Straffen verursache/ so soll ein jeder Christ sich darfür
hüten/ alles nach den Worten unsers Texts: Der Geitz ist/ etc. 1. Tim. 6.

Gebrauch dieser Lehr.
I.
Warnung
vor dem
Geitz.

I. WArnung/ daß wir uns allesamt vor dem Geitz als einer Wur-
tzel alles Ubels hüten/ der Geitz ist ein gemeines Laster/ und ha-
ben sich der Geitzigen jederzeit viel gefunden/ man findet sie auch
leider noch in allen Ständen unter Geistlichen und Weltlichen/
unter Hohen und Nidern/ ein jeder geitzet für sich in seinem Stand/ Es. 56.
und hat D. Luther schon vor mehr denn Hundert Jahren (Tom. 7. f. 100.) ge-
klaget/ das Laster deß Geitzes sey so gar weit eingerissen/ daß es schier vergeb-
lich sey darwider zu predigen/ dann die Leute haben ein Hertz durchtrieben mit
Geitz/ 2. Petr. 2. der Teufel verblendet ihre Augen/ und betäubet ihre Ohren/
und führet sie gar an seinen Stricken gefangen/ 2. Tim. 2. ist auch mit dem
Geitz also bewandt/ daß er nur wächset bey dem Menschen/ und da sonsten an-
dere Sünden mit dem Alter abnehmen/ so nimmt dargegen der Geitz von
Jahren zu Jahren bey den Menschen zu/ und heisset: Je älter/ je kärger/ je
näher die Leute bey der Herberg seyn/ je ernstlicher trachten sie nach der Zäh-

rung/

Die XLIII. Laſter-Predigt/
Ey/ ey/ wem werde ich euch hinterlaſſen! Hermocrates ein anderer Geitz-
Halß hat ſich in ſein eigen Teſtament ſelber zum einigen Erben eingeſetzet/ weil
er ſein Gut ſonſt niemand andern gegoͤnnet. Stapletonus in ſeinem Prom-
ptuario morali (hyem. p.
356.) ſetzet/ er habe gehoͤret von einem Gold-
ſchmid/ da ihm in ſeinen letzten Zuͤgen ein guͤldenes Crucifix vorgehalten wor-
den/ ſich darbey ſeines gecreutzigten HErꝛn Chriſti troͤſtlich zu erinnern/ habe
er gar aͤngſtiglich von den Umſtehenden gefraget/ wie theuer eine Untz ſolches
Goldes waͤre? dem war das Gold lieber/ als der HErꝛ Chriſtus und ſeine
Paſſion. Der H. Hieronymus ſchreibet von einem geitzigen Wucherer zu
ſeiner Zeit/ da man ihm vor ſeinem Ende von der Buß und Empfahung deß
H. Abendmals geſaget/ habe er ſeinen Mund hart zugebiſſen/ und nichts dar-
von hoͤren wollen/ bald habe ſich eine Krotte auf dem Bette ſehen laſſen/ die
einen Groſchen im Maul getragen: Darnach habe der krancke mit beyden
Haͤnden gegriffen/ und mit offenem Maul darnach geſchnappet/ und ſo bald
die Krotte verſchwunden/ ſeye er auch geſtorben. Das aͤrgeſte Ubel das ſie
und Selig-
zeit.
trifft/ iſt die ewige Verdammnuͤß/ darein ſie ſich ſelber ſtuͤrtzen/ wie
S. Paulus außdruͤcklich ſagt und fraget: Wiſſet ihr nicht/ daß die Unge-
rechten werden das Reich GOttes nicht ererben/ laſſet euch nicht verfuͤhren/
weder die Abgoͤttiſchen/ noch die Diebe/ noch die Geitzigen/ noch die Raͤuber
werden das Reich GOttes ererben/ 1. Cor 6.

Summa.

Und das iſt das ſiebende Laſter/ ſo eigentlich auf den laſterhafften Men-
ſchen ſelber ſiehet und gehet/ nemlich der Geitz/ da wir gehoͤret/ daß weil derſelbe
ſo viel Suͤnden und Straffen verurſache/ ſo ſoll ein jeder Chriſt ſich darfuͤr
huͤten/ alles nach den Worten unſers Texts: Der Geitz iſt/ ꝛc. 1. Tim. 6.

Gebrauch dieſer Lehr.
I.
Warnung
vor dem
Geitz.

I. WArnung/ daß wir uns alleſamt vor dem Geitz als einer Wur-
tzel alles Ubels huͤten/ der Geitz iſt ein gemeines Laſter/ und ha-
ben ſich der Geitzigen jederzeit viel gefunden/ man findet ſie auch
leider noch in allen Staͤnden unter Geiſtlichen und Weltlichen/
unter Hohen und Nidern/ ein jeder geitzet fuͤr ſich in ſeinem Stand/ Eſ. 56.
und hat D. Luther ſchon vor mehr denn Hundert Jahren (Tom. 7. f. 100.) ge-
klaget/ das Laſter deß Geitzes ſey ſo gar weit eingeriſſen/ daß es ſchier vergeb-
lich ſey darwider zu predigen/ dann die Leute haben ein Hertz durchtrieben mit
Geitz/ 2. Petr. 2. der Teufel verblendet ihre Augen/ und betaͤubet ihre Ohren/
und fuͤhret ſie gar an ſeinen Stricken gefangen/ 2. Tim. 2. iſt auch mit dem
Geitz alſo bewandt/ daß er nur waͤchſet bey dem Menſchen/ und da ſonſten an-
dere Suͤnden mit dem Alter abnehmen/ ſo nimmt dargegen der Geitz von
Jahren zu Jahren bey den Menſchen zu/ und heiſſet: Je aͤlter/ je kaͤrger/ je
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[398/0468] Die XLIII. Laſter-Predigt/ Ey/ ey/ wem werde ich euch hinterlaſſen! Hermocrates ein anderer Geitz- Halß hat ſich in ſein eigen Teſtament ſelber zum einigen Erben eingeſetzet/ weil er ſein Gut ſonſt niemand andern gegoͤnnet. Stapletonus in ſeinem Prom- ptuario morali (hyem. p. 356.) ſetzet/ er habe gehoͤret von einem Gold- ſchmid/ da ihm in ſeinen letzten Zuͤgen ein guͤldenes Crucifix vorgehalten wor- den/ ſich darbey ſeines gecreutzigten HErꝛn Chriſti troͤſtlich zu erinnern/ habe er gar aͤngſtiglich von den Umſtehenden gefraget/ wie theuer eine Untz ſolches Goldes waͤre? dem war das Gold lieber/ als der HErꝛ Chriſtus und ſeine Paſſion. Der H. Hieronymus ſchreibet von einem geitzigen Wucherer zu ſeiner Zeit/ da man ihm vor ſeinem Ende von der Buß und Empfahung deß H. Abendmals geſaget/ habe er ſeinen Mund hart zugebiſſen/ und nichts dar- von hoͤren wollen/ bald habe ſich eine Krotte auf dem Bette ſehen laſſen/ die einen Groſchen im Maul getragen: Darnach habe der krancke mit beyden Haͤnden gegriffen/ und mit offenem Maul darnach geſchnappet/ und ſo bald die Krotte verſchwunden/ ſeye er auch geſtorben. Das aͤrgeſte Ubel das ſie trifft/ iſt die ewige Verdammnuͤß/ darein ſie ſich ſelber ſtuͤrtzen/ wie S. Paulus außdruͤcklich ſagt und fraget: Wiſſet ihr nicht/ daß die Unge- rechten werden das Reich GOttes nicht ererben/ laſſet euch nicht verfuͤhren/ weder die Abgoͤttiſchen/ noch die Diebe/ noch die Geitzigen/ noch die Raͤuber werden das Reich GOttes ererben/ 1. Cor 6. und Selig- zeit. Und das iſt das ſiebende Laſter/ ſo eigentlich auf den laſterhafften Men- ſchen ſelber ſiehet und gehet/ nemlich der Geitz/ da wir gehoͤret/ daß weil derſelbe ſo viel Suͤnden und Straffen verurſache/ ſo ſoll ein jeder Chriſt ſich darfuͤr huͤten/ alles nach den Worten unſers Texts: Der Geitz iſt/ ꝛc. 1. Tim. 6. Gebrauch dieſer Lehr. I. WArnung/ daß wir uns alleſamt vor dem Geitz als einer Wur- tzel alles Ubels huͤten/ der Geitz iſt ein gemeines Laſter/ und ha- ben ſich der Geitzigen jederzeit viel gefunden/ man findet ſie auch leider noch in allen Staͤnden unter Geiſtlichen und Weltlichen/ unter Hohen und Nidern/ ein jeder geitzet fuͤr ſich in ſeinem Stand/ Eſ. 56. und hat D. Luther ſchon vor mehr denn Hundert Jahren (Tom. 7. f. 100.) ge- klaget/ das Laſter deß Geitzes ſey ſo gar weit eingeriſſen/ daß es ſchier vergeb- lich ſey darwider zu predigen/ dann die Leute haben ein Hertz durchtrieben mit Geitz/ 2. Petr. 2. der Teufel verblendet ihre Augen/ und betaͤubet ihre Ohren/ und fuͤhret ſie gar an ſeinen Stricken gefangen/ 2. Tim. 2. iſt auch mit dem Geitz alſo bewandt/ daß er nur waͤchſet bey dem Menſchen/ und da ſonſten an- dere Suͤnden mit dem Alter abnehmen/ ſo nimmt dargegen der Geitz von Jahren zu Jahren bey den Menſchen zu/ und heiſſet: Je aͤlter/ je kaͤrger/ je naͤher die Leute bey der Herberg ſeyn/ je ernſtlicher trachten ſie nach der Zaͤh- rung/

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Zitationshilfe: Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681. , S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauller_lasterspiegel_1681/468>, abgerufen am 22.11.2024.