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Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.

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Die XLI. Laster-Predigt/
zu machen alle die daran glauben. Rom. 1. Sie versündigen sich wider die
wider die
Christliche
Kirchen/
gantze Christliche Kirchen/ alle fromme Christen jammern darüber/ sonderlich
seuffzen getreue Lehrer und Seelsorger/ als die wol wissen/ was solche Fäll auf
sich haben/ auch die H. Engel werden betrübt/ die sich sonsten über die Bußfer-
tige Sünder hertzlich erfreuen. Luc. 15. Sie versündigen sich wider die Christ-
Liebe/liche Liebe deß Nechsten/ hengen den Verwandten einen Schandflecken an/ daß
sie kaum därffen aufsehen/ und andere berauben sie der Hülff/ deren sie sich noch
Beruff/zu ihnen versehen haben. Sie versündigen sich wider ihren Christlichen Be-
ruff/ wir sind ja nicht unser selbs/ unser Leib und Seel ist unsers lieben GOt-
tes dem wirdienen/ wie nun keiner ohn seines HErrn Willen vor der Zeit soll
auß dem Dienst lauffen/ also soll auch kein Christ die von GOtt bestimmte
Zeit und Tag seines Lebens nicht selber abreissen und von GOtt abfallen. Sie
Gerech-
tigkeit/
versündigen sich wider die ordentliche Justiz und Gerechtigkeit/ dann sie verle-
tzen/ tödten und straffen sich selbs/ da doch von Rechts wegen/ niemand in sei-
Vatter-
land/
ner eignen Sach selbsten Richter seyn mag. Sie versündigen sich wider das
gemeine Vatterland/ deme sie einen Burger entziehen/ dessen man sich etwan
in der Noth noch hätte nutzlich bedienen können. Sie versündigen sich wider
Tugend/alle Tugend und Erbarkeit/ dann das ist kein Mannheit noch Dapfferkeit/
wann einer ihm selbs Schaden thut/ viel dapfferer ists/ wann einer alles was
ihm GOtt zu leiden auflegt/ mit Gedult überträgt/ und beständig in aller Wi-
Vernunfft/derwärtigkeit bey GOtt verharret. Sie versündigen sich wider die gute Ver-
nunfft/ niemand vernünfftiger hat jemals sein eigen Fleisch gehasset. Eph. 5.
So kan kein genugsame Ursach gegeben werden/ die einen Menschen solte be-
wegen/ daß er ihm selber solte das Leben nemmen/ der H. Augustinus hat der
Sachen fleissig nachgesonnen/ kan aber kein Ursach finden/ darum fragt er end-
lich und sagt/ was bewegt doch einen solchen unseligen Menschen/ daß er sich sel-
ber entleibt? Thut ers Unglück und Schand zu vermeiden/ O der Thorheit/
damit begibt er sich erst in die äusserste/ ja ewige Schand und Schaden: Thut
ers wegen begangener Sünden/ die ihn quälen/ ey so solt er lieber begehren län-
ger zu eben/ daß er Zeit zur Buß habe. Thut ers aber auß Begierd und
Verlangen eines bessern und seligen Lebens/ so betreugt er sich schröcklich/ dann
ein solcher Mörder gehört nicht in Himmel/ ihr wisset/ daß ein Todschläger nicht
sich selbs.hat das ewige Leben bey ihm bleibend. 1. Joh. 3. Ja sie versündigen sich wider
sich selbsten und wider ihr eigene Seligkeit/ Origenes sagt/ sie werden keine
Ruhe haben ewiglich. Und der H. Hieronymus sagt auß dem Mund Gottes
also: Jch nemme die Seelen nicht auf/ die wider meinen Willen auß ihrem
(Wie sie
sich versün-
digen wider
alle Haupt-
stück deß
Christlichen
Leib gewandert seyn. Ein anderer gemeiner Todschläger/ wann er Menschen
Blut vergossen/ muß auß Obrigkeitlicher Straff sein Blut wiederum ver-
giessen/ und sein Leben lassen. 1. Mos. 9. Wann aber ein Mensch sich schon
selbsten umgebracht/ so kan die Weltliche Obrigkeit ihn am Leben nicht mehr

straffen/

Die XLI. Laſter-Predigt/
zu machen alle die daran glauben. Rom. 1. Sie verſuͤndigen ſich wider die
wider die
Chriſtliche
Kirchen/
gantze Chriſtliche Kirchen/ alle fromme Chriſten jammern daruͤber/ ſonderlich
ſeuffzen getreue Lehrer und Seelſorger/ als die wol wiſſen/ was ſolche Faͤll auf
ſich haben/ auch die H. Engel werden betruͤbt/ die ſich ſonſten uͤber die Bußfer-
tige Suͤnder hertzlich erfreuen. Luc. 15. Sie verſuͤndigen ſich wider die Chriſt-
Liebe/liche Liebe deß Nechſten/ hengen den Verwandten einen Schandflecken an/ daß
ſie kaum daͤrffen aufſehen/ und andere berauben ſie der Huͤlff/ deren ſie ſich noch
Beruff/zu ihnen verſehen haben. Sie verſuͤndigen ſich wider ihren Chriſtlichen Be-
ruff/ wir ſind ja nicht unſer ſelbs/ unſer Leib und Seel iſt unſers lieben GOt-
tes dem wirdienen/ wie nun keiner ohn ſeines HErꝛn Willen vor der Zeit ſoll
auß dem Dienſt lauffen/ alſo ſoll auch kein Chriſt die von GOtt beſtimmte
Zeit und Tag ſeines Lebens nicht ſelber abreiſſen und von GOtt abfallen. Sie
Gerech-
tigkeit/
verſuͤndigen ſich wider die ordentliche Juſtiz und Gerechtigkeit/ dann ſie verle-
tzen/ toͤdten und ſtraffen ſich ſelbs/ da doch von Rechts wegen/ niemand in ſei-
Vatter-
land/
ner eignen Sach ſelbſten Richter ſeyn mag. Sie verſuͤndigen ſich wider das
gemeine Vatterland/ deme ſie einen Burger entziehen/ deſſen man ſich etwan
in der Noth noch haͤtte nutzlich bedienen koͤnnen. Sie verſuͤndigen ſich wider
Tugend/alle Tugend und Erbarkeit/ dann das iſt kein Mannheit noch Dapfferkeit/
wann einer ihm ſelbs Schaden thut/ viel dapfferer iſts/ wann einer alles was
ihm GOtt zu leiden auflegt/ mit Gedult uͤbertraͤgt/ und beſtaͤndig in aller Wi-
Vernunfft/derwaͤrtigkeit bey GOtt verharꝛet. Sie verſuͤndigen ſich wider die gute Ver-
nunfft/ niemand vernuͤnfftiger hat jemals ſein eigen Fleiſch gehaſſet. Eph. 5.
So kan kein genugſame Urſach gegeben werden/ die einen Menſchen ſolte be-
wegen/ daß er ihm ſelber ſolte das Leben nemmen/ der H. Auguſtinus hat der
Sachen fleiſſig nachgeſonnen/ kan aber kein Urſach finden/ darum fragt er end-
lich und ſagt/ was bewegt doch einen ſolchen unſeligen Menſchen/ daß er ſich ſel-
ber entleibt? Thut ers Ungluͤck und Schand zu vermeiden/ O der Thorheit/
damit begibt er ſich erſt in die aͤuſſerſte/ ja ewige Schand und Schaden: Thut
ers wegen begangener Suͤnden/ die ihn quaͤlen/ ey ſo ſolt er lieber begehren laͤn-
ger zu eben/ daß er Zeit zur Buß habe. Thut ers aber auß Begierd und
Verlangen eines beſſern und ſeligen Lebens/ ſo betreugt er ſich ſchroͤcklich/ dann
ein ſolcher Moͤrder gehoͤrt nicht in Himmel/ ihr wiſſet/ daß ein Todſchlaͤger nicht
ſich ſelbs.hat das ewige Leben bey ihm bleibend. 1. Joh. 3. Ja ſie verſuͤndigen ſich wider
ſich ſelbſten und wider ihr eigene Seligkeit/ Origenes ſagt/ ſie werden keine
Ruhe haben ewiglich. Und der H. Hieronymus ſagt auß dem Mund Gottes
alſo: Jch nemme die Seelen nicht auf/ die wider meinen Willen auß ihrem
(Wie ſie
ſich verſuͤn-
digen wider
alle Haupt-
ſtuͤck deß
Chriſtlichen
Leib gewandert ſeyn. Ein anderer gemeiner Todſchlaͤger/ wann er Menſchen
Blut vergoſſen/ muß auß Obrigkeitlicher Straff ſein Blut wiederum ver-
gieſſen/ und ſein Leben laſſen. 1. Moſ. 9. Wann aber ein Menſch ſich ſchon
ſelbſten umgebracht/ ſo kan die Weltliche Obrigkeit ihn am Leben nicht mehr

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[378/0448] Die XLI. Laſter-Predigt/ zu machen alle die daran glauben. Rom. 1. Sie verſuͤndigen ſich wider die gantze Chriſtliche Kirchen/ alle fromme Chriſten jammern daruͤber/ ſonderlich ſeuffzen getreue Lehrer und Seelſorger/ als die wol wiſſen/ was ſolche Faͤll auf ſich haben/ auch die H. Engel werden betruͤbt/ die ſich ſonſten uͤber die Bußfer- tige Suͤnder hertzlich erfreuen. Luc. 15. Sie verſuͤndigen ſich wider die Chriſt- liche Liebe deß Nechſten/ hengen den Verwandten einen Schandflecken an/ daß ſie kaum daͤrffen aufſehen/ und andere berauben ſie der Huͤlff/ deren ſie ſich noch zu ihnen verſehen haben. Sie verſuͤndigen ſich wider ihren Chriſtlichen Be- ruff/ wir ſind ja nicht unſer ſelbs/ unſer Leib und Seel iſt unſers lieben GOt- tes dem wirdienen/ wie nun keiner ohn ſeines HErꝛn Willen vor der Zeit ſoll auß dem Dienſt lauffen/ alſo ſoll auch kein Chriſt die von GOtt beſtimmte Zeit und Tag ſeines Lebens nicht ſelber abreiſſen und von GOtt abfallen. Sie verſuͤndigen ſich wider die ordentliche Juſtiz und Gerechtigkeit/ dann ſie verle- tzen/ toͤdten und ſtraffen ſich ſelbs/ da doch von Rechts wegen/ niemand in ſei- ner eignen Sach ſelbſten Richter ſeyn mag. Sie verſuͤndigen ſich wider das gemeine Vatterland/ deme ſie einen Burger entziehen/ deſſen man ſich etwan in der Noth noch haͤtte nutzlich bedienen koͤnnen. Sie verſuͤndigen ſich wider alle Tugend und Erbarkeit/ dann das iſt kein Mannheit noch Dapfferkeit/ wann einer ihm ſelbs Schaden thut/ viel dapfferer iſts/ wann einer alles was ihm GOtt zu leiden auflegt/ mit Gedult uͤbertraͤgt/ und beſtaͤndig in aller Wi- derwaͤrtigkeit bey GOtt verharꝛet. Sie verſuͤndigen ſich wider die gute Ver- nunfft/ niemand vernuͤnfftiger hat jemals ſein eigen Fleiſch gehaſſet. Eph. 5. So kan kein genugſame Urſach gegeben werden/ die einen Menſchen ſolte be- wegen/ daß er ihm ſelber ſolte das Leben nemmen/ der H. Auguſtinus hat der Sachen fleiſſig nachgeſonnen/ kan aber kein Urſach finden/ darum fragt er end- lich und ſagt/ was bewegt doch einen ſolchen unſeligen Menſchen/ daß er ſich ſel- ber entleibt? Thut ers Ungluͤck und Schand zu vermeiden/ O der Thorheit/ damit begibt er ſich erſt in die aͤuſſerſte/ ja ewige Schand und Schaden: Thut ers wegen begangener Suͤnden/ die ihn quaͤlen/ ey ſo ſolt er lieber begehren laͤn- ger zu eben/ daß er Zeit zur Buß habe. Thut ers aber auß Begierd und Verlangen eines beſſern und ſeligen Lebens/ ſo betreugt er ſich ſchroͤcklich/ dann ein ſolcher Moͤrder gehoͤrt nicht in Himmel/ ihr wiſſet/ daß ein Todſchlaͤger nicht hat das ewige Leben bey ihm bleibend. 1. Joh. 3. Ja ſie verſuͤndigen ſich wider ſich ſelbſten und wider ihr eigene Seligkeit/ Origenes ſagt/ ſie werden keine Ruhe haben ewiglich. Und der H. Hieronymus ſagt auß dem Mund Gottes alſo: Jch nemme die Seelen nicht auf/ die wider meinen Willen auß ihrem Leib gewandert ſeyn. Ein anderer gemeiner Todſchlaͤger/ wann er Menſchen Blut vergoſſen/ muß auß Obrigkeitlicher Straff ſein Blut wiederum ver- gieſſen/ und ſein Leben laſſen. 1. Moſ. 9. Wann aber ein Menſch ſich ſchon ſelbſten umgebracht/ ſo kan die Weltliche Obrigkeit ihn am Leben nicht mehr ſtraffen/ wider die Chriſtliche Kirchen/ Liebe/ Beruff/ Gerech- tigkeit/ Vatter- land/ Tugend/ Vernunfft/ ſich ſelbs. (Wie ſie ſich verſuͤn- digen wider alle Haupt- ſtuͤck deß Chriſtlichen

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Zitationshilfe: Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681. , S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauller_lasterspiegel_1681/448>, abgerufen am 25.11.2024.