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Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.

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Die XXXVIII. Laſter-Predigt/
Menſch in ſeinen Worten ſich zu weit herauß laͤßt/ eigenen Ruhm ſuchet/ ſich
ſelbſten ruͤhmet/ und von andern wil geruͤhmet ſeyn. Von welchem Laſter
wir fuͤr dißmal mit einander reden und handlen wollen/ nach den Worten un-
ſers verleſenen Texts/ die wir erſtlich mit wenigem erklaͤren/ darnach auch an-
zeigen wollen/ was wir
von der Ruhmraͤthigkeit/
zu unſerer Lehr und Nutzen werden zu behalten haben. Darzu uns GOTT
Gnade und Seegen verleihen wolle/ Amen.

Erklaͤrung deß Texts.

SO ſpricht der HErꝛ: Ein Weiſer ruͤhme ſich nicht ſeiner ꝛc.
Wer dieſe Worte rede/ das wird beydes im Anfang und Ende der-
ſelben gemeldet/ nemlich der HERR/ Jehovah/ der wahre/ ewige/
einige GOTT/ redet allhier durch den Propheten Jeremiam/ und
zeiget darinnen unterſchiedlich/ 1. mit Nein/ weſſen man ſich nicht ruͤhmen
ſoll/ und 2. mit Ja/ weſſen man ſich nach GOttes Wolgefallen ruͤhmen ſolle.
Nun ruͤhmen ſich die Leute gemeiniglich ihrer Guͤter und Gaben/ welche
dreyerley ſeyn/ nemlich Guͤter deß Gemuͤts/ als Weißheit und hoher Ver-
ſtand/ Guͤter deß Leibes/ als Staͤrcke und Geſundheit/ und Guͤter deß
Gluͤcks/ als Reichthum/ Geld und Gut. Aber ſolcher Guͤter halben/ ſagt
der HErꝛ/ ſoll man ſich nicht ruͤhmen: Ein Weiſer ruͤhme ſich nicht
ſeiner Weißheit/
dann/ iſt ſolche Weißheit ſchon auf das Gute gerichtet/
wie ſie billich ſeyn ſoll/ ſo hat ſie doch keiner von ſich ſelbſten/ ſondern von dem
Alleinweiſen GOtt/ und darff ſich alſo keines Ruhms: Jſt ſie aber nicht ge-
richtet auf das Gute/ wie gemeiniglich geſchiehet/ ſo iſt es keine Weißheit/
ſondern eine verkehrte Argliſtigkeit/ die der HErꝛ zur Thorheit machet/ Eſ. 44.
Ein Starcker ruͤhme ſich nicht ſeiner Staͤrcke/ dann was iſt die
Staͤrcke beſonders? Ein Roß iſt auch ſtarck/ aber der HErꝛ hat nicht Luſt an
der Staͤrcke deß Roſſes/ noch Gefallen an jemandes ſtarcken Beinen/
Pſ. 147. um den Staͤrckeſten iſt es ſo bald geſchehen als um den Allerſchwaͤ-
cheſten/ heut iſt der Menſch geſund und ſtarck/ Morgen tod und ligt im
Sarg. Ein Reicher ruͤhme ſich nicht ſeines Reichthums/ dann
niemand lebet darvon daß er viel Guͤter hat/ Luc. 12. ſo nimmt auch keiner
von ſeinem Reichthum nichts mit ſich nach dieſem Leben/ und ob er gleich et-
was nehme/ ja wann er all ſein Gut mit ſich nehme/ was wuͤrde ihn das helf-
fen/ all ſein Silber und Gold koͤnte ihn nicht erretten am Tage deß Zorns deß
HErꝛn/ Zeph. 1. Weil demnach Weißheit/ Staͤrcke und Reichthum ſolche
Guͤter und Gaben ſeyn/ die wir nicht von uns ſelber haben/ darzu zeitlich und
vergaͤnglich iſt/ ſo ſollen wir uns deren nicht ruͤhmen/ ſollen darinnen nicht
prangen/ ſollen uns darauf nicht verlaſſen.

Weſſen

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Zitationshilfe: Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681. , S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauller_lasterspiegel_1681/414>, abgerufen am 29.12.2024.