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Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.

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Die XXXII. Laſter-Predigt/
Lehr.

ALlhier haben wir nun wieder von einem andern Laſter/ ſo auch wider
GOtt den HErꝛn laufft und ſtreitet/ zu reden/ welches iſt die Ent-
heiligung der Kirchen und Tempel GOttes/ das dann auf viererley
Weiſe und Wege geſchiehet.

I. Wird die Kirche und der Tempel GOttes entheiliget/ durch fal-
ſche Lehr/
wann man darinnen nicht das reine/ klare/ lautere Wort GOt-
tes/ ſondern Menſchen-Tand/ Fabeln/ Jrꝛthum/ Ketzerey und Schwaͤrme-
rey lehret/ und aberglaubiſche Goͤtzen-Dienſte darinnen verrichtet/ wie gethan
die Prieſter und Propheten zu den Zeiten Jeremiæ/ die vom Baal weiſſage-
ten/ und ſich hiengen an unnuͤtze Goͤgen/ c. 2. und noch heut zu Tage geſchie-
het von denen/ die die H. Bibel verbieten/ Menſchen-Satzungen vorbringen/
die abgeſtorbene Heiligen und deren Bilder anbetten und verehren/ Meß-
Opffer halten/ Sacramenten ſtuͤmmlen/ und andere Anti-Chriſtiſche Greuel
mehr in der Kirchen verrichten. Es wird die Kirche und der Tempel GOttes
entheiliget:

II. Durch Gottloſes Leben Wann man zwar in der Kirchen
die rechte/ reine Lehre fuͤhret/ aber die Predigten und den oͤffentlichen Gottes-
dienſt verſaͤumet/ die Kirchen leer ſtehen laͤſſet/ und unter den Predig-Stun-
den lieber einem zeitlichen Gewinn nachgehet/ als daß man in der Kirchen die
Seele zu verſorgen begehrte: Oder/ da man gleich in die Kirchen kommt/
GOttes Wort hoͤret und lernet/ doch das Leben nicht darnach anſtellet/ ſon-
dern in vorigen vorſetzlichen/ muthwilligen Suͤnden/ oͤffentlichen Schand
und Laſtern wider das Gewiſſen unbußfertig dahin lebet. Jhr ſeyd Diebe/
Moͤrder/ Ehebrecher und Meineydige/ und kommt und trettet vor mich in
dieſem Hauß/ das nach meinem Namen genennet iſt/ und ſprechet: Es hat
keine Noth mit uns/ weil wir ſolche Greuel thun. Haltet ihr denn diß
Hauß/ das nach meinem Namen genennet iſt/ fuͤr eine Moͤrder-Gruben/
ſpricht der HErꝛ/ Jer. 7.

III. Durch Kauffmannſchafft. Wann man darinnen hand-
thieret/ tauſchet und mauſchet/ wie laut unſers Texts/ von den Juden in dem
Tempel zu Jeruſalem vielfaͤltig geſchehen. Dann weil man vor dem HErꝛn
nicht leer erſcheinen dorffte/ reiche Leute/ wann ſie dahin kamen/ opfferten ſie
Ochſen oder Schaafe/ die Armen aber Tauben oder Turtel-Tauben/ deßwe-
gen richteten ſie im Tempel/ den ankommenden Juden alles in das Geſicht/
zum Opffer einzukauffen/ was ſie nur begehrten: Weil auch allerley Muͤntz
ankam/ waren die Wechßler da/ die wechſelten das Geld ab/ und halffen den
Fremden zum Seckel deß Heiligthums: Welches alles einen feinen Schein
hatte/ GOtt erlaubte ſelber denen/ die weit nach Jeruſalem zu reiſen hatten/

daß

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Zitationshilfe: Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681. , S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauller_lasterspiegel_1681/360>, abgerufen am 29.12.2024.