Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.von der Ungerechtigkeit. das Reich Gottes nicht ererben. Das Reich Gottes/ das ist/ die zu-werden dasReich Got- tes nicht er- erben/ künfftige himmlische Freud deß ewigen Lebens/ wird den Ungerechten abge- sprochen: Ob sie wol in der H. Tauff zu Gottes Kindern und Erben aller himmlischen Gütern aufgenommen/ und in das Buch deß Lebens aufgeschrie- ben worden/ jedoch wegen verübter Ungerechtigkeit/ darinnen sie unbußfertig verharren biß an ihr End/ sollen sie wieder außgethan und gäntzlich enterbt werden/ dagegen sollen sie ihren Theil in dem höllischen Pful und ewigen Ver- dammnus zu gewarten haben. Das ist so gewiß/ daß Paulus nicht alleindas wisset ihr. für sich keinen Zweifel darein setzet/ sondern er zeucht sich auch auf die Corinthi- er selbsten/ wisset ihr nicht/ sagt er/ euer eigen Gewissen muß mir das Zeug- nus geben/ daß die Ungerechten das Reich GOTTES nicht er- erben? Lehr. BEy diesen erklärten Worten/ haben wir jetzo von einem andern La-Lehr. I. Soll ein Christ mit Ungerechtigkeit sich wider seinen Nächsten nicht Unchrist- lich. Wider das Christen. thum/ im Glauben. II. Weil die Ungerechtigkeit ein Unchristlich Laster ist. Das wahre trauet
von der Ungerechtigkeit. das Reich Gottes nicht ererben. Das Reich Gottes/ das iſt/ die zu-werden dasReich Got- tes nicht er- erben/ kuͤnfftige himmliſche Freud deß ewigen Lebens/ wird den Ungerechten abge- ſprochen: Ob ſie wol in der H. Tauff zu Gottes Kindern und Erben aller himmliſchen Guͤtern aufgenommen/ und in das Buch deß Lebens aufgeſchrie- ben worden/ jedoch wegen veruͤbter Ungerechtigkeit/ darinnen ſie unbußfertig verharꝛen biß an ihr End/ ſollen ſie wieder außgethan und gaͤntzlich enterbt werden/ dagegen ſollen ſie ihren Theil in dem hoͤlliſchen Pful und ewigen Ver- dammnus zu gewarten haben. Das iſt ſo gewiß/ daß Paulus nicht alleindas wiſſet ihr. fuͤr ſich keinen Zweifel darein ſetzet/ ſondern er zeucht ſich auch auf die Corinthi- er ſelbſten/ wiſſet ihr nicht/ ſagt er/ euer eigen Gewiſſen muß mir das Zeug- nus geben/ daß die Ungerechten das Reich GOTTES nicht er- erben? Lehr. BEy dieſen erklaͤrten Worten/ haben wir jetzo von einem andern La-Lehr. I. Soll ein Chriſt mit Ungerechtigkeit ſich wider ſeinen Naͤchſten nicht Unchriſt- lich. Wider das Chriſten. thum/ im Glauben. II. Weil die Ungerechtigkeit ein Unchriſtlich Laſter iſt. Das wahre trauet
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von der Ungerechtigkeit.
das Reich Gottes nicht ererben. Das Reich Gottes/ das iſt/ die zu-
kuͤnfftige himmliſche Freud deß ewigen Lebens/ wird den Ungerechten abge-
ſprochen: Ob ſie wol in der H. Tauff zu Gottes Kindern und Erben aller
himmliſchen Guͤtern aufgenommen/ und in das Buch deß Lebens aufgeſchrie-
ben worden/ jedoch wegen veruͤbter Ungerechtigkeit/ darinnen ſie unbußfertig
verharꝛen biß an ihr End/ ſollen ſie wieder außgethan und gaͤntzlich enterbt
werden/ dagegen ſollen ſie ihren Theil in dem hoͤlliſchen Pful und ewigen Ver-
dammnus zu gewarten haben. Das iſt ſo gewiß/ daß Paulus nicht allein
fuͤr ſich keinen Zweifel darein ſetzet/ ſondern er zeucht ſich auch auf die Corinthi-
er ſelbſten/ wiſſet ihr nicht/ ſagt er/ euer eigen Gewiſſen muß mir das Zeug-
nus geben/ daß die Ungerechten das Reich GOTTES nicht er-
erben?
werden das
Reich Got-
tes nicht er-
erben/
das wiſſet
ihr.
Lehr.
BEy dieſen erklaͤrten Worten/ haben wir jetzo von einem andern La-
ſter zu reden/ und davor zu warnen/ das heiſſt Injuſtitia, die Unge-
rechtigkeit/ daß ſich ein Chriſt nicht ungerecht gegen ſeinem Naͤch-
ſten erweiſen ſolle. Und das vornemlich um nachfolgender 5. Urſa-
chen willen.
Lehr.
Ein Chriſt
ſoll ſich mit
Ungerech-
tigkeit nicht
wider ſeinen
Naͤchſten
verſuͤndigen
weils:
I.
Ungoͤttlich.
Wider Got-
tes Exem-
pel/
und Ver-
bott.
I. Soll ein Chriſt mit Ungerechtigkeit ſich wider ſeinen Naͤchſten nicht
verſuͤndigen/ weil die Ungerechtigkeit ein Ungoͤttlich Laſter iſt. GOTT iſt
heilig und gerecht/ und alle ſeine Werck ſind gerecht/ treu iſt GOtt und kein
boͤſes an ihm/ gerecht und fromm iſt er. 5. Moſ. 32. Der HErꝛ iſt gerecht in
allen ſeinen Wercken/ die er thut. Dan 9. Jſt nun GOtt gerecht und kein
Unrecht an ihm. Pſ. 92. So iſt die Ungerechtigkeit nicht auß und von GOtt/
ſondern wider ihn/ daher verbeut er die Ungerechtigkeit in ſeinem H. Wort
gantz ernſtlich und offt: Jhr ſolt nicht faͤlſchlich handlen einer mit dem ande-
ren/ du ſolt deinem Naͤchſten nicht unrecht thun/ ihr ſolt nicht ungleich hand-
len am Gericht/ mit der Elen/ mit Gewicht und mit Maß. Alles 3 Moſ. 19.
Du ſolt das Recht nicht beugen. 5. Moſ. 16. Thut nicht unrecht den Witt-
wen/ Waiſen/ Fremdlingen und Armen. Zachar 7. Thut niemand Gewalt
noch Unrecht/ ſagt Johannes der Taͤuffer Luc. 3. Begebet nicht der Suͤnden
eure Glieder zu Waffen der Ungerechtigkeit. Rom. 6. Weil dann die Unge-
rechtigkeit dem Exempel und ernſtlichen Verbott GOTTES zu wider
iſt/ ſo ſoll ein jeder Chriſt ſich vor ſolchem ungoͤttlichen Laſter lernen huͤ-
ten. Und das
II. Weil die Ungerechtigkeit ein Unchriſtlich Laſter iſt. Das wahre
Chriſtenthum/ erfordert von einem jeden Chriſten vornemlich einen rechten
Glauben an GOtt/ und eine hertzliche Liebe gegen dem Naͤchſten: Aber bey ei-
nem Ungerechten Menſchen iſt weder Glauben noch Liebe. Er glaubt und
trauet
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