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Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.

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vom Splitter-Gericht.
Thun und Lassen nicht freventlich tadlen/ richten und verdammen solle. UndDann die
Splitter-
Richter seyn
I.
Gottlose/

das soll geschehen vornemlich um nachfolgender sieben Ursachen willen:

I. Soll ein Christ seinen Nächsten nicht freventlich tadlen/ richten und
verdammen/ weil solche Splitter-Richter Gottlose Leut seyn: Gott der HErr
hat in feinem H. Wort den Splitter-Richtern das Handwerck gantz niderge-
legt/ da er verbeut und sagt in unsern erklärten Text-Worten: Richtet nicht/
verdammet nicht. Syrach sagt: Laß dich nicht zu klug duncken/ jederman
zu tadlen. c. 6. Wer seinem Bruder affterredet und urtheilet seinen Bruder/
der affterredet dem Gesetz und urtheilet dem Gesetz/ urtheilestu aber das Gesetz/
so bistu nicht ein Thäter deß Gesetzes/ sondern ein Richter/ darum affterredet
nicht wider einander/ steht Jacob. 4. Diesem ernstlichen Göttlichen Verbott
handlen diese Tadler und Splitter-Richter f[r]eventlich zu wider/ das ist ja ein
Gottloses Wesen!

II.
Lieblose/

II. Weil es Lieblose Leut seyn. Die Brüderliche/ Christliche Lie-
be ist langmüthig und freundlich/ die Liebe eifert nicht/ die Liebe treibt nicht
Muthwillen/ sie blanhet sich nicht/ sie stellet sich nicht ungeberdig/ sie freuet sich
nicht der Ungerechtigkeit/ sie freuet sich aber der Warheit/ wie S. Paulus sagt/
1. Cor. 13. Dagegen kützlen sich solche Tadler mit deß Nächsten Fehler und
Gebrechen/ suchen demnach wo sie nie hingelegt/ decken auf und blesiren auß
was wol könnte und solte verschwiegen bleiben/ richten etwan auß was einge-
richtet/ schelten und tadlen was gut und löblich ist/ verdammen was wol zu ent-
schuldigen ist/ und das rührt bey ihnen her/ auß einem argwöhnischen/ neidi-
schen/ zornigen/ feindfeligen Hertzen; Jst das nicht ein liebloß/ unchristli-
ches Wesen!

III.
Verwegene/

III. Weil es verwegene Leut seyn. Der HErr ist Richter über die
Leut. Ps. 7. Drey R. gebühren GOtt allein/ Rühmen/ Rächen/ Richten.
Darum richtet nicht vor der Zeit/ biß der HErr komme/ welcher auch wird ans
Liecht bringen/ was im Finstern verborgen ist/ und den Rath der Hertzen offen-
bahren/ sagt Paulus 1. Cor. 4. Wann nun der HErr Christus von einem
glaubigen Christen sagt: Er kommet nicht ins Gericht. Joh. 5. So soll keiner
solchen seinen Nächsten richten. Wann der Apostel Paulus von einem auß-
erwehlten Kind Gottes sagt: Es ist nichts verdammliches an ihm und an al-
len denen/ die da seyn in CHristo JEsu unserm HErrn. Rom. 8. So soll kei-
ner solchen seinen Nächsten verdammen. Meinestu das Gott unrecht richte/
oder der Allmächtige das Recht verkehre. Job. 8. Nein/ GOtt ist ein rechter
Richter. Ps. 7. Sehet/ diesem gerechten Richter/ GOtt/ greiffen die Tadler in
sein Werck und Amt/ schreiten auß ihrem Beruff/ und nehmen sich dessen an/
das ihnen nicht befohlen ist/ Syr. 3. Jst das nicht ein freveles/ verwegenes/ ver-
messenes Wesen!

IV. Weil
F f f f f f 3

vom Splitter-Gericht.
Thun und Laſſen nicht freventlich tadlen/ richten und verdammen ſolle. UndDann die
Splitter-
Richter ſeyn
I.
Gottloſe/

das ſoll geſchehen vornemlich um nachfolgender ſieben Urſachen willen:

I. Soll ein Chriſt ſeinen Naͤchſten nicht freventlich tadlen/ richten und
verdammen/ weil ſolche Splitter-Richter Gottloſe Leut ſeyn: Gott der HErꝛ
hat in feinem H. Wort den Splitter-Richtern das Handwerck gantz niderge-
legt/ da er verbeut und ſagt in unſern erklaͤrten Text-Worten: Richtet nicht/
verdammet nicht. Syrach ſagt: Laß dich nicht zu klug duncken/ jederman
zu tadlen. c. 6. Wer ſeinem Bruder affterredet und urtheilet ſeinen Bruder/
der affterꝛedet dem Geſetz und urtheilet dem Geſetz/ urtheileſtu aber das Geſetz/
ſo biſtu nicht ein Thaͤter deß Geſetzes/ ſondern ein Richter/ darum affterredet
nicht wider einander/ ſteht Jacob. 4. Dieſem ernſtlichen Goͤttlichen Verbott
handlen dieſe Tadler und Splitter-Richter f[r]eventlich zu wider/ das iſt ja ein
Gottloſes Weſen!

II.
Liebloſe/

II. Weil es Liebloſe Leut ſeyn. Die Bruͤderliche/ Chriſtliche Lie-
be iſt langmuͤthig und freundlich/ die Liebe eifert nicht/ die Liebe treibt nicht
Muthwillen/ ſie blãhet ſich nicht/ ſie ſtellet ſich nicht ungeberdig/ ſie freuet ſich
nicht der Ungerechtigkeit/ ſie freuet ſich aber der Warheit/ wie S. Paulus ſagt/
1. Cor. 13. Dagegen kuͤtzlen ſich ſolche Tadler mit deß Naͤchſten Fehler und
Gebrechen/ ſuchen demnach wo ſie nie hingelegt/ decken auf und bleſiren auß
was wol koͤnnte und ſolte verſchwiegen bleiben/ richten etwan auß was einge-
richtet/ ſchelten und tadlen was gut und loͤblich iſt/ verdammen was wol zu ent-
ſchuldigen iſt/ und das ruͤhrt bey ihnen her/ auß einem argwoͤhniſchen/ neidi-
ſchen/ zornigen/ feindfeligen Hertzen; Jſt das nicht ein liebloß/ unchriſtli-
ches Weſen!

III.
Verwegene/

III. Weil es verwegene Leut ſeyn. Der HErꝛ iſt Richter uͤber die
Leut. Pſ. 7. Drey R. gebuͤhren GOtt allein/ Ruͤhmen/ Raͤchen/ Richten.
Darum richtet nicht vor der Zeit/ biß der HErꝛ komme/ welcher auch wird ans
Liecht bringen/ was im Finſtern verborgen iſt/ und den Rath der Hertzen offen-
bahren/ ſagt Paulus 1. Cor. 4. Wann nun der HErꝛ Chriſtus von einem
glaubigen Chriſten ſagt: Er kommet nicht ins Gericht. Joh. 5. So ſoll keiner
ſolchen ſeinen Naͤchſten richten. Wann der Apoſtel Paulus von einem auß-
erwehlten Kind Gottes ſagt: Es iſt nichts verdammliches an ihm und an al-
len denen/ die da ſeyn in CHriſto JEſu unſerm HErꝛn. Rom. 8. So ſoll kei-
ner ſolchen ſeinen Naͤchſten verdammen. Meineſtu das Gott unrecht richte/
oder der Allmaͤchtige das Recht verkehre. Job. 8. Nein/ GOtt iſt ein rechter
Richter. Pſ. 7. Sehet/ dieſem gerechten Richter/ GOtt/ greiffen die Tadler in
ſein Werck und Amt/ ſchreiten auß ihrem Beruff/ und nehmen ſich deſſen an/
das ihnen nicht befohlen iſt/ Syr. 3. Jſt das nicht ein freveles/ verwegenes/ ver-
meſſenes Weſen!

IV. Weil
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[965/1035] vom Splitter-Gericht. Thun und Laſſen nicht freventlich tadlen/ richten und verdammen ſolle. Und das ſoll geſchehen vornemlich um nachfolgender ſieben Urſachen willen: Dann die Splitter- Richter ſeyn I. Gottloſe/ I. Soll ein Chriſt ſeinen Naͤchſten nicht freventlich tadlen/ richten und verdammen/ weil ſolche Splitter-Richter Gottloſe Leut ſeyn: Gott der HErꝛ hat in feinem H. Wort den Splitter-Richtern das Handwerck gantz niderge- legt/ da er verbeut und ſagt in unſern erklaͤrten Text-Worten: Richtet nicht/ verdammet nicht. Syrach ſagt: Laß dich nicht zu klug duncken/ jederman zu tadlen. c. 6. Wer ſeinem Bruder affterredet und urtheilet ſeinen Bruder/ der affterꝛedet dem Geſetz und urtheilet dem Geſetz/ urtheileſtu aber das Geſetz/ ſo biſtu nicht ein Thaͤter deß Geſetzes/ ſondern ein Richter/ darum affterredet nicht wider einander/ ſteht Jacob. 4. Dieſem ernſtlichen Goͤttlichen Verbott handlen dieſe Tadler und Splitter-Richter freventlich zu wider/ das iſt ja ein Gottloſes Weſen! II. Weil es Liebloſe Leut ſeyn. Die Bruͤderliche/ Chriſtliche Lie- be iſt langmuͤthig und freundlich/ die Liebe eifert nicht/ die Liebe treibt nicht Muthwillen/ ſie blãhet ſich nicht/ ſie ſtellet ſich nicht ungeberdig/ ſie freuet ſich nicht der Ungerechtigkeit/ ſie freuet ſich aber der Warheit/ wie S. Paulus ſagt/ 1. Cor. 13. Dagegen kuͤtzlen ſich ſolche Tadler mit deß Naͤchſten Fehler und Gebrechen/ ſuchen demnach wo ſie nie hingelegt/ decken auf und bleſiren auß was wol koͤnnte und ſolte verſchwiegen bleiben/ richten etwan auß was einge- richtet/ ſchelten und tadlen was gut und loͤblich iſt/ verdammen was wol zu ent- ſchuldigen iſt/ und das ruͤhrt bey ihnen her/ auß einem argwoͤhniſchen/ neidi- ſchen/ zornigen/ feindfeligen Hertzen; Jſt das nicht ein liebloß/ unchriſtli- ches Weſen! III. Weil es verwegene Leut ſeyn. Der HErꝛ iſt Richter uͤber die Leut. Pſ. 7. Drey R. gebuͤhren GOtt allein/ Ruͤhmen/ Raͤchen/ Richten. Darum richtet nicht vor der Zeit/ biß der HErꝛ komme/ welcher auch wird ans Liecht bringen/ was im Finſtern verborgen iſt/ und den Rath der Hertzen offen- bahren/ ſagt Paulus 1. Cor. 4. Wann nun der HErꝛ Chriſtus von einem glaubigen Chriſten ſagt: Er kommet nicht ins Gericht. Joh. 5. So ſoll keiner ſolchen ſeinen Naͤchſten richten. Wann der Apoſtel Paulus von einem auß- erwehlten Kind Gottes ſagt: Es iſt nichts verdammliches an ihm und an al- len denen/ die da ſeyn in CHriſto JEſu unſerm HErꝛn. Rom. 8. So ſoll kei- ner ſolchen ſeinen Naͤchſten verdammen. Meineſtu das Gott unrecht richte/ oder der Allmaͤchtige das Recht verkehre. Job. 8. Nein/ GOtt iſt ein rechter Richter. Pſ. 7. Sehet/ dieſem gerechten Richter/ GOtt/ greiffen die Tadler in ſein Werck und Amt/ ſchreiten auß ihrem Beruff/ und nehmen ſich deſſen an/ das ihnen nicht befohlen iſt/ Syr. 3. Jſt das nicht ein freveles/ verwegenes/ ver- meſſenes Weſen! IV. Weil F f f f f f 3

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Zitationshilfe: Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681. , S. 965. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauller_lasterspiegel_1681/1035>, abgerufen am 23.11.2024.