Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.nigst hinterbracht und ich fühlte mich sehr geschmeichelt, Das Lob über mein Tanzen als Preziosa konnte sie Ich ging gern darauf ein. Amalie Neumann hatte Brandchen-Labes geigte die Gavotte -- und ich Am andern Morgen erhielt ich ein herrliches Blumen¬ Als alte Frau darf ich wohl von einem solchen kleinen nigſt hinterbracht und ich fühlte mich ſehr geſchmeichelt, Das Lob über mein Tanzen als Prezioſa konnte ſie Ich ging gern darauf ein. Amalie Neumann hatte Brandchen-Labes geigte die Gavotte — und ich Am andern Morgen erhielt ich ein herrliches Blumen¬ Als alte Frau darf ich wohl von einem ſolchen kleinen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0053" n="25"/> nigſt hinterbracht und ich fühlte mich ſehr geſchmeichelt,<lb/> daß die prächtige bewunderte Roſe der beſcheidenen<lb/> Knospe nicht gönnen wollte, auch bemerkt zu werden!</p><lb/> <p>Das Lob über mein Tanzen als Prezioſa konnte ſie<lb/> nicht vergeſſen. »Liebe Kleine, welche Pas haben Ihnen<lb/> zu dem Beifall verholfen?« fragte ſie mich einſt. — »<hi rendition="#aq">Pas<lb/> de zephir</hi> aus der Gavotte!« — »O, die tanze ich auch!«<lb/> rief ſie vergnügt. »Wir wollen ſie im »Räuſchchen« zu¬<lb/> ſammen tanzen.«</p><lb/> <p>Ich ging gern darauf ein. Amalie Neumann hatte<lb/> die brillante Rolle der Wilhelmine, ich die langweilig<lb/> ſentimentale der Eliſe. Eigentlich ſoll Wilhelmine tanzen,<lb/> um dem armen Brandchen den Kopf zu verdrehen, und<lb/> Eliſe dazu Klavier ſpielen. Aber wir wußten es uns<lb/> ſchon zurechtzulegen und übten fleißig das <hi rendition="#aq">Pas de deux</hi>.<lb/> Im dritten Akt ſagte dann auch Wilhelmine zum Ent¬<lb/> zücken des Publikums: Brandchen, ſpiel' ein luſtig Stück<lb/> auf Deiner Violine — wir wollen tanzen!«</p><lb/> <p>Brandchen-Labes geigte die Gavotte — und ich<lb/> tanzte mit Herzensluſt und — — bemerkte gar nicht,<lb/> daß mein <hi rendition="#aq">Vis-à-vis</hi> nicht gleichen Tritt hielt.</p><lb/> <p>Am andern Morgen erhielt ich ein herrliches Blumen¬<lb/> bouquet mit einem anonymen Billet: »Die Blumenſpender<lb/> gratuliren der <hi rendition="#g">leichten</hi> Infanterie zum Siege über die<lb/><hi rendition="#g">ſchwere</hi> Kavallerie.«</p><lb/> <p>Als alte Frau darf ich wohl von einem ſolchen kleinen<lb/> Triumphe ſprechen. Zu meiner innigen Freude kann ich<lb/> aber hinzufügen, daß Amalie Neumann's liebliches Bild<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [25/0053]
nigſt hinterbracht und ich fühlte mich ſehr geſchmeichelt,
daß die prächtige bewunderte Roſe der beſcheidenen
Knospe nicht gönnen wollte, auch bemerkt zu werden!
Das Lob über mein Tanzen als Prezioſa konnte ſie
nicht vergeſſen. »Liebe Kleine, welche Pas haben Ihnen
zu dem Beifall verholfen?« fragte ſie mich einſt. — »Pas
de zephir aus der Gavotte!« — »O, die tanze ich auch!«
rief ſie vergnügt. »Wir wollen ſie im »Räuſchchen« zu¬
ſammen tanzen.«
Ich ging gern darauf ein. Amalie Neumann hatte
die brillante Rolle der Wilhelmine, ich die langweilig
ſentimentale der Eliſe. Eigentlich ſoll Wilhelmine tanzen,
um dem armen Brandchen den Kopf zu verdrehen, und
Eliſe dazu Klavier ſpielen. Aber wir wußten es uns
ſchon zurechtzulegen und übten fleißig das Pas de deux.
Im dritten Akt ſagte dann auch Wilhelmine zum Ent¬
zücken des Publikums: Brandchen, ſpiel' ein luſtig Stück
auf Deiner Violine — wir wollen tanzen!«
Brandchen-Labes geigte die Gavotte — und ich
tanzte mit Herzensluſt und — — bemerkte gar nicht,
daß mein Vis-à-vis nicht gleichen Tritt hielt.
Am andern Morgen erhielt ich ein herrliches Blumen¬
bouquet mit einem anonymen Billet: »Die Blumenſpender
gratuliren der leichten Infanterie zum Siege über die
ſchwere Kavallerie.«
Als alte Frau darf ich wohl von einem ſolchen kleinen
Triumphe ſprechen. Zu meiner innigen Freude kann ich
aber hinzufügen, daß Amalie Neumann's liebliches Bild
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