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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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närrisch vor Entzücken wurde? In Leipzig begnügte man
sich nicht mit Serenaden, Gedichten, Pferdeausspannen --
nein, die Enthusiasten gründeten in allem Ernst zu Ehren
Amalie Neumann's einen "Rosenorden", und als Königin
mußte die Gefeierte präsidiren. In Wien hatten ihre
extravagantesten Verehrer sich einen von den goldenen
Schuhen zu verschaffen gewußt, die Mad. Neumann als
"Aschenbrödel" getragen ... und aus diesem Goldschuh
auf das Wohl der Vergötterten die Reihe herum Cham¬
pagner getrunken ...

Neben dieser reizenden Künstlerin spielte ich mit
großem Fleiß zweite und dritte Rollen. Auch ich be¬
wunderte sie neidlos mit kindlicher Begeisterung. Sie
war damals unstreitig die vielseitigste Schauspielerin
Deutschlands und unnachahmlich in heiteren Konversations¬
stücken, naiven und sentimentalen Mädchenrollen. Sie
spielte mit unerschöpflicher Wärme des Gefühls, reizender
Anmuth und nie müder Laune. Dazu sang sie allerliebst.
Nur das hochtragische Fach war ihr verschlossen.

Während meines Debüts war Amalie Neumann auf
Gastreisen. Sie nahm die jugendliche Kollegin bei ihrer
Wiederkehr freundlich auf. Nur einmal wußten taktlose,
schlechte Freunde die Harmonie des Verkehrs zu stören.
Sie hatten gegen die Neumann das an mir gerühmt,
was sie nicht besaß: die schlanke, geschmeidige Figur und
Leichtigkeit des Tanzes ... und die sonst so reich Ausge¬
stattete hatte darauf gereizt und unfreundlich über die
Anfängerin gesprochen. Natürlich wurde mir dies schleu¬

närriſch vor Entzücken wurde? In Leipzig begnügte man
ſich nicht mit Serenaden, Gedichten, Pferdeausſpannen —
nein, die Enthuſiaſten gründeten in allem Ernſt zu Ehren
Amalie Neumann's einen »Roſenorden«, und als Königin
mußte die Gefeierte präſidiren. In Wien hatten ihre
extravaganteſten Verehrer ſich einen von den goldenen
Schuhen zu verſchaffen gewußt, die Mad. Neumann als
»Aſchenbrödel« getragen … und aus dieſem Goldſchuh
auf das Wohl der Vergötterten die Reihe herum Cham¬
pagner getrunken …

Neben dieſer reizenden Künſtlerin ſpielte ich mit
großem Fleiß zweite und dritte Rollen. Auch ich be¬
wunderte ſie neidlos mit kindlicher Begeiſterung. Sie
war damals unſtreitig die vielſeitigſte Schauſpielerin
Deutſchlands und unnachahmlich in heiteren Konverſations¬
ſtücken, naiven und ſentimentalen Mädchenrollen. Sie
ſpielte mit unerſchöpflicher Wärme des Gefühls, reizender
Anmuth und nie müder Laune. Dazu ſang ſie allerliebſt.
Nur das hochtragiſche Fach war ihr verſchloſſen.

Während meines Debüts war Amalie Neumann auf
Gaſtreiſen. Sie nahm die jugendliche Kollegin bei ihrer
Wiederkehr freundlich auf. Nur einmal wußten taktloſe,
ſchlechte Freunde die Harmonie des Verkehrs zu ſtören.
Sie hatten gegen die Neumann das an mir gerühmt,
was ſie nicht beſaß: die ſchlanke, geſchmeidige Figur und
Leichtigkeit des Tanzes … und die ſonſt ſo reich Ausge¬
ſtattete hatte darauf gereizt und unfreundlich über die
Anfängerin geſprochen. Natürlich wurde mir dies ſchleu¬

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[24/0052] närriſch vor Entzücken wurde? In Leipzig begnügte man ſich nicht mit Serenaden, Gedichten, Pferdeausſpannen — nein, die Enthuſiaſten gründeten in allem Ernſt zu Ehren Amalie Neumann's einen »Roſenorden«, und als Königin mußte die Gefeierte präſidiren. In Wien hatten ihre extravaganteſten Verehrer ſich einen von den goldenen Schuhen zu verſchaffen gewußt, die Mad. Neumann als »Aſchenbrödel« getragen … und aus dieſem Goldſchuh auf das Wohl der Vergötterten die Reihe herum Cham¬ pagner getrunken … Neben dieſer reizenden Künſtlerin ſpielte ich mit großem Fleiß zweite und dritte Rollen. Auch ich be¬ wunderte ſie neidlos mit kindlicher Begeiſterung. Sie war damals unſtreitig die vielſeitigſte Schauſpielerin Deutſchlands und unnachahmlich in heiteren Konverſations¬ ſtücken, naiven und ſentimentalen Mädchenrollen. Sie ſpielte mit unerſchöpflicher Wärme des Gefühls, reizender Anmuth und nie müder Laune. Dazu ſang ſie allerliebſt. Nur das hochtragiſche Fach war ihr verſchloſſen. Während meines Debüts war Amalie Neumann auf Gaſtreiſen. Sie nahm die jugendliche Kollegin bei ihrer Wiederkehr freundlich auf. Nur einmal wußten taktloſe, ſchlechte Freunde die Harmonie des Verkehrs zu ſtören. Sie hatten gegen die Neumann das an mir gerühmt, was ſie nicht beſaß: die ſchlanke, geſchmeidige Figur und Leichtigkeit des Tanzes … und die ſonſt ſo reich Ausge¬ ſtattete hatte darauf gereizt und unfreundlich über die Anfängerin geſprochen. Natürlich wurde mir dies ſchleu¬

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/52>, abgerufen am 22.11.2024.