legt Oui und Non sein verehrendes Herz und die theuersten Kindheitserinnerungen mit dazu ..."
Herzlich reichte mir die Fürstin ihre schöne Hand. Ich küßte sie.
Da trat der Großherzog ein. Freudig, wichtig rief die holde Frau ihm entgegen: "Fräulein Bauer will wirklich die Unsrige werden -- unserer Kinderzeit zuliebe!"
"Das freut mich herzlich, am meisten um Deinet¬ willen, Cäcilie, Kind, Du bist ja ganz Feuer und Flamme ... Und wann können Sie zu uns kommen?" wen¬ dete der Fürst sich zu mir.
"In zwei Jahren bin ich frei!"
Die Großherzogin hatte aus einem Kästchen eine reizende Broche genommen. Eine Biene, kunstvoll aus Edelsteinen gebildet, sitzt auf Blumen mit Diamantthau¬ tropfen. Die reichte sie mir mit den Worten: "Diese kleine Biene erinnere die Künstlerin an diese Stunde und an die Blumen, die in Oldenburg ihrer warten!" --
Als ich nach meiner sechsten Gastrolle mich im Schloß zu Oldenburg verabschiedete, fand ich die schöne Fürstin niedergeschlagen, müde und traurig. "Fast könnte ich Sie um Ihr frohes, frisches Künstlerherz und ewig schaffendes, buntbewegtes Leben beneiden!" sagte Sie mit wehmüthigem Lächeln. Und als ich Cäcilie von Olden¬ burg, die von dem Gatten und ihrem Volk geliebt und auf Händen getragen wurde, staunend ansah, fuhr sie noch trauriger fort: "Ich habe vorhin mal wieder meiner beiden lieben kleinen Knaben gedenken müssen, die gestorben
legt Oui und Non ſein verehrendes Herz und die theuerſten Kindheitserinnerungen mit dazu …«
Herzlich reichte mir die Fürſtin ihre ſchöne Hand. Ich küßte ſie.
Da trat der Großherzog ein. Freudig, wichtig rief die holde Frau ihm entgegen: »Fräulein Bauer will wirklich die Unſrige werden — unſerer Kinderzeit zuliebe!«
»Das freut mich herzlich, am meiſten um Deinet¬ willen, Cäcilie, Kind, Du biſt ja ganz Feuer und Flamme … Und wann können Sie zu uns kommen?« wen¬ dete der Fürſt ſich zu mir.
»In zwei Jahren bin ich frei!«
Die Großherzogin hatte aus einem Käſtchen eine reizende Broche genommen. Eine Biene, kunſtvoll aus Edelſteinen gebildet, ſitzt auf Blumen mit Diamantthau¬ tropfen. Die reichte ſie mir mit den Worten: »Dieſe kleine Biene erinnere die Künſtlerin an dieſe Stunde und an die Blumen, die in Oldenburg ihrer warten!« —
Als ich nach meiner ſechſten Gaſtrolle mich im Schloß zu Oldenburg verabſchiedete, fand ich die ſchöne Fürſtin niedergeſchlagen, müde und traurig. »Faſt könnte ich Sie um Ihr frohes, friſches Künſtlerherz und ewig ſchaffendes, buntbewegtes Leben beneiden!« ſagte Sie mit wehmüthigem Lächeln. Und als ich Cäcilie von Olden¬ burg, die von dem Gatten und ihrem Volk geliebt und auf Händen getragen wurde, ſtaunend anſah, fuhr ſie noch trauriger fort: »Ich habe vorhin mal wieder meiner beiden lieben kleinen Knaben gedenken müſſen, die geſtorben
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legt Oui und Non ſein verehrendes Herz und die theuerſten
Kindheitserinnerungen mit dazu …«
Herzlich reichte mir die Fürſtin ihre ſchöne Hand.
Ich küßte ſie.
Da trat der Großherzog ein. Freudig, wichtig rief
die holde Frau ihm entgegen: »Fräulein Bauer will
wirklich die Unſrige werden — unſerer Kinderzeit zuliebe!«
»Das freut mich herzlich, am meiſten um Deinet¬
willen, Cäcilie, Kind, Du biſt ja ganz Feuer und
Flamme … Und wann können Sie zu uns kommen?« wen¬
dete der Fürſt ſich zu mir.
»In zwei Jahren bin ich frei!«
Die Großherzogin hatte aus einem Käſtchen eine
reizende Broche genommen. Eine Biene, kunſtvoll aus
Edelſteinen gebildet, ſitzt auf Blumen mit Diamantthau¬
tropfen. Die reichte ſie mir mit den Worten: »Dieſe
kleine Biene erinnere die Künſtlerin an dieſe Stunde und
an die Blumen, die in Oldenburg ihrer warten!« —
Als ich nach meiner ſechſten Gaſtrolle mich im
Schloß zu Oldenburg verabſchiedete, fand ich die ſchöne
Fürſtin niedergeſchlagen, müde und traurig. »Faſt könnte
ich Sie um Ihr frohes, friſches Künſtlerherz und ewig
ſchaffendes, buntbewegtes Leben beneiden!« ſagte Sie mit
wehmüthigem Lächeln. Und als ich Cäcilie von Olden¬
burg, die von dem Gatten und ihrem Volk geliebt und
auf Händen getragen wurde, ſtaunend anſah, fuhr ſie noch
trauriger fort: »Ich habe vorhin mal wieder meiner
beiden lieben kleinen Knaben gedenken müſſen, die geſtorben
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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 472. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/500>, abgerufen am 25.11.2024.
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