"Ce dancerais! ce dancerais! Quel bonheur! de colis bouquets, des rubans, des vers -- ce dancerais! ce dancerais!" ... und mir ein Hündchen entreißend und dasselbe hoch in die Luft werfend und wieder auffangend piruettirte Lola Montez wie ein Quirl in der kleinen Garderobe umher, daß die Verehrer sich scheu in die Ecken drückten.
Aus dem trotzigen Kinde war ein fröhlich jauchzen¬ des geworden. So tanzte sie den zweiten Tanz und wurde ein wenig applaudirt und von ihren Verehrern hervorgerufen und Kränze und Bouquets und Gedichte flogen zu ihren Füßen ... Glückstrahlend raffte sie die¬ selben auf und konnte nach dem Fallen des Vorhangs nicht müde werden, uns ihre Schätze zu zeigen und zu rufen: "Oh! que ce cuis heureuse! voyez donc ces fleurs, ces rubans et ces vers!"
Und dies Entzücken hatte etwas so Kindliches, Auf¬ richtiges, Ungekünsteltes, daß Alle ihr diesen kleinen Triumph gern gönnten und kein spöttisches Lächeln ihn trübte.
Lola Montez trat 1842 in Dresden nur noch ein¬ mal als Ballerina auf, denn das Publikum konnte sich nicht für ihre quecksilbernen Pas erwärmen. Die Zahl ihrer persönlichen Verehrer mehrte sich aber von Tag zu Tage und Lola Montez schwamm vierzehn Tage lang von einem glänzenden Weihrauchfest zum andern, und die tugendstolzesten, prüdesten Damen Dresdens verschmähten es nicht, der schönen "carlistischen Generalstochter" die
„Çe dançerais! çe dançerais! Quel bonheur! de çolis bouquets, des rubans, des vers — çe dançerais! çe dançerais!“ … und mir ein Hündchen entreißend und daſſelbe hoch in die Luft werfend und wieder auffangend piruettirte Lola Montez wie ein Quirl in der kleinen Garderobe umher, daß die Verehrer ſich ſcheu in die Ecken drückten.
Aus dem trotzigen Kinde war ein fröhlich jauchzen¬ des geworden. So tanzte ſie den zweiten Tanz und wurde ein wenig applaudirt und von ihren Verehrern hervorgerufen und Kränze und Bouquets und Gedichte flogen zu ihren Füßen … Glückſtrahlend raffte ſie die¬ ſelben auf und konnte nach dem Fallen des Vorhangs nicht müde werden, uns ihre Schätze zu zeigen und zu rufen: „Oh! que çe çuis heureuse! voyez donc çes fleurs, çes rubans et çes vers!“
Und dies Entzücken hatte etwas ſo Kindliches, Auf¬ richtiges, Ungekünſteltes, daß Alle ihr dieſen kleinen Triumph gern gönnten und kein ſpöttisches Lächeln ihn trübte.
Lola Montez trat 1842 in Dresden nur noch ein¬ mal als Ballerina auf, denn das Publikum konnte ſich nicht für ihre queckſilbernen Pas erwärmen. Die Zahl ihrer perſönlichen Verehrer mehrte ſich aber von Tag zu Tage und Lola Montez ſchwamm vierzehn Tage lang von einem glänzenden Weihrauchfeſt zum andern, und die tugendſtolzeſten, prüdeſten Damen Dresdens verſchmähten es nicht, der ſchönen »carliſtiſchen Generalstochter» die
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0484"n="456"/><p><hirendition="#aq">„Çe dançerais! çe dançerais! Quel bonheur!<lb/>
de çolis bouquets, des rubans, des vers — çe<lb/>
dançerais! çe dançerais!“</hi>… und mir ein Hündchen<lb/>
entreißend und daſſelbe hoch in die Luft werfend und<lb/>
wieder auffangend piruettirte Lola Montez wie ein Quirl<lb/>
in der kleinen Garderobe umher, daß die Verehrer ſich<lb/>ſcheu in die Ecken drückten.</p><lb/><p>Aus dem trotzigen Kinde war ein fröhlich jauchzen¬<lb/>
des geworden. So tanzte ſie den zweiten Tanz und<lb/>
wurde ein wenig applaudirt und von ihren Verehrern<lb/>
hervorgerufen und Kränze und Bouquets und Gedichte<lb/>
flogen zu ihren Füßen … Glückſtrahlend raffte ſie die¬<lb/>ſelben auf und konnte nach dem Fallen des Vorhangs<lb/>
nicht müde werden, uns ihre Schätze zu zeigen und zu<lb/>
rufen: <hirendition="#aq">„Oh! que çe çuis heureuse! voyez donc çes<lb/>
fleurs, çes rubans et çes vers!“</hi></p><lb/><p>Und dies Entzücken hatte etwas ſo Kindliches, Auf¬<lb/>
richtiges, Ungekünſteltes, daß Alle ihr dieſen kleinen<lb/>
Triumph gern gönnten und kein ſpöttisches Lächeln<lb/>
ihn trübte.</p><lb/><p>Lola Montez trat 1842 in Dresden nur noch ein¬<lb/>
mal als Ballerina auf, denn das Publikum konnte ſich<lb/>
nicht für ihre queckſilbernen Pas erwärmen. Die Zahl<lb/>
ihrer perſönlichen Verehrer mehrte ſich aber von Tag zu<lb/>
Tage und Lola Montez ſchwamm vierzehn Tage lang<lb/>
von einem glänzenden Weihrauchfeſt zum andern, und die<lb/>
tugendſtolzeſten, prüdeſten Damen Dresdens verſchmähten<lb/>
es nicht, der ſchönen »carliſtiſchen Generalstochter» die<lb/></p></div></body></text></TEI>
[456/0484]
„Çe dançerais! çe dançerais! Quel bonheur!
de çolis bouquets, des rubans, des vers — çe
dançerais! çe dançerais!“ … und mir ein Hündchen
entreißend und daſſelbe hoch in die Luft werfend und
wieder auffangend piruettirte Lola Montez wie ein Quirl
in der kleinen Garderobe umher, daß die Verehrer ſich
ſcheu in die Ecken drückten.
Aus dem trotzigen Kinde war ein fröhlich jauchzen¬
des geworden. So tanzte ſie den zweiten Tanz und
wurde ein wenig applaudirt und von ihren Verehrern
hervorgerufen und Kränze und Bouquets und Gedichte
flogen zu ihren Füßen … Glückſtrahlend raffte ſie die¬
ſelben auf und konnte nach dem Fallen des Vorhangs
nicht müde werden, uns ihre Schätze zu zeigen und zu
rufen: „Oh! que çe çuis heureuse! voyez donc çes
fleurs, çes rubans et çes vers!“
Und dies Entzücken hatte etwas ſo Kindliches, Auf¬
richtiges, Ungekünſteltes, daß Alle ihr dieſen kleinen
Triumph gern gönnten und kein ſpöttisches Lächeln
ihn trübte.
Lola Montez trat 1842 in Dresden nur noch ein¬
mal als Ballerina auf, denn das Publikum konnte ſich
nicht für ihre queckſilbernen Pas erwärmen. Die Zahl
ihrer perſönlichen Verehrer mehrte ſich aber von Tag zu
Tage und Lola Montez ſchwamm vierzehn Tage lang
von einem glänzenden Weihrauchfeſt zum andern, und die
tugendſtolzeſten, prüdeſten Damen Dresdens verſchmähten
es nicht, der ſchönen »carliſtiſchen Generalstochter» die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/484>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.