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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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nie gesehenen Dekorationen -- die erste des Prologs,
dann die des zweiten, dritten und fünften Aktes von
den französischen Malern Desplechin, Dieterle, Feuchere
und Sechan, die zweite des Prologs und die des vierten
Aktes vom Hoftheatermaler Arrigoni -- ernteten die leb¬
hafteste Bewunderung" -- sagt der "Dresdener Omnibus"
vom 14. April 1841 kurz und bündig darüber.

Seit jenem Abende sind jetzt gerade 30 Jahre hinab¬
gerauscht ... und von einem frühlingsgrünen Berge der
Schweiz sinnt eine alte Frau zurück ...

Ihr werthen Gefährten,
Wo seid ihr zur Zeit mir
Ihr Lieben geblieben?
Ach! Alle zerstreut ...
Die Einen, sie weinen,
Die Andern, sie wandern,
Die Dritten noch mitten
Im Wechsel der Zeit,
Auch Viele am Ziele,
Zu den Todten entboten ...

Ja, manches, manches kleine Todtenkreuzchen hat die
Hand, die einst -- damals Tasso-Devrient den Lorber
reichte, auf den alten, vergilbten Theaterzettel gezeichnet ...

Von all' jenen Theaternamen nennt der heutige
Dresdener Theaterzettel nur noch Frl. Berg, Hrn. Böhme,
Hrn. und Mad. Mitterwurzer. Mehrere Collegen leben
als Pensionäre in Dresden, darunter Tichatscheck und
Hofrath Emil Devrient als Ehrenmitglieder des Hof¬
theaters. Ascher ist jetzt Direktor des Karltheaters in Wien.
Auguste Anschütz-Koberwein wurde kürzlich pensionirt.

nie geſehenen Dekorationen — die erſte des Prologs,
dann die des zweiten, dritten und fünften Aktes von
den franzöſiſchen Malern Desplechin, Dieterle, Feuchere
und Séchan, die zweite des Prologs und die des vierten
Aktes vom Hoftheatermaler Arrigoni — ernteten die leb¬
hafteſte Bewunderung« — ſagt der »Dresdener Omnibus«
vom 14. April 1841 kurz und bündig darüber.

Seit jenem Abende ſind jetzt gerade 30 Jahre hinab¬
gerauſcht … und von einem frühlingsgrünen Berge der
Schweiz ſinnt eine alte Frau zurück …

Ihr werthen Gefährten,
Wo ſeid ihr zur Zeit mir
Ihr Lieben geblieben?
Ach! Alle zerſtreut …
Die Einen, ſie weinen,
Die Andern, ſie wandern,
Die Dritten noch mitten
Im Wechſel der Zeit,
Auch Viele am Ziele,
Zu den Todten entboten …

Ja, manches, manches kleine Todtenkreuzchen hat die
Hand, die einſt — damals Taſſo-Devrient den Lorber
reichte, auf den alten, vergilbten Theaterzettel gezeichnet …

Von all' jenen Theaternamen nennt der heutige
Dresdener Theaterzettel nur noch Frl. Berg, Hrn. Böhme,
Hrn. und Mad. Mitterwurzer. Mehrere Collegen leben
als Penſionäre in Dresden, darunter Tichatſcheck und
Hofrath Emil Devrient als Ehrenmitglieder des Hof¬
theaters. Aſcher iſt jetzt Direktor des Karltheaters in Wien.
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[441/0469] nie geſehenen Dekorationen — die erſte des Prologs, dann die des zweiten, dritten und fünften Aktes von den franzöſiſchen Malern Desplechin, Dieterle, Feuchere und Séchan, die zweite des Prologs und die des vierten Aktes vom Hoftheatermaler Arrigoni — ernteten die leb¬ hafteſte Bewunderung« — ſagt der »Dresdener Omnibus« vom 14. April 1841 kurz und bündig darüber. Seit jenem Abende ſind jetzt gerade 30 Jahre hinab¬ gerauſcht … und von einem frühlingsgrünen Berge der Schweiz ſinnt eine alte Frau zurück … Ihr werthen Gefährten, Wo ſeid ihr zur Zeit mir Ihr Lieben geblieben? Ach! Alle zerſtreut … Die Einen, ſie weinen, Die Andern, ſie wandern, Die Dritten noch mitten Im Wechſel der Zeit, Auch Viele am Ziele, Zu den Todten entboten … Ja, manches, manches kleine Todtenkreuzchen hat die Hand, die einſt — damals Taſſo-Devrient den Lorber reichte, auf den alten, vergilbten Theaterzettel gezeichnet … Von all' jenen Theaternamen nennt der heutige Dresdener Theaterzettel nur noch Frl. Berg, Hrn. Böhme, Hrn. und Mad. Mitterwurzer. Mehrere Collegen leben als Penſionäre in Dresden, darunter Tichatſcheck und Hofrath Emil Devrient als Ehrenmitglieder des Hof¬ theaters. Aſcher iſt jetzt Direktor des Karltheaters in Wien. Auguſte Anſchütz-Koberwein wurde kürzlich penſionirt.

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/469>, abgerufen am 22.11.2024.