Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.dete ... Das sollte auch ich im Wechsel der Jahre und Wie manches Mal bin ich nach der ersten Aufführung Tieck liebte die Stücke der Birch-Pfeiffer nicht. So mußte der Dramaturg 1837 den Wünschen des Ein wenig triumphirend trat ich am andern Morgen dete … Das ſollte auch ich im Wechſel der Jahre und Wie manches Mal bin ich nach der erſten Aufführung Tieck liebte die Stücke der Birch-Pfeiffer nicht. So mußte der Dramaturg 1837 den Wünſchen des Ein wenig triumphirend trat ich am andern Morgen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0441" n="413"/> dete … Das ſollte auch ich im Wechſel der Jahre und<lb/> der Launen Ludwig Tieck's erfahren.</p><lb/> <p>Wie manches Mal bin ich nach der erſten Aufführung<lb/> eines ſolchen Unglücksſtückes klopfenden Herzens die düſtere<lb/> Treppe zu meinem Richter hinaufgeſtiegen und habe die<lb/> Runzeln ſeines alten weiblichen Faktotums ſtudirt, —<lb/> denn treuer als ein Wetterglas ſpiegelten ſie ab, ob mich<lb/> drinnen in der Bibliothek Regen oder Sonnenſchein oder<lb/> gar Donnerwetter erwartete.</p><lb/> <p>Tieck liebte die Stücke der Birch-Pfeiffer nicht.<lb/> Aber ſie ſtanden damals in der höchſten Blüthe der<lb/> Gunſt beim Publikum und wir Schauſpieler ließen uns<lb/> die dankbaren, oft glänzenden Rollen gern gefallen.</p><lb/> <p>So mußte der Dramaturg 1837 den Wünſchen des<lb/> Publikums, des Intendanten und auch der erſten Schau¬<lb/> ſpieler nachgeben und dem Schauſpiel »Guttenberg« einen<lb/> Platz auf der Dresdener Hofbühne gönnen — aber er<lb/> prophezeite uns ein glänzendes Fiasko. Doch der<lb/> Guttenberg wurde mit rauſchendem Beifall vor aus¬<lb/> verkauftem Hauſe gegeben und ich in der dankbaren Rolle<lb/> des »Käthchen« nach dem dritten Akte gerufen, — was da¬<lb/> mals noch als eine Auszeichnung angeſehen werden durfte.</p><lb/> <p>Ein wenig triumphirend trat ich am andern Morgen<lb/> in die Bibliothek vor den Dramaturgen. Er war beſter<lb/> Laune und rief mir ſchnell entgegen: »Nur nicht zu ſtolz,<lb/> daß Sie diesmal mit dem Erfolge der Birch-Pfeifferiade<lb/> Recht hatten, denn Sie ſollten doch wiſſen, daß der<lb/> Beifall des Publikums nie maßgebend für mich iſt …«<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [413/0441]
dete … Das ſollte auch ich im Wechſel der Jahre und
der Launen Ludwig Tieck's erfahren.
Wie manches Mal bin ich nach der erſten Aufführung
eines ſolchen Unglücksſtückes klopfenden Herzens die düſtere
Treppe zu meinem Richter hinaufgeſtiegen und habe die
Runzeln ſeines alten weiblichen Faktotums ſtudirt, —
denn treuer als ein Wetterglas ſpiegelten ſie ab, ob mich
drinnen in der Bibliothek Regen oder Sonnenſchein oder
gar Donnerwetter erwartete.
Tieck liebte die Stücke der Birch-Pfeiffer nicht.
Aber ſie ſtanden damals in der höchſten Blüthe der
Gunſt beim Publikum und wir Schauſpieler ließen uns
die dankbaren, oft glänzenden Rollen gern gefallen.
So mußte der Dramaturg 1837 den Wünſchen des
Publikums, des Intendanten und auch der erſten Schau¬
ſpieler nachgeben und dem Schauſpiel »Guttenberg« einen
Platz auf der Dresdener Hofbühne gönnen — aber er
prophezeite uns ein glänzendes Fiasko. Doch der
Guttenberg wurde mit rauſchendem Beifall vor aus¬
verkauftem Hauſe gegeben und ich in der dankbaren Rolle
des »Käthchen« nach dem dritten Akte gerufen, — was da¬
mals noch als eine Auszeichnung angeſehen werden durfte.
Ein wenig triumphirend trat ich am andern Morgen
in die Bibliothek vor den Dramaturgen. Er war beſter
Laune und rief mir ſchnell entgegen: »Nur nicht zu ſtolz,
daß Sie diesmal mit dem Erfolge der Birch-Pfeifferiade
Recht hatten, denn Sie ſollten doch wiſſen, daß der
Beifall des Publikums nie maßgebend für mich iſt …«
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