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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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so bald wird keine Spannung eintreten; Tieck kann be¬
zaubernd liebenswürdig sein und liest unübertrefflich vor!
Sie können viel bei ihm lernen. Ueberdies treffen Sie
in seinem Hause interessante Persönlichkeiten, alle bedeu¬
tende Fremden stellen sich ihm vor, und die Frau und
Töchter sind wahrhaft liebenswerthe Charaktere. Die
bleiben Denen, die sie einmal in ihr Herz geschlossen haben,
treu und vertheidigen selbst die bei Tieck in Ungnade Ge¬
fallenen gegen den Alten nach Kräften. Suchen Sie
Dorothea's, der ältesten Tochter, Freundschaft zu ge¬
winnen; sie ist ein selten begabtes und herzensgutes
Mädchen. Gegen die Gräfin Finkenstein müssen Sie aber
besonders artig sein ..."

"Wer ist denn das?" fragte ich neugierig.

"Die Freundin Tieck's, und auch der Familie. Seit
vielen Jahren existirt dies eigenthümliche Verhältniß. Die
Gräfin steht aufopfernd dem Hauswesen vor und ist das
Echo Tieck's, und Diejenigen, welche von ihm mit Kälte
behandelt werden, sind auch für die Gräfin nicht mehr
auf der Welt. Also hübsch klug sein, mein liebes Fräu¬
lein, und es wird Ihnen bei uns schon gefallen. Ich
bedaure aufrichtig, Sie bei Tieck nicht einführen zu können,
aber ich -- bin ein wenig gespannt mit dem Hofrath ..."

"Die Rettich ist mit Tieck gespannt -- und nun Sie
auch?"

Ganz freundlich nickend lächelte Böttiger:

"Ja wohl, wie so Viele! Doch, daß Sie zu den
Verbannten gehören, werde ich sicher nicht mehr erleben

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ſo bald wird keine Spannung eintreten; Tieck kann be¬
zaubernd liebenswürdig ſein und lieſt unübertrefflich vor!
Sie können viel bei ihm lernen. Ueberdies treffen Sie
in ſeinem Hauſe intereſſante Perſönlichkeiten, alle bedeu¬
tende Fremden ſtellen ſich ihm vor, und die Frau und
Töchter ſind wahrhaft liebenswerthe Charaktere. Die
bleiben Denen, die ſie einmal in ihr Herz geſchloſſen haben,
treu und vertheidigen ſelbſt die bei Tieck in Ungnade Ge¬
fallenen gegen den Alten nach Kräften. Suchen Sie
Dorothea's, der älteſten Tochter, Freundſchaft zu ge¬
winnen; ſie iſt ein ſelten begabtes und herzensgutes
Mädchen. Gegen die Gräfin Finkenſtein müſſen Sie aber
beſonders artig ſein …«

»Wer iſt denn das?« fragte ich neugierig.

»Die Freundin Tieck's, und auch der Familie. Seit
vielen Jahren exiſtirt dies eigenthümliche Verhältniß. Die
Gräfin ſteht aufopfernd dem Hausweſen vor und iſt das
Echo Tieck's, und Diejenigen, welche von ihm mit Kälte
behandelt werden, ſind auch für die Gräfin nicht mehr
auf der Welt. Alſo hübſch klug ſein, mein liebes Fräu¬
lein, und es wird Ihnen bei uns ſchon gefallen. Ich
bedaure aufrichtig, Sie bei Tieck nicht einführen zu können,
aber ich — bin ein wenig geſpannt mit dem Hofrath …«

»Die Rettich iſt mit Tieck geſpannt — und nun Sie
auch?«

Ganz freundlich nickend lächelte Böttiger:

»Ja wohl, wie ſo Viele! Doch, daß Sie zu den
Verbannten gehören, werde ich ſicher nicht mehr erleben

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[339/0367] ſo bald wird keine Spannung eintreten; Tieck kann be¬ zaubernd liebenswürdig ſein und lieſt unübertrefflich vor! Sie können viel bei ihm lernen. Ueberdies treffen Sie in ſeinem Hauſe intereſſante Perſönlichkeiten, alle bedeu¬ tende Fremden ſtellen ſich ihm vor, und die Frau und Töchter ſind wahrhaft liebenswerthe Charaktere. Die bleiben Denen, die ſie einmal in ihr Herz geſchloſſen haben, treu und vertheidigen ſelbſt die bei Tieck in Ungnade Ge¬ fallenen gegen den Alten nach Kräften. Suchen Sie Dorothea's, der älteſten Tochter, Freundſchaft zu ge¬ winnen; ſie iſt ein ſelten begabtes und herzensgutes Mädchen. Gegen die Gräfin Finkenſtein müſſen Sie aber beſonders artig ſein …« »Wer iſt denn das?« fragte ich neugierig. »Die Freundin Tieck's, und auch der Familie. Seit vielen Jahren exiſtirt dies eigenthümliche Verhältniß. Die Gräfin ſteht aufopfernd dem Hausweſen vor und iſt das Echo Tieck's, und Diejenigen, welche von ihm mit Kälte behandelt werden, ſind auch für die Gräfin nicht mehr auf der Welt. Alſo hübſch klug ſein, mein liebes Fräu¬ lein, und es wird Ihnen bei uns ſchon gefallen. Ich bedaure aufrichtig, Sie bei Tieck nicht einführen zu können, aber ich — bin ein wenig geſpannt mit dem Hofrath …« »Die Rettich iſt mit Tieck geſpannt — und nun Sie auch?« Ganz freundlich nickend lächelte Böttiger: »Ja wohl, wie ſo Viele! Doch, daß Sie zu den Verbannten gehören, werde ich ſicher nicht mehr erleben 22 *

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/367>, abgerufen am 22.11.2024.