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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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Auch in dem kleinen Drama "Fluch und Segen"
und besonders durch den damit verbundenen Vortrag
von Schiller's "Glocke" hatte sie während ihres zwölf¬
maligen Gastspiels in Berlin den größten Erfolg.

Und doch hatte diese große Künstlerin eine
Schwäche -- als Weib! Die hat sie oft und schwer
büßen müssen.

Sie hatte in ihrer Jugend naive und sentimentale
Liebhaberinnen gegeben. Es ward ihr schwer, sich von
der "Jugend" zu trennen.

Einst erschien sie in Müller's "Schuld" als Elvira
vor den Wienern. Zu ihrem Unglück hat Graf Hugo
von dem Gürtel zu sprechen, den er um "Elvira's
schlanken Leib" legen will ... und da lachten die lach¬
lustigen Wiener laut über die kleine, dicke, unschöne Elvira.

Und auch in Berlin sollte Sophie Schröder diese
Weiberschwäche büßen.

Sie hatte darauf bestanden, die Maria Stuart zu
spielen und nicht die Königin Elisabeth. In Berlin
gab die schöne Auguste Stich sonst die Maria Stuart --
und sie war eine bezaubernde Schottenkönigin. Nun
trat eine kleine, dicke, unschöne Maria, die überdies in
der großen Stuartshaube noch um zehn Jahre älter aus¬
sah, als sonst, vor die verwöhnten Berliner, Amalie
Wolff als Elisabeth erschien dagegen jung und schön.
Und als dann zum Ueberfluß Mortimer begeistert zu
Maria Stuart sagt:

"Du bist das schönste Weib auf dieser Erde!"

Auch in dem kleinen Drama »Fluch und Segen«
und beſonders durch den damit verbundenen Vortrag
von Schiller's »Glocke« hatte ſie während ihres zwölf¬
maligen Gaſtſpiels in Berlin den größten Erfolg.

Und doch hatte dieſe große Künſtlerin eine
Schwäche — als Weib! Die hat ſie oft und ſchwer
büßen müſſen.

Sie hatte in ihrer Jugend naive und ſentimentale
Liebhaberinnen gegeben. Es ward ihr ſchwer, ſich von
der »Jugend« zu trennen.

Einſt erſchien ſie in Müller's »Schuld« als Elvira
vor den Wienern. Zu ihrem Unglück hat Graf Hugo
von dem Gürtel zu ſprechen, den er um »Elvira's
ſchlanken Leib« legen will … und da lachten die lach¬
luſtigen Wiener laut über die kleine, dicke, unſchöne Elvira.

Und auch in Berlin ſollte Sophie Schröder dieſe
Weiberſchwäche büßen.

Sie hatte darauf beſtanden, die Maria Stuart zu
ſpielen und nicht die Königin Eliſabeth. In Berlin
gab die ſchöne Auguſte Stich ſonſt die Maria Stuart —
und ſie war eine bezaubernde Schottenkönigin. Nun
trat eine kleine, dicke, unſchöne Maria, die überdies in
der großen Stuartshaube noch um zehn Jahre älter aus¬
ſah, als ſonſt, vor die verwöhnten Berliner, Amalie
Wolff als Eliſabeth erſchien dagegen jung und ſchön.
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[327/0355] Auch in dem kleinen Drama »Fluch und Segen« und beſonders durch den damit verbundenen Vortrag von Schiller's »Glocke« hatte ſie während ihres zwölf¬ maligen Gaſtſpiels in Berlin den größten Erfolg. Und doch hatte dieſe große Künſtlerin eine Schwäche — als Weib! Die hat ſie oft und ſchwer büßen müſſen. Sie hatte in ihrer Jugend naive und ſentimentale Liebhaberinnen gegeben. Es ward ihr ſchwer, ſich von der »Jugend« zu trennen. Einſt erſchien ſie in Müller's »Schuld« als Elvira vor den Wienern. Zu ihrem Unglück hat Graf Hugo von dem Gürtel zu ſprechen, den er um »Elvira's ſchlanken Leib« legen will … und da lachten die lach¬ luſtigen Wiener laut über die kleine, dicke, unſchöne Elvira. Und auch in Berlin ſollte Sophie Schröder dieſe Weiberſchwäche büßen. Sie hatte darauf beſtanden, die Maria Stuart zu ſpielen und nicht die Königin Eliſabeth. In Berlin gab die ſchöne Auguſte Stich ſonſt die Maria Stuart — und ſie war eine bezaubernde Schottenkönigin. Nun trat eine kleine, dicke, unſchöne Maria, die überdies in der großen Stuartshaube noch um zehn Jahre älter aus¬ ſah, als ſonſt, vor die verwöhnten Berliner, Amalie Wolff als Eliſabeth erſchien dagegen jung und ſchön. Und als dann zum Ueberfluß Mortimer begeiſtert zu Maria Stuart ſagt: »Du biſt das ſchönſte Weib auf dieſer Erde!«

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/355>, abgerufen am 25.11.2024.