Ja, man lebt, promenirt, liebt und -- badet hier wunderbar gemüthlich in dem Wienerischen Baden. Ich habe die Mutter heute Morgen in ihrem warmen Bade¬ salon besucht und bin fast gestorben vor Lachen. Denke Dir ein großes, luxuriös ausgestattetes Bassin, in das natürlich-warmes Wasser fortwährend aus dem Boden emporquillt. In dem Bassin promeniren oft 20--30 Männlein und Weiblein, in lange, weite Bademäntel gehüllt und bis an's Kinn im heißen Wasser. Da hier der Toilettenluxus natürlich sehr erschwert ist, ist alle Kunst auf die Frisur verwendet. Damen und Herren sind auf's Schönste und Modernste frisirt -- als wollten sie zu Ball gehen. Und dabei die heiterste und lebhafteste Unterhaltung zwischen den Badenden und den Gallerie¬ besuchern. -- Noch viel ungenirter geht es bei den kalten Flußbädern zu. Die Schwimmlehrer, die auch bei den Damenbädern das Regiment führen, erinnern mich an das Wort jener Dame, die eine junge Freundin, als diese sich in Ostende sträubte, von dem Bademeister sich in's Meer tragen zu lassen, damit beruhigte: "Kind, weißt Du denn das noch nicht? Doktoren, Kammerdiener, Friseure, Schneider und Bademeister sind für uns gar keine Männer!" Unsere Schwimmlehrer behandeln die stattlichsten und hochsommerlichsten Madams, wenn die sich noch an die Schwimmleine wagen, wie Kinder. Eine solche Szene werde ich nie vergessen. Eine sehr,
»Und Graf P … was ſagt der dazu?«
Dort fährt er die Tänzerin G . . ſpazieren!«
Ja, man lebt, promenirt, liebt und — badet hier wunderbar gemüthlich in dem Wieneriſchen Baden. Ich habe die Mutter heute Morgen in ihrem warmen Bade¬ ſalon beſucht und bin faſt geſtorben vor Lachen. Denke Dir ein großes, luxuriös ausgeſtattetes Baſſin, in das natürlich-warmes Waſſer fortwährend aus dem Boden emporquillt. In dem Baſſin promeniren oft 20—30 Männlein und Weiblein, in lange, weite Bademäntel gehüllt und bis an's Kinn im heißen Waſſer. Da hier der Toilettenluxus natürlich ſehr erſchwert iſt, iſt alle Kunſt auf die Friſur verwendet. Damen und Herren ſind auf's Schönſte und Modernſte friſirt — als wollten ſie zu Ball gehen. Und dabei die heiterſte und lebhafteſte Unterhaltung zwiſchen den Badenden und den Gallerie¬ beſuchern. — Noch viel ungenirter geht es bei den kalten Flußbädern zu. Die Schwimmlehrer, die auch bei den Damenbädern das Regiment führen, erinnern mich an das Wort jener Dame, die eine junge Freundin, als dieſe ſich in Oſtende ſträubte, von dem Bademeiſter ſich in's Meer tragen zu laſſen, damit beruhigte: »Kind, weißt Du denn das noch nicht? Doktoren, Kammerdiener, Friſeure, Schneider und Bademeiſter ſind für uns gar keine Männer!« Unſere Schwimmlehrer behandeln die ſtattlichſten und hochſommerlichſten Madams, wenn die ſich noch an die Schwimmleine wagen, wie Kinder. Eine ſolche Szene werde ich nie vergeſſen. Eine ſehr,
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»Und Graf P … was ſagt der dazu?«
Dort fährt er die Tänzerin G . . ſpazieren!«
Ja, man lebt, promenirt, liebt und — badet hier
wunderbar gemüthlich in dem Wieneriſchen Baden. Ich
habe die Mutter heute Morgen in ihrem warmen Bade¬
ſalon beſucht und bin faſt geſtorben vor Lachen. Denke
Dir ein großes, luxuriös ausgeſtattetes Baſſin, in das
natürlich-warmes Waſſer fortwährend aus dem Boden
emporquillt. In dem Baſſin promeniren oft 20—30
Männlein und Weiblein, in lange, weite Bademäntel
gehüllt und bis an's Kinn im heißen Waſſer. Da hier
der Toilettenluxus natürlich ſehr erſchwert iſt, iſt alle
Kunſt auf die Friſur verwendet. Damen und Herren
ſind auf's Schönſte und Modernſte friſirt — als wollten
ſie zu Ball gehen. Und dabei die heiterſte und lebhafteſte
Unterhaltung zwiſchen den Badenden und den Gallerie¬
beſuchern. — Noch viel ungenirter geht es bei den kalten
Flußbädern zu. Die Schwimmlehrer, die auch bei den
Damenbädern das Regiment führen, erinnern mich an
das Wort jener Dame, die eine junge Freundin, als dieſe
ſich in Oſtende ſträubte, von dem Bademeiſter ſich in's
Meer tragen zu laſſen, damit beruhigte: »Kind, weißt
Du denn das noch nicht? Doktoren, Kammerdiener,
Friſeure, Schneider und Bademeiſter ſind für uns gar
keine Männer!« Unſere Schwimmlehrer behandeln die
ſtattlichſten und hochſommerlichſten Madams, wenn die
ſich noch an die Schwimmleine wagen, wie Kinder.
Eine ſolche Szene werde ich nie vergeſſen. Eine ſehr,
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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/326>, abgerufen am 25.11.2024.
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