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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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Es ging mit dem kartoffelschälenden, kindlich naiven
Suschen Anfangs über Erwarten gut. Bis zur Fenster¬
ßene hatte ich mich glücklich durchgearbeitet und --
durchgeschrieen ... Nun ging das Hüpfen los und ich hüpfe
auch mit Bravour und seelenvergnügt, daß ich die seidene
Schürze, mit der ich später meinen geliebten Alonso be¬
zaubern will, glücklich in den Spitzenkarton hineinpraktizirt
habe, unter jubelndem Beifall des Hauses auf die Thür
zu -- weiter und immer weiter ... Endlich, nach einer
wahren Reise, habe ich die Thüre erreicht und schöpfe
draußen tief Athem, froh, daß auch dies Martyrium
glücklich überstanden ist ... Aber, o weh! Suschens
Hüpfen hat vor den feurigen Augen und martialischen
Schnauzern der edlen Magyaren Gnade gefunden ...
Sie rufen und rufen Eljen! und klatschen und trampeln
und klatschen -- und das arme Suschen muß wieder
auf die Bühne hüpfen und ihren Dank knixen und
hüpft dann wieder ab ... und so noch ein halb Dutzend
Mal von vorn an, bis meine arme Lunge ihren letzten
Hauch Athem geopfert hat ... Und als die Tante Suschen
dann auffordert, im Zimmer zu bleiben und ihren Traum
zu erzählen ... ja, da kann sie nicht "jappen" und muß
die Tante und das hochgeehrte Publikum erst panto¬
mimisch um Geduld bitten, bis sie ein wenig Athem
geschöpft hat ... und dann geht das in infini¬
tum
wieder von vorn an und die tapferen Magyaren
rufen wieder Eljen und Dacapo und klatschen und trampeln,
und Suschen muß wieder fünf bis sechs Mal vorhüpfen

Es ging mit dem kartoffelſchälenden, kindlich naiven
Suschen Anfangs über Erwarten gut. Bis zur Fenſter¬
ſzene hatte ich mich glücklich durchgearbeitet und —
durchgeſchrieen … Nun ging das Hüpfen los und ich hüpfe
auch mit Bravour und ſeelenvergnügt, daß ich die ſeidene
Schürze, mit der ich ſpäter meinen geliebten Alonſo be¬
zaubern will, glücklich in den Spitzenkarton hineinpraktizirt
habe, unter jubelndem Beifall des Hauſes auf die Thür
zu — weiter und immer weiter … Endlich, nach einer
wahren Reiſe, habe ich die Thüre erreicht und ſchöpfe
draußen tief Athem, froh, daß auch dies Martyrium
glücklich überſtanden iſt … Aber, o weh! Suschens
Hüpfen hat vor den feurigen Augen und martialiſchen
Schnauzern der edlen Magyaren Gnade gefunden …
Sie rufen und rufen Eljen! und klatſchen und trampeln
und klatſchen — und das arme Suschen muß wieder
auf die Bühne hüpfen und ihren Dank knixen und
hüpft dann wieder ab … und ſo noch ein halb Dutzend
Mal von vorn an, bis meine arme Lunge ihren letzten
Hauch Athem geopfert hat … Und als die Tante Suschen
dann auffordert, im Zimmer zu bleiben und ihren Traum
zu erzählen … ja, da kann ſie nicht »jappen« und muß
die Tante und das hochgeehrte Publikum erſt panto¬
mimiſch um Geduld bitten, bis ſie ein wenig Athem
geſchöpft hat … und dann geht das in infini¬
tum
wieder von vorn an und die tapferen Magyaren
rufen wieder Eljen und Dacapo und klatſchen und trampeln,
und Suschen muß wieder fünf bis ſechs Mal vorhüpfen

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[287/0315] Es ging mit dem kartoffelſchälenden, kindlich naiven Suschen Anfangs über Erwarten gut. Bis zur Fenſter¬ ſzene hatte ich mich glücklich durchgearbeitet und — durchgeſchrieen … Nun ging das Hüpfen los und ich hüpfe auch mit Bravour und ſeelenvergnügt, daß ich die ſeidene Schürze, mit der ich ſpäter meinen geliebten Alonſo be¬ zaubern will, glücklich in den Spitzenkarton hineinpraktizirt habe, unter jubelndem Beifall des Hauſes auf die Thür zu — weiter und immer weiter … Endlich, nach einer wahren Reiſe, habe ich die Thüre erreicht und ſchöpfe draußen tief Athem, froh, daß auch dies Martyrium glücklich überſtanden iſt … Aber, o weh! Suschens Hüpfen hat vor den feurigen Augen und martialiſchen Schnauzern der edlen Magyaren Gnade gefunden … Sie rufen und rufen Eljen! und klatſchen und trampeln und klatſchen — und das arme Suschen muß wieder auf die Bühne hüpfen und ihren Dank knixen und hüpft dann wieder ab … und ſo noch ein halb Dutzend Mal von vorn an, bis meine arme Lunge ihren letzten Hauch Athem geopfert hat … Und als die Tante Suschen dann auffordert, im Zimmer zu bleiben und ihren Traum zu erzählen … ja, da kann ſie nicht »jappen« und muß die Tante und das hochgeehrte Publikum erſt panto¬ mimiſch um Geduld bitten, bis ſie ein wenig Athem geſchöpft hat … und dann geht das in infini¬ tum wieder von vorn an und die tapferen Magyaren rufen wieder Eljen und Dacapo und klatſchen und trampeln, und Suschen muß wieder fünf bis ſechs Mal vorhüpfen

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/315>, abgerufen am 22.11.2024.