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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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beruhigte Cora ... und die Ochsen öffneten uns gro߬
herzig eine schmale Gasse. Ich hörte späterhin erst,
welch' einer großen Gefahr wir entgangen seien. Denn
wär mir ein einziger Ochse wild geworden und hätte
uns mit seinen Hörnern attaquirt, so wären seine lieben
Kollegen unzweifelhaft seinem Beispiele gefolgt -- und
mit meinen Kunstreisen wäre es wohl auf immer vor¬
bei gewesen.

Die Schwesterstädte Pest-Ofen gefielen mir ungemein;
besonders Ofen liegt sehr malerisch auf dem Berge. Die
Straßen machen einen freundlichen, großstädtischen Ein¬
druck und sind mit den schönsten, stolzen, feurigen
Menschen belebt. Sogar die Juden sehen hier weniger
-- jüdisch aus, als in Posen.

Aber welch' einen Schreck bekam ich, als ich bei der
ersten Probe das Pester deutsche Theater betrat! Die
Bühne ist über nochmal so breit und tief, als im Berliner
Opernhause, das Proßenium wie ein trostlos kahler
Exerzirplatz und der Zuschauerraum kaum zu übersehen.
Dabei ist das Haus so gegen alle Regeln der Akustik
gebaut, daß, wenn der Schauspieler nicht mit ganzer
Lungenkraft schreit, er von vornherein darauf verzichten
muß, auch nur vom ersten Parterre verstanden zu werden.
Darum dominirten anno 1834 in Pest auch die Oper,
Spektakelstücke und Lokalpossen.

Von meinem ersten Auftreten als Donna Diana
schweige ich am besten. Wie verrathen und verloren
kam ich mir auf der Riesenbühne vor und geisterhaft

beruhigte Cora … und die Ochſen öffneten uns gro߬
herzig eine ſchmale Gaſſe. Ich hörte ſpäterhin erſt,
welch' einer großen Gefahr wir entgangen ſeien. Denn
wär mir ein einziger Ochſe wild geworden und hätte
uns mit ſeinen Hörnern attaquirt, ſo wären ſeine lieben
Kollegen unzweifelhaft ſeinem Beiſpiele gefolgt — und
mit meinen Kunſtreiſen wäre es wohl auf immer vor¬
bei geweſen.

Die Schweſterſtädte Peſt-Ofen gefielen mir ungemein;
beſonders Ofen liegt ſehr maleriſch auf dem Berge. Die
Straßen machen einen freundlichen, großſtädtiſchen Ein¬
druck und ſind mit den ſchönſten, ſtolzen, feurigen
Menſchen belebt. Sogar die Juden ſehen hier weniger
— jüdiſch aus, als in Poſen.

Aber welch' einen Schreck bekam ich, als ich bei der
erſten Probe das Peſter deutſche Theater betrat! Die
Bühne iſt über nochmal ſo breit und tief, als im Berliner
Opernhauſe, das Proſzenium wie ein troſtlos kahler
Exerzirplatz und der Zuſchauerraum kaum zu überſehen.
Dabei iſt das Haus ſo gegen alle Regeln der Akuſtik
gebaut, daß, wenn der Schauſpieler nicht mit ganzer
Lungenkraft ſchreit, er von vornherein darauf verzichten
muß, auch nur vom erſten Parterre verſtanden zu werden.
Darum dominirten anno 1834 in Peſt auch die Oper,
Spektakelſtücke und Lokalpoſſen.

Von meinem erſten Auftreten als Donna Diana
ſchweige ich am beſten. Wie verrathen und verloren
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[285/0313] beruhigte Cora … und die Ochſen öffneten uns gro߬ herzig eine ſchmale Gaſſe. Ich hörte ſpäterhin erſt, welch' einer großen Gefahr wir entgangen ſeien. Denn wär mir ein einziger Ochſe wild geworden und hätte uns mit ſeinen Hörnern attaquirt, ſo wären ſeine lieben Kollegen unzweifelhaft ſeinem Beiſpiele gefolgt — und mit meinen Kunſtreiſen wäre es wohl auf immer vor¬ bei geweſen. Die Schweſterſtädte Peſt-Ofen gefielen mir ungemein; beſonders Ofen liegt ſehr maleriſch auf dem Berge. Die Straßen machen einen freundlichen, großſtädtiſchen Ein¬ druck und ſind mit den ſchönſten, ſtolzen, feurigen Menſchen belebt. Sogar die Juden ſehen hier weniger — jüdiſch aus, als in Poſen. Aber welch' einen Schreck bekam ich, als ich bei der erſten Probe das Peſter deutſche Theater betrat! Die Bühne iſt über nochmal ſo breit und tief, als im Berliner Opernhauſe, das Proſzenium wie ein troſtlos kahler Exerzirplatz und der Zuſchauerraum kaum zu überſehen. Dabei iſt das Haus ſo gegen alle Regeln der Akuſtik gebaut, daß, wenn der Schauſpieler nicht mit ganzer Lungenkraft ſchreit, er von vornherein darauf verzichten muß, auch nur vom erſten Parterre verſtanden zu werden. Darum dominirten anno 1834 in Peſt auch die Oper, Spektakelſtücke und Lokalpoſſen. Von meinem erſten Auftreten als Donna Diana ſchweige ich am beſten. Wie verrathen und verloren kam ich mir auf der Rieſenbühne vor und geiſterhaft

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/313>, abgerufen am 25.11.2024.