Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.der Ohnmacht zu erwachen. Sogleich bemerkte ich zu Nachdem uns Helmersen verlassen, fing ich an zu Krüger's erstes Debüt war der Hamlet -- ich gab der Ohnmacht zu erwachen. Sogleich bemerkte ich zu Nachdem uns Helmerſen verlaſſen, fing ich an zu Krüger's erſtes Debüt war der Hamlet — ich gab <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0254" n="226"/> der Ohnmacht zu erwachen. Sogleich bemerkte ich zu<lb/> meiner Beruhigung, daß man meinen Vater klugerweiſe<lb/> wieder <hi rendition="#g">auf</hi> die Tragbahre placirt hatte, und ich den<lb/> Monolog ohne Gelächterbegleitung zu Ende bringen konnte.<lb/> Nebenbei gewahrte ich auch, wie Helmerſen hinter der<lb/> Szene neben dem erſtarrten Gevatter Jaromir verzweif¬<lb/> lungsvoll die Hände rang, — denn er hatte von ſeinem<lb/> Platz aus ſehen können: — wie die Kaiſerin das Taſchen¬<lb/> tuch vor's Geſicht hielt und vom Lachen überwältigt —<lb/> die Loge verließ.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Nachdem uns Helmerſen verlaſſen, fing ich an zu<lb/> memoriren; — ich ſtudirte, repetirte mit eiſernem Fleiß,<lb/> — faſt Unmögliches hatte ich zu leiſten. Doch die Vor¬<lb/> freude: bald den lieben Freund begrüßen und mich ihm<lb/> als tüchtigere Künſtlerin im Fach der erſten Liebhaberin<lb/> zeigen zu können, half mir alle Anſtrengungen und Be¬<lb/> denken überwinden.</p><lb/> <p>Krüger's erſtes Debüt war der Hamlet — ich gab<lb/> die Ophelia nach Tieck's Auffaſſung … und der rauſchende<lb/> Beifall des enthuſiasmirten Hauſes wollte kein Ende neh¬<lb/> men. Krüger hatte geſiegt und ſein ferneres Gaſtſpiel<lb/> ging nun mit merkwürdiger Friſche und über alle Er¬<lb/> wartung glänzend von ſtatten. Selbſt die plötzlich ein¬<lb/> getretene Hitze hielt die Petersburger nicht ab, Krüger's<lb/> Darſtellungen beizuwohnen; viele deutſche Familien ver¬<lb/> ſchoben das Ueberſiedeln in die reizenden Sommerwohnungen.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [226/0254]
der Ohnmacht zu erwachen. Sogleich bemerkte ich zu
meiner Beruhigung, daß man meinen Vater klugerweiſe
wieder auf die Tragbahre placirt hatte, und ich den
Monolog ohne Gelächterbegleitung zu Ende bringen konnte.
Nebenbei gewahrte ich auch, wie Helmerſen hinter der
Szene neben dem erſtarrten Gevatter Jaromir verzweif¬
lungsvoll die Hände rang, — denn er hatte von ſeinem
Platz aus ſehen können: — wie die Kaiſerin das Taſchen¬
tuch vor's Geſicht hielt und vom Lachen überwältigt —
die Loge verließ.
Nachdem uns Helmerſen verlaſſen, fing ich an zu
memoriren; — ich ſtudirte, repetirte mit eiſernem Fleiß,
— faſt Unmögliches hatte ich zu leiſten. Doch die Vor¬
freude: bald den lieben Freund begrüßen und mich ihm
als tüchtigere Künſtlerin im Fach der erſten Liebhaberin
zeigen zu können, half mir alle Anſtrengungen und Be¬
denken überwinden.
Krüger's erſtes Debüt war der Hamlet — ich gab
die Ophelia nach Tieck's Auffaſſung … und der rauſchende
Beifall des enthuſiasmirten Hauſes wollte kein Ende neh¬
men. Krüger hatte geſiegt und ſein ferneres Gaſtſpiel
ging nun mit merkwürdiger Friſche und über alle Er¬
wartung glänzend von ſtatten. Selbſt die plötzlich ein¬
getretene Hitze hielt die Petersburger nicht ab, Krüger's
Darſtellungen beizuwohnen; viele deutſche Familien ver¬
ſchoben das Ueberſiedeln in die reizenden Sommerwohnungen.
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Zitationshilfe: | Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/254>, abgerufen am 16.02.2025. |