ander Ding, als mit unserem Herrn Wiebe, der die Hollunder-Schlummerßene mit spielt ... Und was hatte der geniale Trotzkopf, als er mir nach vielem Bitten versprochen, die unglückseligen eisernen Hände das nächste Mal wegzulassen, für dieses Opfer auskombinirt? Mit dem Helm auf dem Starrkopf trat er zum schlummernden Käthchen -- noch dazu mit einem Stahlhelm, dessen Visir nicht pariren wollte ...
"Käthchen, schläfst Du?"
"Nein, mein hoher --" klipp -- das "Herr" über¬ tönend.
"Und doch hast Du die Augenlider" -- klapp ...
"Da blinzelte ich ein wenig zum Sprechenden hinauf und sah zu meinem Entsetzen: meinen geliebten Wetter von Strahl mit -- geschlossenem Visir über mich gebeugt ...
Während ich antwortete: "Die Augenlider -- hoher Herr?!" -- schob Wiebe ganz gelassen das rebellische Visir in die Höhe und fuhr fort:
"Wo bist Du denn, mein Käthchen ..." klipp! -- rasselte es abermals ...
Verzweiflungsvoll flüsterte ich: "Helm weg!"
"Sie meinen?" wisperte der Entsetzliche mit größter Ruhe --
"Helm weg!" wiederholte ich desperat, "oder ich erhebe mich und gehe ab!"
Da marschirte Wiebe langsam -- nonchalant, als ob er sich in seiner Wohnstube befände, in die Coulissen und kehrte gemüthlich ohne Helm zum Hollunderbusch
ander Ding, als mit unſerem Herrn Wiebe, der die Hollunder-Schlummerſzene mit ſpielt … Und was hatte der geniale Trotzkopf, als er mir nach vielem Bitten verſprochen, die unglückſeligen eiſernen Hände das nächſte Mal wegzulaſſen, für dieſes Opfer auskombinirt? Mit dem Helm auf dem Starrkopf trat er zum ſchlummernden Käthchen — noch dazu mit einem Stahlhelm, deſſen Viſir nicht pariren wollte …
»Käthchen, ſchläfſt Du?«
»Nein, mein hoher —« klipp — das »Herr« über¬ tönend.
»Und doch haſt Du die Augenlider« — klapp …
»Da blinzelte ich ein wenig zum Sprechenden hinauf und ſah zu meinem Entſetzen: meinen geliebten Wetter von Strahl mit — geſchloſſenem Viſir über mich gebeugt …
Während ich antwortete: »Die Augenlider — hoher Herr?!« — ſchob Wiebe ganz gelaſſen das rebelliſche Viſir in die Höhe und fuhr fort:
»Wo biſt Du denn, mein Käthchen …« klipp! — raſſelte es abermals …
Verzweiflungsvoll flüſterte ich: »Helm weg!«
»Sie meinen?« wiſperte der Entſetzliche mit größter Ruhe —
»Helm weg!« wiederholte ich deſperat, »oder ich erhebe mich und gehe ab!«
Da marſchirte Wiebe langſam — nonchalant, als ob er ſich in ſeiner Wohnſtube befände, in die Couliſſen und kehrte gemüthlich ohne Helm zum Hollunderbuſch
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ander Ding, als mit unſerem Herrn Wiebe, der die
Hollunder-Schlummerſzene mit ſpielt …
Und was hatte der geniale Trotzkopf, als er mir nach
vielem Bitten verſprochen, die unglückſeligen eiſernen
Hände das nächſte Mal wegzulaſſen, für dieſes Opfer
auskombinirt? Mit dem Helm auf dem Starrkopf trat
er zum ſchlummernden Käthchen — noch dazu mit einem
Stahlhelm, deſſen Viſir nicht pariren wollte …
»Käthchen, ſchläfſt Du?«
»Nein, mein hoher —« klipp — das »Herr« über¬
tönend.
»Und doch haſt Du die Augenlider« — klapp …
»Da blinzelte ich ein wenig zum Sprechenden hinauf
und ſah zu meinem Entſetzen: meinen geliebten Wetter
von Strahl mit — geſchloſſenem Viſir über mich gebeugt …
Während ich antwortete: »Die Augenlider — hoher
Herr?!« — ſchob Wiebe ganz gelaſſen das rebelliſche
Viſir in die Höhe und fuhr fort:
»Wo biſt Du denn, mein Käthchen …« klipp! —
raſſelte es abermals …
Verzweiflungsvoll flüſterte ich: »Helm weg!«
»Sie meinen?« wiſperte der Entſetzliche mit größter
Ruhe —
»Helm weg!« wiederholte ich deſperat, »oder ich
erhebe mich und gehe ab!«
Da marſchirte Wiebe langſam — nonchalant, als
ob er ſich in ſeiner Wohnſtube befände, in die Couliſſen
und kehrte gemüthlich ohne Helm zum Hollunderbuſch
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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/246>, abgerufen am 22.11.2024.
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