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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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wählen und einzustudiren. Stücke gab's wohl in Hülle
und Fülle -- aber es fehlte entweder die eine oder die
andere kaiserliche Bedingung: die einaktige Kürze oder
zwei erste Damenrollen! Da entschieden wir uns für
Kotzebue's "Papageien" -- ein unendlich harmloses Stück,
das aber -- lebendig gespielt -- eine sehr erheiternde
Wirkung übt. Der Inhalt des jetzt längst vergessenen
Stückes ist kurz dieser: Eine Mutter glaubt in ihrem
Leben und in ihrer Ehe große Ursache gefunden zu haben,
die bösen, bösen Männer zu hassen. Damit nun ihr
Töchterlein nicht dieselben traurigen Erfahrungen macht,
soll sie die Männer -- gar nicht kennen lernen. Zu
diesem Zwecke hält die Mama das Töchterchen nebst Ge¬
spielin von frühester Kindheit an hinter Schloß und
Riegel. Die beiden jungen Mädchen verbringen ihre
Tage damit, in einem von hoher Mauer umschlossenen
Parke spazieren zu gehen, Vögel zu schießen und gar
possirlich zu plaudern: über die unbekannte Welt hinter
jener Mauer -- voll lauter Frauen. Aber eines schönen
Tages steigen bei Gelegenheit einer Jagd zwei Offiziere
in ihren bunten Röcken über die Gartenmauer -- sehen
die jungen Mädchen und verlieben sich natürlich sterblich
in sie. Entsetzt fliehen die Fräulein vor diesen unbe¬
kannten Raubthieren -- -- bis die Offiziere sich ihnen
als zwei -- Papageien vorstellen. Zum Glück haben die
Dämchen in der Naturgeschichte gelernt, daß Papageien
ganz unschuldige Vögel sind und oft recht ergötzlich zu
plappern verstehen. Das giebt ihnen Muth, sich den

wählen und einzuſtudiren. Stücke gab's wohl in Hülle
und Fülle — aber es fehlte entweder die eine oder die
andere kaiſerliche Bedingung: die einaktige Kürze oder
zwei erſte Damenrollen! Da entſchieden wir uns für
Kotzebue's »Papageien« — ein unendlich harmloſes Stück,
das aber — lebendig geſpielt — eine ſehr erheiternde
Wirkung übt. Der Inhalt des jetzt längſt vergeſſenen
Stückes iſt kurz dieſer: Eine Mutter glaubt in ihrem
Leben und in ihrer Ehe große Urſache gefunden zu haben,
die böſen, böſen Männer zu haſſen. Damit nun ihr
Töchterlein nicht dieſelben traurigen Erfahrungen macht,
ſoll ſie die Männer — gar nicht kennen lernen. Zu
dieſem Zwecke hält die Mama das Töchterchen nebſt Ge¬
ſpielin von früheſter Kindheit an hinter Schloß und
Riegel. Die beiden jungen Mädchen verbringen ihre
Tage damit, in einem von hoher Mauer umſchloſſenen
Parke ſpazieren zu gehen, Vögel zu ſchießen und gar
poſſirlich zu plaudern: über die unbekannte Welt hinter
jener Mauer — voll lauter Frauen. Aber eines ſchönen
Tages ſteigen bei Gelegenheit einer Jagd zwei Offiziere
in ihren bunten Röcken über die Gartenmauer — ſehen
die jungen Mädchen und verlieben ſich natürlich ſterblich
in ſie. Entſetzt fliehen die Fräulein vor dieſen unbe¬
kannten Raubthieren — — bis die Offiziere ſich ihnen
als zwei — Papageien vorſtellen. Zum Glück haben die
Dämchen in der Naturgeſchichte gelernt, daß Papageien
ganz unſchuldige Vögel ſind und oft recht ergötzlich zu
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[214/0242] wählen und einzuſtudiren. Stücke gab's wohl in Hülle und Fülle — aber es fehlte entweder die eine oder die andere kaiſerliche Bedingung: die einaktige Kürze oder zwei erſte Damenrollen! Da entſchieden wir uns für Kotzebue's »Papageien« — ein unendlich harmloſes Stück, das aber — lebendig geſpielt — eine ſehr erheiternde Wirkung übt. Der Inhalt des jetzt längſt vergeſſenen Stückes iſt kurz dieſer: Eine Mutter glaubt in ihrem Leben und in ihrer Ehe große Urſache gefunden zu haben, die böſen, böſen Männer zu haſſen. Damit nun ihr Töchterlein nicht dieſelben traurigen Erfahrungen macht, ſoll ſie die Männer — gar nicht kennen lernen. Zu dieſem Zwecke hält die Mama das Töchterchen nebſt Ge¬ ſpielin von früheſter Kindheit an hinter Schloß und Riegel. Die beiden jungen Mädchen verbringen ihre Tage damit, in einem von hoher Mauer umſchloſſenen Parke ſpazieren zu gehen, Vögel zu ſchießen und gar poſſirlich zu plaudern: über die unbekannte Welt hinter jener Mauer — voll lauter Frauen. Aber eines ſchönen Tages ſteigen bei Gelegenheit einer Jagd zwei Offiziere in ihren bunten Röcken über die Gartenmauer — ſehen die jungen Mädchen und verlieben ſich natürlich ſterblich in ſie. Entſetzt fliehen die Fräulein vor dieſen unbe¬ kannten Raubthieren — — bis die Offiziere ſich ihnen als zwei — Papageien vorſtellen. Zum Glück haben die Dämchen in der Naturgeſchichte gelernt, daß Papageien ganz unſchuldige Vögel ſind und oft recht ergötzlich zu plappern verſtehen. Das giebt ihnen Muth, ſich den

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/242>, abgerufen am 25.11.2024.