Liebhaberinnen ganz charmant. Es herrschte auch mehr Ordnung, mehr Eifer.
Als Intendant stand jetzt sämmtlichen Theatern Fürst Gagarin vor, unter und neben ihm leiteten die geschäftlichen Angelegenheiten die Direktoren der russischen, französischen und deutschen Bühnen. Gagarin wußte dem herrschsüchtigen Fürsten Wolkonski gegenüber seine Würde zu bewahren, und behandelte die deutschen Schauspieler nicht mehr als Stiefkinder. Gagarin war streng, aber gerecht und einsichtsvoll. Einzelne Widerspenstige, die den seit Jahren gewohnten bequemen Schlendrian ungern verbannt sahen, wußte der Fürst auf feine und liebens¬ würdige Art zu versöhnen. Er bestimmte nämlich, daß bei den vom Frühherbst bis zur Fastenzeit in jeder Woche üblichen Benefizen jede solche Vorstellung in derselben Woche wiederholt werden mußte, ehe das nächste Benefiz an die Reihe kam. Auf diese Art zwang er die Trägen und Böswilligen, wenn sie nicht den Vortheil ihres eigenen Benefizes verscherzen wollten, mitwirkend ein¬ zugreifen.
Das Publikum hatte auch Vortheil von dieser Neue¬ rung und war dankbar dafür. Es sah so in jeder Woche ein neues Stück, oder ein älteres beliebtes gut einstudirt, und die Wiederholung desselben. Es ging wirklich, wie die Franzosen sagen: "comme sur les roulettes!"
Auch die russischen Choristen und Tänzerinnen, die in manchen Stücken mitzuwirken hatten, die Maschinisten und sonstige russische Theaterbeamte zeigten sich mir
Liebhaberinnen ganz charmant. Es herrſchte auch mehr Ordnung, mehr Eifer.
Als Intendant ſtand jetzt ſämmtlichen Theatern Fürſt Gagarin vor, unter und neben ihm leiteten die geſchäftlichen Angelegenheiten die Direktoren der ruſſiſchen, franzöſiſchen und deutſchen Bühnen. Gagarin wußte dem herrſchſüchtigen Fürſten Wolkonski gegenüber ſeine Würde zu bewahren, und behandelte die deutſchen Schauſpieler nicht mehr als Stiefkinder. Gagarin war ſtreng, aber gerecht und einſichtsvoll. Einzelne Widerſpenſtige, die den ſeit Jahren gewohnten bequemen Schlendrian ungern verbannt ſahen, wußte der Fürſt auf feine und liebens¬ würdige Art zu verſöhnen. Er beſtimmte nämlich, daß bei den vom Frühherbſt bis zur Faſtenzeit in jeder Woche üblichen Benefizen jede ſolche Vorſtellung in derſelben Woche wiederholt werden mußte, ehe das nächſte Benefiz an die Reihe kam. Auf dieſe Art zwang er die Trägen und Böswilligen, wenn ſie nicht den Vortheil ihres eigenen Benefizes verſcherzen wollten, mitwirkend ein¬ zugreifen.
Das Publikum hatte auch Vortheil von dieſer Neue¬ rung und war dankbar dafür. Es ſah ſo in jeder Woche ein neues Stück, oder ein älteres beliebtes gut einſtudirt, und die Wiederholung deſſelben. Es ging wirklich, wie die Franzoſen ſagen: »comme sur les roulettes!«
Auch die ruſſiſchen Choriſten und Tänzerinnen, die in manchen Stücken mitzuwirken hatten, die Maſchiniſten und ſonſtige ruſſiſche Theaterbeamte zeigten ſich mir
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[201/0229]
Liebhaberinnen ganz charmant. Es herrſchte auch mehr
Ordnung, mehr Eifer.
Als Intendant ſtand jetzt ſämmtlichen Theatern
Fürſt Gagarin vor, unter und neben ihm leiteten die
geſchäftlichen Angelegenheiten die Direktoren der ruſſiſchen,
franzöſiſchen und deutſchen Bühnen. Gagarin wußte dem
herrſchſüchtigen Fürſten Wolkonski gegenüber ſeine Würde
zu bewahren, und behandelte die deutſchen Schauſpieler
nicht mehr als Stiefkinder. Gagarin war ſtreng, aber
gerecht und einſichtsvoll. Einzelne Widerſpenſtige, die
den ſeit Jahren gewohnten bequemen Schlendrian ungern
verbannt ſahen, wußte der Fürſt auf feine und liebens¬
würdige Art zu verſöhnen. Er beſtimmte nämlich, daß
bei den vom Frühherbſt bis zur Faſtenzeit in jeder Woche
üblichen Benefizen jede ſolche Vorſtellung in derſelben
Woche wiederholt werden mußte, ehe das nächſte Benefiz
an die Reihe kam. Auf dieſe Art zwang er die Trägen
und Böswilligen, wenn ſie nicht den Vortheil ihres
eigenen Benefizes verſcherzen wollten, mitwirkend ein¬
zugreifen.
Das Publikum hatte auch Vortheil von dieſer Neue¬
rung und war dankbar dafür. Es ſah ſo in jeder Woche
ein neues Stück, oder ein älteres beliebtes gut einſtudirt,
und die Wiederholung deſſelben. Es ging wirklich, wie
die Franzoſen ſagen: »comme sur les roulettes!«
Auch die ruſſiſchen Choriſten und Tänzerinnen, die
in manchen Stücken mitzuwirken hatten, die Maſchiniſten
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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/229>, abgerufen am 25.11.2024.
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