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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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Dolgoruki trat mir entgegen, fuhr aber beinahe zu¬
rück, "denn", gestand er später, "Ihre hochrothen Wangen,
die fieberhaft blickenden Augen, das Baret, so verwegen
aufgestülpt, -- Alles das erschreckte mich fast ... Nach¬
dem ich aber Wolkonski's Zeilen übergeben und alle
Erlebnisse und Abhetzereien mitgetheilt hatte, wurde er
sehr artig, versprach mir nach Kräften beizustehen und
rieth uns, Cutaizow zu besuchen.

Dieser war der einsylbigste von Allen, aber zuvor¬
kommend und artig.

Jetzt war ich aber auch so erschöpft, daß ich schluch¬
zend in den Wagen sank und rief: "Nun zur Mutter!
Spielen oder nicht, -- ich bedarf der Ruhe." Helmersen
blieb ungerührt bei meinen Klagen, denn sein sehnlichster
Wunsch schien erfüllt zu werden, mein Gastspiel brillant
enden zu wollen, indem der Anfang desselben bei Hofe
gemacht wurde. Zum Glück war bereits ein hübsches
Logis in Beschlag genommen worden, der Bediente ge¬
leitete uns in die neue Behausung, und die Mutter be¬
willkommnete mich mit einem sehr erwünschten Souper.
Endlich konnten wir uns einer erquickenden Ruhe hin¬
geben, deren Wohlthat ich, wie noch nie, empfand.

Um acht Uhr anderen Morgens wurde ich zur Probe
abgeholt, Abends sollte gespielt werden. Ich bewunderte
den Prachtsaal, in welchem sich das Theater befand, desto
weniger die Schauspieler. Ich erkannte das lebensfrische
Lustspiel kaum wieder bei dieser Darstellungsweise. In
Berlin hatten wir es in 11/2 Stunden gespielt, hier dehnte

Dolgoruki trat mir entgegen, fuhr aber beinahe zu¬
rück, »denn«, geſtand er ſpäter, »Ihre hochrothen Wangen,
die fieberhaft blickenden Augen, das Baret, ſo verwegen
aufgeſtülpt, — Alles das erſchreckte mich faſt … Nach¬
dem ich aber Wolkonski's Zeilen übergeben und alle
Erlebniſſe und Abhetzereien mitgetheilt hatte, wurde er
ſehr artig, verſprach mir nach Kräften beizuſtehen und
rieth uns, Cutaizow zu beſuchen.

Dieſer war der einſylbigſte von Allen, aber zuvor¬
kommend und artig.

Jetzt war ich aber auch ſo erſchöpft, daß ich ſchluch¬
zend in den Wagen ſank und rief: »Nun zur Mutter!
Spielen oder nicht, — ich bedarf der Ruhe.« Helmerſen
blieb ungerührt bei meinen Klagen, denn ſein ſehnlichſter
Wunſch ſchien erfüllt zu werden, mein Gaſtſpiel brillant
enden zu wollen, indem der Anfang deſſelben bei Hofe
gemacht wurde. Zum Glück war bereits ein hübſches
Logis in Beſchlag genommen worden, der Bediente ge¬
leitete uns in die neue Behauſung, und die Mutter be¬
willkommnete mich mit einem ſehr erwünſchten Souper.
Endlich konnten wir uns einer erquickenden Ruhe hin¬
geben, deren Wohlthat ich, wie noch nie, empfand.

Um acht Uhr anderen Morgens wurde ich zur Probe
abgeholt, Abends ſollte geſpielt werden. Ich bewunderte
den Prachtſaal, in welchem ſich das Theater befand, deſto
weniger die Schauſpieler. Ich erkannte das lebensfriſche
Luſtſpiel kaum wieder bei dieſer Darſtellungsweiſe. In
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[196/0224] Dolgoruki trat mir entgegen, fuhr aber beinahe zu¬ rück, »denn«, geſtand er ſpäter, »Ihre hochrothen Wangen, die fieberhaft blickenden Augen, das Baret, ſo verwegen aufgeſtülpt, — Alles das erſchreckte mich faſt … Nach¬ dem ich aber Wolkonski's Zeilen übergeben und alle Erlebniſſe und Abhetzereien mitgetheilt hatte, wurde er ſehr artig, verſprach mir nach Kräften beizuſtehen und rieth uns, Cutaizow zu beſuchen. Dieſer war der einſylbigſte von Allen, aber zuvor¬ kommend und artig. Jetzt war ich aber auch ſo erſchöpft, daß ich ſchluch¬ zend in den Wagen ſank und rief: »Nun zur Mutter! Spielen oder nicht, — ich bedarf der Ruhe.« Helmerſen blieb ungerührt bei meinen Klagen, denn ſein ſehnlichſter Wunſch ſchien erfüllt zu werden, mein Gaſtſpiel brillant enden zu wollen, indem der Anfang deſſelben bei Hofe gemacht wurde. Zum Glück war bereits ein hübſches Logis in Beſchlag genommen worden, der Bediente ge¬ leitete uns in die neue Behauſung, und die Mutter be¬ willkommnete mich mit einem ſehr erwünſchten Souper. Endlich konnten wir uns einer erquickenden Ruhe hin¬ geben, deren Wohlthat ich, wie noch nie, empfand. Um acht Uhr anderen Morgens wurde ich zur Probe abgeholt, Abends ſollte geſpielt werden. Ich bewunderte den Prachtſaal, in welchem ſich das Theater befand, deſto weniger die Schauſpieler. Ich erkannte das lebensfriſche Luſtſpiel kaum wieder bei dieſer Darſtellungsweiſe. In Berlin hatten wir es in 1½ Stunden geſpielt, hier dehnte

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/224>, abgerufen am 25.11.2024.