lichster Weise vorzustellen. Da sah ich die berühmte Mutter und ihre jungen Töchter zuerst in Minna von Barnhelm. Bertha gab die Minna, Klara (später Frau Hoppe und als Frau Liedtke gestorben) die Franziska, während die Mutter die "Dame in Trauer" nicht für zu gering für sich hielt. Am zweiten Abend debütirte Bertha als "Mädchen von Marienburg", während die Mutter die "Gräfin Mentschikoff" spielte. Die treffliche Schule der Mutter war bei den talentvollen Töchtern nicht zu verkennen, und man glaubte zuweilen die Mutter in den Töchtern wiederzuerkennen, so treu war besonders die "Minna" kopirt. Ja, diese Minna war nicht in drei Tagen einstudirt, wie ich es mußte, um bei der Königstädter Bühne Karoline Müller zu ihren Triumphen als "Franziska" zu verhelfen.
In der Stich-Crelinger ist die letzte Schülerin Iff¬ land's begraben. Obgleich sie Schuld an meinem Scheiden von Berlin trug -- denn neben ihr hätte ich nie das erste Fach erringen können -- so weinte ich doch theilnahmsvolle Thränen, als mich vor wenigen Jahren die Trauerkunde erreichte: Auguste Stich-Crelinger ist nicht mehr!
Auch die freundliche Genugthuung hatte ich noch, daß Frau Crelinger gegen die tüchtige Oberinspektorin des Hamburger Thalia-Theaters, Emilie Faller, meiner lobend gedachte: "Eine so edle, ehrliche Rivalin habe ich nie wieder neben mir auf der Bühne gehabt. Das hat mich besonders ihre Nachfolgerin empfinden lassen!"
lichſter Weiſe vorzuſtellen. Da ſah ich die berühmte Mutter und ihre jungen Töchter zuerſt in Minna von Barnhelm. Bertha gab die Minna, Klara (ſpäter Frau Hoppé und als Frau Liedtke geſtorben) die Franziska, während die Mutter die »Dame in Trauer« nicht für zu gering für ſich hielt. Am zweiten Abend debütirte Bertha als »Mädchen von Marienburg«, während die Mutter die »Gräfin Mentſchikoff« ſpielte. Die treffliche Schule der Mutter war bei den talentvollen Töchtern nicht zu verkennen, und man glaubte zuweilen die Mutter in den Töchtern wiederzuerkennen, ſo treu war beſonders die »Minna« kopirt. Ja, dieſe Minna war nicht in drei Tagen einſtudirt, wie ich es mußte, um bei der Königſtädter Bühne Karoline Müller zu ihren Triumphen als »Franziska« zu verhelfen.
In der Stich-Crelinger iſt die letzte Schülerin Iff¬ land's begraben. Obgleich ſie Schuld an meinem Scheiden von Berlin trug — denn neben ihr hätte ich nie das erſte Fach erringen können — ſo weinte ich doch theilnahmsvolle Thränen, als mich vor wenigen Jahren die Trauerkunde erreichte: Auguſte Stich-Crelinger iſt nicht mehr!
Auch die freundliche Genugthuung hatte ich noch, daß Frau Crelinger gegen die tüchtige Oberinſpektorin des Hamburger Thalia-Theaters, Emilie Faller, meiner lobend gedachte: »Eine ſo edle, ehrliche Rivalin habe ich nie wieder neben mir auf der Bühne gehabt. Das hat mich beſonders ihre Nachfolgerin empfinden laſſen!«
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lichſter Weiſe vorzuſtellen. Da ſah ich die berühmte
Mutter und ihre jungen Töchter zuerſt in Minna von
Barnhelm. Bertha gab die Minna, Klara (ſpäter Frau
Hoppé und als Frau Liedtke geſtorben) die Franziska,
während die Mutter die »Dame in Trauer« nicht für
zu gering für ſich hielt. Am zweiten Abend debütirte
Bertha als »Mädchen von Marienburg«, während die
Mutter die »Gräfin Mentſchikoff« ſpielte. Die treffliche
Schule der Mutter war bei den talentvollen Töchtern
nicht zu verkennen, und man glaubte zuweilen die Mutter
in den Töchtern wiederzuerkennen, ſo treu war beſonders
die »Minna« kopirt. Ja, dieſe Minna war nicht in
drei Tagen einſtudirt, wie ich es mußte, um bei der
Königſtädter Bühne Karoline Müller zu ihren Triumphen
als »Franziska« zu verhelfen.
In der Stich-Crelinger iſt die letzte Schülerin Iff¬
land's begraben. Obgleich ſie Schuld an meinem Scheiden
von Berlin trug — denn neben ihr hätte ich nie das erſte
Fach erringen können — ſo weinte ich doch theilnahmsvolle
Thränen, als mich vor wenigen Jahren die Trauerkunde
erreichte: Auguſte Stich-Crelinger iſt nicht mehr!
Auch die freundliche Genugthuung hatte ich noch,
daß Frau Crelinger gegen die tüchtige Oberinſpektorin
des Hamburger Thalia-Theaters, Emilie Faller, meiner
lobend gedachte: »Eine ſo edle, ehrliche Rivalin habe
ich nie wieder neben mir auf der Bühne gehabt. Das
hat mich beſonders ihre Nachfolgerin empfinden laſſen!«
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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/202>, abgerufen am 25.11.2024.
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