als ich -- Sie sind schön -- liebenswürdig -- talent¬ voll ... und längst ein Liebling der Berliner ... Nie werde ich hinterlistig gegen Sie auftreten, -- nie Ihnen durch Kabalen zu schaden suchen ... Aber ich sage Ihnen offen und ehrlich: ich werde meine Stellung -- als erste Liebhaberin an der königlichen Bühne -- mit allen mir zu Gebote stehenden erlaubten Mitteln behaupten ... denn, glauben Sie mir, auch ich habe mir dieselbe erst durch jahrelangen beharrlichen Fleiß, durch Entbehrungen -- ja, durch Demüthigungen erkämpfen müssen ... Nicht die kleinste Rolle werde ich Ihnen freiwillig abgeben ..."
"O, wenn ich dies hätte ahnen können, ich würde um keinen Preis das Engagement bei der königlichen Bühne angenommen haben," klagte ich betrübt -- "lieber wäre ich nach Karlsruhe zurückgekehrt ..."
"Mißverstehen Sie mich nicht, liebes Fräulein," sagte meine "aufrichtige Gegnerin" jetzt freundlicher. "Ich weiß Ihre neue Stellung von Ihrer Persönlichkeit sehr wohl zu trennen -- und letztere ist mir sogar sym¬ pathisch und werth. Aber ich kann Ihnen doch unmög¬ lich selber dazu behülflich sein, daß Sie am Ende gar in einzelnen Rollen mehr gefallen, als ich -- und mich so verdrängen -- verdunkeln? ... Wehren Sie sich nach Kräften gegen mich -- ich werde Ihnen darum nicht böse sein -- machen Sie Ihre Schule durch, wie ich die meinige durchgemacht habe ... so werden Sie sich mit der Zeit auch Bahn brechen ... Und wenn Sie erst meine Jahre erreicht haben -- (die Stich zählte drei¬
als ich — Sie ſind ſchön — liebenswürdig — talent¬ voll … und längſt ein Liebling der Berliner … Nie werde ich hinterliſtig gegen Sie auftreten, — nie Ihnen durch Kabalen zu ſchaden ſuchen … Aber ich ſage Ihnen offen und ehrlich: ich werde meine Stellung — als erſte Liebhaberin an der königlichen Bühne — mit allen mir zu Gebote ſtehenden erlaubten Mitteln behaupten … denn, glauben Sie mir, auch ich habe mir dieſelbe erſt durch jahrelangen beharrlichen Fleiß, durch Entbehrungen — ja, durch Demüthigungen erkämpfen müſſen … Nicht die kleinſte Rolle werde ich Ihnen freiwillig abgeben …«
»O, wenn ich dies hätte ahnen können, ich würde um keinen Preis das Engagement bei der königlichen Bühne angenommen haben,« klagte ich betrübt — »lieber wäre ich nach Karlsruhe zurückgekehrt …«
»Mißverſtehen Sie mich nicht, liebes Fräulein,« ſagte meine »aufrichtige Gegnerin« jetzt freundlicher. »Ich weiß Ihre neue Stellung von Ihrer Perſönlichkeit ſehr wohl zu trennen — und letztere iſt mir ſogar ſym¬ pathiſch und werth. Aber ich kann Ihnen doch unmög¬ lich ſelber dazu behülflich ſein, daß Sie am Ende gar in einzelnen Rollen mehr gefallen, als ich — und mich ſo verdrängen — verdunkeln? … Wehren Sie ſich nach Kräften gegen mich — ich werde Ihnen darum nicht böſe ſein — machen Sie Ihre Schule durch, wie ich die meinige durchgemacht habe … ſo werden Sie ſich mit der Zeit auch Bahn brechen … Und wenn Sie erſt meine Jahre erreicht haben — (die Stich zählte drei¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0197"n="169"/>
als ich — Sie ſind ſchön — liebenswürdig — talent¬<lb/>
voll … und längſt ein Liebling der Berliner … Nie<lb/>
werde ich hinterliſtig gegen Sie auftreten, — nie Ihnen<lb/>
durch Kabalen zu ſchaden ſuchen … Aber ich ſage Ihnen<lb/>
offen und ehrlich: ich werde meine Stellung — als erſte<lb/>
Liebhaberin an der königlichen Bühne — mit allen mir zu<lb/>
Gebote ſtehenden erlaubten Mitteln behaupten … denn,<lb/>
glauben Sie mir, auch ich habe mir dieſelbe erſt durch<lb/>
jahrelangen beharrlichen Fleiß, durch Entbehrungen — ja,<lb/>
durch Demüthigungen erkämpfen müſſen … Nicht die<lb/>
kleinſte Rolle werde ich Ihnen freiwillig abgeben …«</p><lb/><p>»O, wenn ich dies hätte ahnen können, ich würde<lb/>
um keinen Preis das Engagement bei der königlichen<lb/>
Bühne angenommen haben,« klagte ich betrübt — »lieber<lb/>
wäre ich nach Karlsruhe zurückgekehrt …«</p><lb/><p>»Mißverſtehen Sie mich nicht, liebes Fräulein,«<lb/>ſagte meine »aufrichtige Gegnerin« jetzt freundlicher.<lb/>
»Ich weiß Ihre neue Stellung von Ihrer Perſönlichkeit<lb/>ſehr wohl zu trennen — und letztere iſt mir ſogar ſym¬<lb/>
pathiſch und werth. Aber ich kann Ihnen doch unmög¬<lb/>
lich ſelber dazu behülflich ſein, daß Sie am Ende gar<lb/>
in einzelnen Rollen mehr gefallen, als ich — und mich<lb/>ſo verdrängen — verdunkeln? … Wehren Sie ſich nach<lb/>
Kräften gegen mich — ich werde Ihnen darum nicht<lb/>
böſe ſein — machen Sie Ihre Schule durch, wie ich<lb/>
die meinige durchgemacht habe …ſo werden Sie ſich<lb/>
mit der Zeit auch Bahn brechen … Und wenn Sie<lb/>
erſt meine Jahre erreicht haben — (die Stich zählte drei¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[169/0197]
als ich — Sie ſind ſchön — liebenswürdig — talent¬
voll … und längſt ein Liebling der Berliner … Nie
werde ich hinterliſtig gegen Sie auftreten, — nie Ihnen
durch Kabalen zu ſchaden ſuchen … Aber ich ſage Ihnen
offen und ehrlich: ich werde meine Stellung — als erſte
Liebhaberin an der königlichen Bühne — mit allen mir zu
Gebote ſtehenden erlaubten Mitteln behaupten … denn,
glauben Sie mir, auch ich habe mir dieſelbe erſt durch
jahrelangen beharrlichen Fleiß, durch Entbehrungen — ja,
durch Demüthigungen erkämpfen müſſen … Nicht die
kleinſte Rolle werde ich Ihnen freiwillig abgeben …«
»O, wenn ich dies hätte ahnen können, ich würde
um keinen Preis das Engagement bei der königlichen
Bühne angenommen haben,« klagte ich betrübt — »lieber
wäre ich nach Karlsruhe zurückgekehrt …«
»Mißverſtehen Sie mich nicht, liebes Fräulein,«
ſagte meine »aufrichtige Gegnerin« jetzt freundlicher.
»Ich weiß Ihre neue Stellung von Ihrer Perſönlichkeit
ſehr wohl zu trennen — und letztere iſt mir ſogar ſym¬
pathiſch und werth. Aber ich kann Ihnen doch unmög¬
lich ſelber dazu behülflich ſein, daß Sie am Ende gar
in einzelnen Rollen mehr gefallen, als ich — und mich
ſo verdrängen — verdunkeln? … Wehren Sie ſich nach
Kräften gegen mich — ich werde Ihnen darum nicht
böſe ſein — machen Sie Ihre Schule durch, wie ich
die meinige durchgemacht habe … ſo werden Sie ſich
mit der Zeit auch Bahn brechen … Und wenn Sie
erſt meine Jahre erreicht haben — (die Stich zählte drei¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/197>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.