Reue", und in "Gabriele", in Frankreich "Valerie" genannt.
Im Januar 1828 wurde mir ein glänzendes Engage¬ ment von der kaiserlich russischen Intendanz für das Fach der ersten Liebhaberin am deutschen Theater in St. Petersburg angetragen. Die junge, schöne Mad. Federsen, der Liebling des deutschen Publikums, war plötzlich gestorben und mußte ersetzt werden. Die Arme hatte zu viel -- Sauerkraut gegessen!
So verlockend die neue Stellung war und allen meinen Wünschen zu entsprechen schien, zögerte ich doch mit der Zusage und gestand unumwunden: daß ich erst nach erfolgtem Gastspiel mich binden könne, um zu sehen, wie ich -- und ob es mir in der Czarenstadt gefiele.
Unermüdet hatte ich seit meinem ersten Auftreten auf der königlichen Bühne eifrigst studirt, die sogenannte Schulzeit wie ein Soldat "von der Pike auf" durch¬ gemacht. In jeder Woche hatte ich wenigstens dreimal gespielt, jede -- auch die kleinste Rolle willig übernommen und mir so ein ganz hübsches Lustspielrepertoir ge¬ bildet ... Aber die Pforten zu höheren Aufgaben waren mir nur -- ausnahmsweise geöffnet.
Wie in Karlsruhe Mad. Neumann, so suchte Mad. Stich in Berlin ihre Stellung zu behaupten. Entschloß sich Letztere je, einer Rolle zu entsagen, so fiel diese Mad. Unzelmann zu oder Mad. Komitsch, wie denn
Reue«, und in »Gabriele«, in Frankreich »Valerie« genannt.
Im Januar 1828 wurde mir ein glänzendes Engage¬ ment von der kaiſerlich ruſſiſchen Intendanz für das Fach der erſten Liebhaberin am deutſchen Theater in St. Petersburg angetragen. Die junge, ſchöne Mad. Federſen, der Liebling des deutſchen Publikums, war plötzlich geſtorben und mußte erſetzt werden. Die Arme hatte zu viel — Sauerkraut gegeſſen!
So verlockend die neue Stellung war und allen meinen Wünſchen zu entſprechen ſchien, zögerte ich doch mit der Zuſage und geſtand unumwunden: daß ich erſt nach erfolgtem Gaſtſpiel mich binden könne, um zu ſehen, wie ich — und ob es mir in der Czarenſtadt gefiele.
Unermüdet hatte ich ſeit meinem erſten Auftreten auf der königlichen Bühne eifrigſt ſtudirt, die ſogenannte Schulzeit wie ein Soldat »von der Pike auf« durch¬ gemacht. In jeder Woche hatte ich wenigſtens dreimal geſpielt, jede — auch die kleinſte Rolle willig übernommen und mir ſo ein ganz hübſches Luſtſpielrepertoir ge¬ bildet … Aber die Pforten zu höheren Aufgaben waren mir nur — ausnahmsweiſe geöffnet.
Wie in Karlsruhe Mad. Neumann, ſo ſuchte Mad. Stich in Berlin ihre Stellung zu behaupten. Entſchloß ſich Letztere je, einer Rolle zu entſagen, ſo fiel dieſe Mad. Unzelmann zu oder Mad. Komitſch, wie denn
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Reue«, und in »Gabriele«, in Frankreich »Valerie«
genannt.
Im Januar 1828 wurde mir ein glänzendes Engage¬
ment von der kaiſerlich ruſſiſchen Intendanz für das
Fach der erſten Liebhaberin am deutſchen Theater in
St. Petersburg angetragen. Die junge, ſchöne Mad.
Federſen, der Liebling des deutſchen Publikums, war
plötzlich geſtorben und mußte erſetzt werden. Die Arme
hatte zu viel — Sauerkraut gegeſſen!
So verlockend die neue Stellung war und allen
meinen Wünſchen zu entſprechen ſchien, zögerte ich doch
mit der Zuſage und geſtand unumwunden: daß ich erſt
nach erfolgtem Gaſtſpiel mich binden könne, um zu ſehen,
wie ich — und ob es mir in der Czarenſtadt gefiele.
Unermüdet hatte ich ſeit meinem erſten Auftreten
auf der königlichen Bühne eifrigſt ſtudirt, die ſogenannte
Schulzeit wie ein Soldat »von der Pike auf« durch¬
gemacht. In jeder Woche hatte ich wenigſtens dreimal
geſpielt, jede — auch die kleinſte Rolle willig übernommen
und mir ſo ein ganz hübſches Luſtſpielrepertoir ge¬
bildet … Aber die Pforten zu höheren Aufgaben waren
mir nur — ausnahmsweiſe geöffnet.
Wie in Karlsruhe Mad. Neumann, ſo ſuchte Mad.
Stich in Berlin ihre Stellung zu behaupten. Entſchloß
ſich Letztere je, einer Rolle zu entſagen, ſo fiel dieſe
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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/184>, abgerufen am 25.11.2024.
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